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Kultur: Erstes globalisierungskritisches Filmfestival in Potsdam

Filme zeigen Menschen, deren Leben immer mehr von Profitgier und Ausbeutung bestimmt wird /Eröffnung am 20. Januar

Filme zeigen Menschen, deren Leben immer mehr von Profitgier und Ausbeutung bestimmt wird /Eröffnung am 20. Januar Zum ersten globalisierungskritischen Filmfestival in Potsdam lädt das Filmmuseum vom 20. bis 25. Januar ein. Gezeigt werden Dokumentationen unterschiedlichster Couleur, die für jene Menschen ein Sprachrohr sein sollen, deren Lebensbereiche immer mehr von Profit-Logik und Ausbeutung dominiert werden. Das Programm reicht von Selbstdokumentationen indonesischer Palmölarbeiter über die Porträtierung mexikanischer Immigranten in den USA bis hin zu Videoaufnahmen der weltweiten Protestbewegung. Eröffnet wird das Festival, das in Kooperation mit attac Potsdam und der Heinrich Böll Stiftung entstand, mit der französischen Dokumentation „IWF - Die Macht der Kredite“, zu der Prof. Dr. Helmut Knüppel von der Fachhochschule die Einführung gibt (20.1., 18 Uhr). Pascal Vasselin begleitete 1999 den damaligen IWF-Chef Michel Camdessus zu seinen Verhandlungen mit den Ländern, die sich um Kredite des Währungsfonds bemühen. Ein spannender Einblick in die Mechanismen dieser Institution: Faktisch erreicht der IWF eine Kontrolle der Innenpolitik der „geförderten" Staaten, die ihre wirtschaftlichen Bemühungen im Sinne der reichen Industrie-Nationen umstrukturieren müssen. Hinter der jovialen Fassade des „Mannes mit dem Scheckbuch" verbirgt sich ein System, das einen weltweit freien Warenverkehr für die Großkonzerne als Fortschritt für arme Länder verkauft. Zwei Filme beschäftigen sich mit dem G8-Gipfel in Genua im Jahr 2001. So beschriebt die italienische Dokumentation „Carlo Giuliani, Ragazzo“ die letzten Stunden des 24-Jährigen, der bei Ausschreitungen während des Gipfeltreffens von italienischen Polizisten erschossen wurde. Francesca Comencinis aufwändige Recherche kommt zu dem Ergebnis, dass die offizielle Version „Notwehr" nicht zutreffend ist. Der Film wurde schon vor seiner Fertigstellung in Italien verboten und letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt. Gezeigt wird zudem „Genua G8-Gipfel“: Das Genua-Tagebuch des alternativen Videokollektivs kanalB dokumentiert die Ereignisse des Gipfels, lässt Protestierende zu Wort kommen, ihre Ziele und Motive erklären und rekonstruiert, wie die Gewalt eskaliert und ihren Höhepunkt mit dem Tod von Carlos Guiliani findet. „Bread and Roses“ (Regie Ken Loach) erzählt über Maya, die als illegale Einwanderin aus Mexiko in die USA kommt. Als Putzfrau wird sie Teil jenes Heeres von Angestellten aller Nationalitäten, die in der Nacht in den Bürohäusern von L.A. arbeiten. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Rosa kann Maya es nicht akzeptieren, sich schamloser Ausbeutung zu unterwerfen. Mit der Handkamera erzählt und mit zwei großartigen mexikanischen Schauspielerinnen widmet sich „Bread and Roses“ eindringlich einem brennend aktuellen Thema, das auf tatsächlichen Begebenheiten beruht. Nach Mexiko entführt der Streifen „Medicinas de Todos“. In einem kleinen, von der Regierung vergessenen Dorf im Urwald organisieren sich die Einwohner ihr Gesundheitssystem selbst, denn die ungewöhnliche Pflanzenvielfalt der Region birgt wahre Schätze an Heilkräutern. „Biopiraten", von Pharmakonzernen entsandte Kundschafter, spionieren die Geheimnisse aus, um sie in ihrem Sinne zu verwerten. Wo steht die weltweite globalisierungskritische Bewegung? Wo sind die Alternativen zum neoliberalen System der Ausbeutung? Was ist zu tun? Der Film „Eine Welt zu erfinden“ in der Regie von Florian Schneider stellt diese Fragen bekannten KritikerInnen der derzeitigen Zustände wie Saskia Sassen, Antonio Negri oder Michael Hardt. Die Antworten mögen oftmals visionär klingen, aber es ist zu spüren: Überall auf der Welt vernetzt sich der Widerstand, und der Traum von einer gerechteren Welt muss keine Utopie bleiben. Am 22. Januar um 20 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion zu dem Thema: „Privatisierung über alles: Was kostet die Welt?" Mit dabei sind Klaus Lederer (PDS), Barbara Dickhaus (weed) und Günter Rexrodt (FDP). Die Moderation hat Dr. phil. Albert Scharenberg. Karten unter 0331/27181 12 (4,50, erm. 3,50 Euro); Festivaltickets (8 Vorführungen) für 24 Euro, erm. 19 Euro.

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