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Auch der Südhang des Aasbergs soll in das Entwicklungsgebiet Krampnitz aufgenommen werden.

© Manfred Thomas

Neues Wohngebiet in Potsdams Norden: Keine „Schöne Aussicht“ für die Krampnitzer

Das Land untersagt die Aasberg-Bebauung. Der Stadt entgeht dadurch ein Millionengeschäft

Von Katharina Wiechers

Leichte Hanglage und Blick über den Fahrländer See – nach den Plänen der Stadt sollte die „Schöne Aussicht“ eigentlich das Filetstück des neuen Wohnviertels in Krampnitz werden. Doch was vor zwei Wochen schon durchsickerte (PNN berichteten), hat sich nun bestätigt: Die Bebauung des südlichen Aasbergs wird nicht genehmigt. Ein entsprechender Bescheid der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg sei bei der Stadtverwaltung Potsdam eingegangen, bestätigte Stadtsprecherin Regina Thielemann am Dienstag. Darin steht es schwarz auf weiß: Krampnitz darf zwar zum Wohngebiet entwickelt werden, allerdings ohne die „Schöne Aussicht“, die innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes entstehen sollte. Weil dort hochpreisige Einfamilienhäuser geplant waren, entgeht der Stadt dadurch ein Geschäft in Millionenhöhe.

Konkret handelt es sich bei dem nun ergangenen Bescheid um das Urteil der Landesbehörde über das sogenannte Zielabweichungsverfahren. Dieses hatte Potsdam angestrebt, weil die Bebauung des ehemaligen Kasernen-Geländes im Norden in der bisherigen Landesplanung nur zu einem Bruchteil vorgesehen war. Bis 2023 will Potsdam dort ein komplett neues Wohnviertel für mehrere Tausend Menschen errichten. Zum einen sollen die Kasernen aus den 1930er-Jahren saniert, zum anderen neue Gebäude errichtet werden (siehe Kasten).

Nun heißt es von der Behörde, dass die Zielabweichung und damit die Wohnbebauung grundsätzlich zulässig seien. Schließlich sei nicht vorhersehbar gewesen, dass Potsdams Bevölkerung derart schnell wächst. Bei den früheren Planungen war man davon ausgegangen, dass die Stadt bis 2020 rund 160 000 Einwohner haben wird. Tatsächlich wird diese Marke aber wohl schon dieses Jahr geknackt. Außerdem können weitere Flächen nördlich von Bornim anders als früher geplant nicht vollständig bebaut werden, weil sie 2011 zur Pufferzone der Unesco-Welterbestätte deklariert wurden.

Allerdings erlaubt die Behörde die Bebauung in Krampnitz nur unter mehreren Auflagen – offenbar hat sich das Landesumweltministerium unter Anita Tack (Linke) mit seinen Bedenken durchgesetzt: So muss die Stadt ein belastbares Verkehrskonzept vorlegen und nachweisen, dass Luftverschmutzung und Lärmbelastung vermieden werden. Zudem sollen fünf der geplanten 118 Hektar aus Naturschutzgründen von der Bebauung ausgenommen werden. Dabei geht es um einen relativ schmalen Streifen im Nordosten des Geländes, der an die Naturlandschaft Döberitzer Heide grenzt, sowie die Landwirtschafts- und Waldflächen am unteren Teil des Aasbergs im Süden des Geländes. Diese liegen innerhalb des Landschaftsschutzgebietes Königswald. Eben dort sollte die „Schöne Aussicht“ entstehen.

57 Einzelhäuser und 17 Doppelhäuser wollte die Stadt dort bauen lassen. Zumindest sieht das die vorbereitende Untersuchung für das Entwicklungsgebiet vor, die die städtische Pro-Potsdam-Tochter Polo erstellt hat. „Die Südhanglage mit Blick auf den Fahrländer See bietet sich zudem für teurere Wohnformen an“, heißt es dort. Dieses lukrative Geschäft mit der „Schönen Aussicht“ fällt nun weg. Angeblich würde sich das Defizit der Stadt, das nach bisheriger Planung bei 10,7 Millionen Euro liegen würde, dadurch um fünf Millionen Euro erhöhen.

Allerdings hat die Stadt noch die Möglichkeit, sich gegen die Entscheidung des Landes zu wehren. Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) gab sich allerdings kämpferisch „Die Diskussion mit der Gemeinsamen Landesplanung ist noch nicht abgeschlossen“, sagte er am Abend bei einer Sitzung des Ortsbeirats Fahrland. „Wir halten diese Entscheidung für fachlich falsch und halten an der Bebauung des südlichen Aasbergs fest.“ Ob die Stadt auch über eine Klage gegen den Bescheid nachdenkt, sagte er nicht.

Der Grünen-Stadtverordnete Andreas Menzel, der die Pläne der Stadt und seines Parteifreunds Klipp schon lange kritisiert, begrüßte die Entscheidung der Landesplanung. „Ich bin froh, dass das Naturschutzministerium den Immobilieninteressen die notwendigen Schranken gewiesen hat“, teilte er am Dienstag mit. Eine Bebauung des südlichen Aasbergs hätte eine weitere Zersiedlung bedeutet, fügte er gegenüber den PNN hinzu: „Wenn die schon bestehenden Kasernen umweltgerecht saniert werden, ist das in Ordnung.“ 

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