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Leonard Carow stand mit acht Jahren zum ersten Mal vor der Kamera und arbeitet für den Weltkriegsfilm „Gefährten“ mit Steven Spielberg. Jetzt feiert er mit seinem Regiedebüt im Babelsberger Thalia Premiere.

© Andreas Klaer

Die Magie der kleinen Dinge: Regiedebüt von Leonard Carow feiert in Potsdam Premiere

Vor 20 Jahren begann Carow als Kinderdarsteller seine Filmkarriere. Bei den ersten Kinderfilmtagen im Thalia Kino stellt er nun seinen Kurzfilm „Hex Papa, Hex!“ vor.

Die Welt mit all ihren Schwierigkeiten aus der Sicht von Kinderaugen zeigen und die Magie im Alltäglichen wiederentdecken: Darum geht es dem Potsdamer Leonard Carow. In seinem Regiedebüt „Hex Papa, Hex!“ erzählt er von Marie (Freda Wilhelm), die nach dem Tod ihrer Oma darauf wartet, dass deren Hexen-Fähigkeiten auf sie übergehen. Stattdessen bemerkt sie aber Veränderungen bei ihrem alleinerziehenden Papa (Simon Steinhorst).

Der 20-minütige Kurzfilm feiert am Samstag (27. Mai) bei den ersten Kinderfilmtagen im Babelsberger Thalia-Kino Premiere. Danach geht er auf Festivaltour. Auch in möglichst vielen Kitas und Schulen wolle man ihn zeigen, erzählt Leonard Carow den PNN. Auf die Reaktionen besonders der kleinen Zuschauer ist er gespannt: „Sie sind sehr ehrlich“, sagt der 28-Jährige.

Der Potsdamer ist praktisch im Film groß geworden und machte als Autodidakt seinen Weg. Er stand mit acht Jahren zum ersten Mal für einen „Tatort“-Krimi vor der Kamera, war – genau wie seine beiden Schwestern Isabel und Amber Bongard – in vielen Kino- und Fernsehfilmen zu sehen. 2011 machte er mit Steven Spielbergs Weltkriegsfilm „Gefährten“ einen Abstecher aufs internationale Parkett, 2016 war er in Hans Steinbichlers Buchverfilmung „Das Tagebuch der Anne Frank“ zu erleben. 2017 erhielt er den Nachwuchspreis der Goldenen Kamera – wie vor ihm schon Katja Riemann, Nina Hoss oder Liv Lisa Fries.

Szenenbild aus "Hex Papa, Hex!", dem Regiedebüt des Potsdamer Regisseurs Leonard Carow. Hauptdarsteller Freda Wilhelm und Simon Steinhorst.

© Leonard Carow

Und wenn jetzt von einem Regiedebüt die Rede ist, stimmt das auch nur bedingt. Schon immer interessierte sich Leonard Carow auch für die Arbeit hinter der Kamera: „Für mich ist das wie zwei verschiedene Muskeln trainieren“, sagt er. Ob als Schauspieler die künstlerische Vision anderer umsetzen oder als Regisseur eigenen Ideen entwickeln und andere Leute anleiten: „Mir macht beides unglaublich viel Spaß.“ Er drehte unter anderem gemeinsam mit seinen Schwestern eine Miniserie für Youtube, außerdem Musikvideos und kleinere Projekte mit Freunden.

Film ist ein kreativer Prozess, es geht um Freude am Spielen, am Denken und Ausprobieren.

Leonard Carow, Potsdamer Regisseur und Schauspieler

Für „Hex Papa, Hex!“ gab es aber erstmals eine offizielle Förderung, ein richtiges Budget. Mit zusammen 45.000 Euro unterstützten das Kuratorium Junger Deutscher Film und die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen das Projekt. Mascha Albl war Produzentin.

Vernünftige Produktionsbedingungen seien ihm wichtig gewesen, nicht zuletzt, weil auch Kinder beteiligt waren. Das führte dem 28-Jährigen, der selbst noch keine Kinder hat, die Verantwortung als Filmemacher noch einmal anders vor Augen. Er habe immer dafür sorgen wollen, dass nicht nur die technischen Rahmenbedingungen am Set stimmen, sondern auch die emotionalen. „Film ist ein kreativer Prozess, es geht um Freude am Spielen, am Denken und Ausprobieren“, sagt er. Für die Kinder müsse man die Arbeitsatmosphäre richtig liebevoll und angenehm gestalten, habe er sich vorgenommen. „Und dann war mein nächster Gedanke: Nein, eigentlich für alle.“

Carow führte Regie und schrieb Drehbuch und Filmmusik

Leonard Carow war nicht nur Regisseur, sondern schrieb auch Drehbuch und die Filmmusik für Cello, Piano, E-Gitarre und Trompete. Wenn er beim Drehbuch nicht weiterkam, „bin ich ans Klavier gegangen, um zu probieren, was der Ton der Geschichte ist, die ich erzählen möchte“, sagt er.

Der kreative Funke zündete während Corona. Er habe Glück gehabt, dass seine Schauspielprojekte trotz Pandemieeinschränkungen nicht ganz abgesagt wurden, erzählt er. Trotzdem hatte er auch mehr Zeit für sich. Bei langen Spaziergängen im Wald und einer Reise durch Schweden entwickelte er die Idee für den modernen Hexenfilm, der ohne „Blitz, Drama und Zaubersprüche“ auskommt. „Es geht darum, den Blick zu öffnen dafür, dass sehr viel Magie um uns ist im Alltag“, sagt er.

Die richtige Mischung: Freda Wilhelm und Simon Steinhorst in „Hex Papa, Hex!“.

© Leonard Carow

Die findet er in den scheinbar kleinen Dingen: Wie man aus Kräutern einen Heiltee bereitet, wie man mit Tieren umgeht. „Der Film ist stark in der Realität verankert, öffnet aber durch die Perspektive der Kinder den Blick auf das Fantastische in der Welt“, sagt Leonard Carow. Solche Filme habe er als Kind geliebt. Als ein Beispiel nennt er die Filme des japanischen Animationsstudios Ghibli. Gedreht wurde in Köln, einer Stadt, deren Charme man erst auf den zweiten Blick entdecke.

Bei der Premiere im Thalia Kino in Babelsberg will Carow den kleinen Gästen auch die Welt des Filmemachens nahebringen. Nach dem Film wird er unter anderem mit Hauptdarstellerin Freda Wilhelm über die Dreharbeiten berichten. Das soll Lust machen aufs Ausprobieren – ohne Druck, sagt er.

Spruchreife Pläne für neue Projekte vor oder hinter der Kamera hat Leonard Carow momentan nicht, will aber auf jeden Fall beides weiter parallel verfolgen. Ein Ziel ist ein Langfilm als Regisseur. Der könnte auch wieder etwas mit den Protagonisten von „Hex Papa, Hex!“ zu tun haben. „Ich habe nach wie vor das Gefühl, dass da sehr viel drin steckt in der Geschichte“, sagt er.

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