ATLAS: Wandalismus

Toll! Nun mus ich nicht mehr auf eine einfache weiße, hässliche und monströse Brandwand des auch nicht stadtbildschonenden Bildungsforums (aka Bibliothek) in der Potsdamer Mitte blicken. Nein, es ist – man hatte es nicht zu fürchten gewagt – einem Arbeitskreis gelungen, alles noch jämmerlicher aussehen zu lassen. Jetzt hängen da also drei auch nicht kleine Poster an der trotzdem zu viel großen Wand. Und wir erfahren aus einer Ode an die Presse aus der freudetrunkenen Stadtverwaltung, dass die Poster einem nun tatsächlich knackig mitteilen, was in dem Haus, das Bibliothek, Volkshochschule und Wissensetage beherbergt, drin ist: SLB, VHS und WIS.

Wir erfahren weiter, dass schon vor der Aufhängung etwas passiert ist, was in gutem Deutsch nur schwer zu erklären zu sein scheint: „Der Realisierung der Werbebanner ging eine Diskussion um die Gestaltung der Wandflächen in den politischen Gremien (Zwischenfrage: Wo sind die Wände?) voraus, während der verschiedene Gestaltungsideen geprüft wurden.“ Man konnte auf den ersten Blick genau das ahnen: Ein Prozess hat stattgefunden! Bloß: keine Häme! Denn wir erfahren auch, dass die Verwaltung mit der Gestaltung der Wand mittels eines Riesenbildes der Firma art-efx an sich gescheitert ist: „Der aktuelle Vorschlag der Firma art-efx kam, nachdem die Diskussion abgeschlossen und der Bauantrag für die Poster schon gestellt war.“ Mist, nach Denkschluss! Und wir wissen: Wenn so ein Antrag erst einmal läuft, dann ist der von Beamten nicht mehr einzuholen.

Doch auch das kann die erklärte Freude nicht mildern: „Die weiße Wand ist nicht mehr weiß, sondern so heiter, farbig und abwechslungsreich wie das Profil des neuen Hauses“, prosat die Stadt. Wenn das stimmt, will ich da nicht rein: Ein Toll!haus.