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Rund 1000 Menschen besuchen die Potsdam Bibliothek am Tag.

© Ottmar Winter

100 Jahre Haus der Bücher : Potsdamer Doppeljubiläum der besonderen Art

Die Stadt- und Landesbibliothek feiert ihr 100-jähriges Bestehen mit einer Festwoche. Was das Haus mit wechselvoller Geschichte für die Stadt bedeutet.

Von Alicia Rust

Je mehr ich las, umso näher brachten die Bücher mir die Welt, um so heller und bedeutsamer wurde für mich das Leben“, soll einst der russische Erzähler und Dramatiker Maxim Gorki (1868 - 1936) gesagt haben. Einige der Besucher der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB) werden möglicherweise in diesen Tagen ähnlich empfinden, wenn sie das lichtdurchflutete Foyer der größten kommunalen Bücherherberge Brandenburgs betreten. Mit einem Festakt, einer Festwoche, sowie mit mehreren Höhepunkten wird das nunmehr 100-jährige Bestehen der Einrichtung gefeiert. Das Doppeljubiläum beinhaltet 100 Jahre Landesbibliothek, sowie 30 Jahre Stadt- und Landesbibliothek.

Eine Einrichtung nicht kommerzieller Natur

„Ein hundertjähriges Jubiläum, zumal ein doppeltes, ist schon etwas besonderes“, so Marion Mattekat, Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB). Insbesondere, wenn es sich um eine Einrichtung handelt, die jeder kostenlos besuchen und nutzen kann. Die Besucher der Bibliothek bilden einen Querschnitt der gesamten Gesellschaft ab. „Wir blicken wir auf 100 Jahre einer ziemlich wechselvollen Geschichte zurück“, sagt die Bibliotheks- Chefin.

Der Bereich der Landesbibliothek geht auf die Gründung im Jahre 1922 zurück. Als „Wissenschaftliche Zentralbücherei der Provinzialverwaltung Brandenburg, war sie zunächst eine reine Verwaltungsbibliothek mit Sitz in Berlin. Erst 1939 wurde sie nach Potsdam verlegt, dort fusionierte sie 1969 mit der Stadt- und Bezirksbibliothek zur Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek (WAB). 1992 wurde die Einrichtung gemeinsam mit der Stadtbibliothek zum integrierten Bibliotheksmodell: Zur Stadt- und Landesbibliothek, zur (SLB), wie sie heute genannt wird.

Bei uns dreht sich alles um Menschen, Medien und Informationen.

Marion Mattekat, Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam

„Bei uns dreht sich alles um Menschen, Medien und Informationen“, sagt Mattekat. Denn was wäre wohl eine Bibliothek ohne die Menschen, die sie mit Leben füllen? „Tatsächlich sah es während der Covid-Zeit durch die ganzen Einschränkungen ziemlich mau aus, wir hatten große Einbußen“, sagt Mattekat. Inzwischen könne man aber mit durchschnittlich rund 1000 Menschen am Tag wieder an die Besucherzahlen von Vor-Covid Zeiten anknüpfen.

Besonders in Krisenzeiten ist es wichtig, eine Einrichtung zu haben, die Menschen zum Austausch und zum verweilen einlädt; auch jene, die zuhause vielleicht vereinsamen würden. 

Marion Mattekat

Wer bei einer Bibliothek aber an verstaubte Bücherregale und laminierte Buchdeckel denkt, wird in der SLB schnell eines Besseren belehrt. „In allererster Linie sind wir eine moderne und ziemlich lebendige Bildungseinrichtung; wir arbeiten zum Beispiel eng mit den Kitas- und Schulen zusammen“, so Mattekat. Auch sei die Stadt- und Landesbibliothek ein Ort der Begegnung für Menschen aller Art und vor allem aller Altersklassen. „Besonders in Krisenzeiten ist es wichtig, eine - nicht kommerzielle - Einrichtung zu haben, die Menschen zum Austausch und zum verweilen einlädt; auch jene, die zuhause vielleicht vereinsamen würden.“

SLB-Direktorin Marion Mattekat mit dem Kinder-Roboter „Dash“.

© Ottmar Winter

Doch nicht nur Bücherfreunde kommen hier auf ihre Kosten. Neben gemütlichen Leseecken und Sitzinseln stehen auch zahlreiche Arbeitsplätze zur Verfügung; mit oder ohne technische Ausrüstung wie Laptop, Scanner und Drucker. Besonders beliebt sind diese etwa bei Studenten oder bei Freiberuflern. Ferner gibt es regelmäßig Experten-Workshops wie zum Beispiel zum Thema „digitale Zukunft“. „Bei uns wird beispielsweise alles über den Einsatz Robotern erklärt, auch über die vielen Möglichkeiten, die etwa 3-D-Drucker jetzt schon, aber auch in der Zukunft bieten“, sagt die Direktorin nicht ganz ohne Stolz. Außerdem bietet die SLB ihren Besuchern zahlreiche Film- und Musikstreaming-Angebote.

Gut aufgestellt ist das Haus auch für die Bedürfnisse kleiner Besucher. Beliebt sind die „Tigerbooks“ für Kinder von zwei bis zehn Jahren oder Tonyboxen; jene kleine kastenförmige Audiosysteme, mit dem Kinder selbstbestimmt Geschichten, Lieder und vieles mehr erleben können. Die dazugehörigen „Tonys“, in Form von kleinen Figürchen, liefern Musik und Hörspiele, was verzweifelte Eltern normalerweise mitunter tief in die Taschen greifen lässt.

Leseförderung und die Vermittlung von Medienkompetenz bietet die SLB außerdem. All das und noch viel mehr gibt es für einen Jahresbeitrag von 19 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind beitragsfrei. Doch für diesen überschaubare Beitrag sind beileibe nicht nur Bücher und Digitales im Angebot.

In der SLB steht der Nachhaltigkeitsgedanke ganz vorne

Auch die „Bibliothek der Dinge“ erfreut sich - selbst wenn sie noch nicht so bekannt ist - großer Nachfrage. „Vieles von dem, was wir besitzen, brauchen wir oftmals nur ganz selten, oder gar nicht“, so Mattekat. In der SLB stehe der Nachhaltigkeitsgedanke seit jeher ganz vorne, „daher verleihen wir auch Gegenstände!“

Wie zum Beispiel eine Seifenblasenmaschine für die nächste Geburtstagsparty. Oder Sportgeräte, wie Badmintonschläger und Instrumente. Wer mag, kann sich so einmal im Spiel der Ukulele ausprobieren oder gar trommeln. Der absolute Renner sei zurzeit aber der elektrische Fensterputzer; ein Kärcher. Bei den Kindern punktet hingegen der hellblaue und einäugige Roboter „Dash“, der - ganz spielerisch und nebenbei - erste Programmierkenntnisse für Kinder ab sechs Jahren vermitteln soll.

Und wohin steuert die SLB in den kommenden hundert Jahren? „Ich kann zwar nicht in die Zukunft schauen, doch eins ist sicher: Die Bibliothek wird ihr Angebot immer danach ausrichten, Menschen in ihrem Wissensdurst und in ihren Bedürfnissen zu unterstützen und weiterhin ein offenes Haus für alle zu bieten.“ Für etliche sei die SLB nämlich inzwischen fast so etwas, wie ihr zweites zu Hause.

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