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Kultur: Der Name ist Programm

Das Ensemble Sans Souci musizierte zum Abschluss der Potsdamer Hofkonzerte im Schlosstheater

Das Ensemble Sans Souci musizierte zum Abschluss der Potsdamer Hofkonzerte im Schlosstheater Von Sonja Lenz Diese Traversflöte beflügelt die Fantasie. Ihr warmer, voller Klang und ihre edle Gestalt aus Ebenholz und Elfenbein faszinieren das Publikum im Schlosstheater. Vor allem aber ihre Geschichte: Friedrich der Große hätte auf ihr gespielt haben können. Stolz stellt Christoph Huntgeburth sein Instrument vor. Friedrich Gabriel August Kirst, der auch den Preußenkönig mit Flöten beliefert hat, hat das klingende Schmuckstück 1770 gebaut. Christoph Huntgeburth zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Block- und Traversflötisten. Er spielt neben Nachbauten aus seiner eigenen Werkstatt ausschließlich Originalinstrumente. Für das Weihnachtskonzert der „Potsdamer Hofkonzerte“ hat er das besondere Instrument aus seiner umfangreichen Flötensammlung ausgewählt. Schließlich geht es um „Kammermusik am Hofe Friedrich II“. Das Ensemble Sans Souci lässt Musik von Friedrich dem Großen und seinen wichtigsten Hofmusikern im originalen Ambiente aufleben. Zahlreiche Konzerte und Sonaten hat der Flöte spielende König für den eigenen Gebrauch geschrieben. Zeitgenossen rühmten vor allem seinen Vortrag des Adagios. In der Flötensonate e-Moll, die Christoph Huntgeburth für die Matinee ausgesucht hat, dominieren allerdings die schnellen Sätze. Den rasanten und fantasiebegabten königlichen Melodien widmete sich der Flötist mit der Ausdrucksmacht seines historischen Instruments – und ohne die eigenwillige Tempogestaltung, die man Friedrichs Spiel gern nachsagte. Sans Souci, der Name ist Programm. Um die Harmonie und Qualität im Spiel des Ensembles muss man sich keine Sorgen machen. Christoph Huntgeburths Kollegen Irmgard Huntgeburth (Barockvioline) und Niklas Trüstedt (Gambe) sind ausgewiesene Kenner der Alten Musik, die sich gemeinsam seit 1985 mit Fragen der historischen Aufführungspraxis, der Wiederentdeckung von Raritäten und der Geistesgeschichte der Zeit auseinandersetzen. Mit der Cembalistin Christine Schornsheim arbeiten sie regelmäßig zusammen. Stilbewusst, engagiert, vielleicht ein bisschen kopflastig näherten sich die vier Musiker den reizvollen Hofkompositionen. Johann Joachim Quantz, Franz Benda, Johann Gottlieb Graun, Carl Philipp Emanuel Bach – der Alte Fritz ist an diesem Vormittag umgeben von Musikern, die ihn lange Jahre hindurch begleitet haben. Von Quantz Flötenspiel war Friedrich schon mit 16 Jahren so beeindruckt, dass er bei ihm Unterricht nahm. Der Flötenvirtuose und Lehrer war auch ein außerordentlich produktiver Komponist. Allein für seinen königlichen Schützling hat er rund 300 Konzerte geschrieben. Feinsinnig zelebrierte das Ensemble Sans Souci die effektvoll ineinander verzahnten Wechselspiele zwischen Geige und Flöte, die schwerelos tänzelnde Siciliana und das spritzige Finale seiner Triosonate. Die Gebrüder Graun und Benda gehörten schon seit der Rheinsberger Kronprinzenzeit zu Friedrichs Hofmusikern. Johann Gottlieb Graun, damals einer der größten Violinvirtuosen, wurde Konzertmeister der königlichen Kapelle. In seiner wendigen, beschwingten Triosonate überließ Irmgard Huntgeburth trotzdem dem Flötisten die Führungsrolle. Sie vertiefte sich mit größerer Hingabe in Franz Bendas Violinsonate mit ihren überraschenden Wechseln zwischen melodienseligen und feurigen Passagen. Der Musiker aus Böhmen zählte ebenfalls zu den bedeutendsten Saitenkünstlern seiner Zeit. Mit Carl Philipp Emanuel Bach stand Friedrich auch schon in frühen Jahren in Kontakt. Er konnte ihn aus Etatgründen allerdings erst nach seinem Regierungsantritt anstellen. 27 Jahre lang blieb Bach in seinen Diensten. Vor allem seine Klavierwerke und ihr Einfluss auf nachfolgende Generationen haben ihm einen Platz in der Musikgeschichte gesichert. Christine Schornsheim spielte seine „Preußische Sonate“ mit schnurrenden Läufen, vergnügungssüchtigen Trillern und spannungsgeladenen Pausen. Auch wenn der Vater des damals berühmten C.P.E. Bach zu Friedrichs Zeiten als altmodisch galt, ließ man sich im Schlosstheater einen Ausschnitt aus Johann Sebastians Triosonate G-Dur gern gefallen. Mit dem Weihnachtskonzert ging die 13. Saison der „Potsdamer Hofkonzerte“ zu Ende. Die nächste Spielzeit beginnt am 30. April und steht unter dem Motto „Gärten des Orient“. Die Programmvorschau verspricht ein Pasticcio aus zwei Gluck-Opern, ein „Salome“-Ballett und eine „Entführung in den Serail“ mit Musik von Mozart, türkischen Klängen und Bauchtanz.

Sonja Lenz

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