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Um sich Inspiration für die Potsdamer Karstadt-Filiale zu holen, reiste eine Delegation nach Kassel.

© Ottmar Winter

Von Kassel lernen heißt vielleicht Karstadt retten: Was in Potsdams Warenhaus anders laufen könnte

Ein Warenhaus als „regionaler Magnet“: Rathauschef Mike Schubert hat die Filiale in der hessischen Großstadt besichtigt – und viele Ideen mitgebracht.

Nach einer Informationsreise zu einem zukunftsweisenden Karstadt-Warenhaus in Kassel hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) zahlreiche Ideen für die Potsdamer Filiale des angeschlagenen Handelsriesen. Am Freitag hatte er zusammen mit Handelsvertretern aus Potsdam und Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) die hessische Großstadt besucht. „Dort haben die Stadt, die Innenstadthändler und Karstadt ein gemeinsames Konzept für das Haus entwickelt“, berichtete Schubert am Samstag auf PNN-Anfrage.

Ein zentrales Element: In dem Warenhaus ist ein Service-Punkt integriert, an dem Dienstleistungen der Stadt Kassel und deren kommunaler Unternehmen angeboten werden: Zum Beispiel kann man Wohnungsangebote ansehen oder auch ein Führungszeugnis beantragen. „Die Stadt hat dafür auch selbst Geld in die Hand genommen“, sagte Schubert. Ferner gebe es einen Eventbereich für Live-Darbietungen, in dem sich auch Vereine und Institutionen aus Kassel präsentieren könnten. Diese Konzeption als „regionaler Magnet“ sei deutschlandweit einzigartig, heißt es auf der Homepage von Kassel.

Man kann dort eben mehr machen als nur eine Hose kaufen.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD)

Auch weitere Dinge lassen sich erledigen: Ein Schuster, ein Schneideratelier, eine Textilreinigung, ein Werkzeug-Verleih, ein Fotostudio, ein Reisebüro und eine Ticketeria sind als Angebote in dem Kasseler Warenhaus ausgewiesen. „Man kann dort eben mehr machen als nur eine Hose kaufen“, sagte Schubert. Er berichtete, neben dem dortigen DHL-Shop gebe es eine Umkleidekabine, um im Online-Handel gekaufte Kleidung direkt anzuprobieren. Wenn diese nicht zusagt, kann man sie direkt zurücksenden und im Warenhaus nach Alternativen suchen – oder wenn ein bestellter Anzug passt, kann man noch weitere Klamotten anprobieren.

Die Karstadt-Filiale in Kassel umfasst auch einen Servicepunkt der Stadt.

© Landeshauptstadt Potsdam

Ebenso integriert ist laut Schubert ein Regio-Markt mit typischen Produkten aus der Region. Laut Internetseite ist vor Ort auch ein neues Parkhaus zugänglich. Um das Gebäude optisch zur Einkaufsstraße zu öffnen, habe das Warenhaus die Dekoration aus den Schaufenstern genommen, so Schuberts Beobachtung. Mit all solchen Ideen solle mehr Kundschaft in das Haus und auch die umliegenden Geschäfte gelockt werden.

Diese Anregungen sollen am Donnerstag auch bei einer Fachtagung zur Zukunft der Potsdamer Innenstadt besprochen werden. Hauptthema ist auch dort eine mögliche strategische Neuausrichtung der Galeria Karstadt. Ab 13 Uhr trifft man sich dazu in der seit vielen Jahren leerstehenden vierten Etage des Hauses – auch dies ein Dauerproblem, das sich möglicherweise mit einer passenden Idee lösen lassen könnte. An dem Treffen nimmt neben Rathauschef Schubert auch der brandenburgische Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) teil.

Anfang 2023 soll feststehen, welche Warenhäuser schließen müssen

Der Hintergrund für all diese Bemühungen ist ernst: Galeria Karstadt Kaufhof, der letzte große deutsche Warenhauskonzern, kämpft seit Jahren ums Überleben. Ende Oktober musste das zum Handelskonzern Signa gehörende Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen. Ersten Ankündigungen zufolge will das Unternehmen im Rahmen der Sanierungsbemühungen mehr als 40 seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Der Handelsriese mit seinen 17.000 Mitarbeitern ist noch in 97 deutschen Städten vertreten.

Der Warenhauskonzern rechnet erst Anfang nächsten Jahres mit einer Entscheidung darüber, welche Filialen weitergeführt werden. Insofern konnte Schubert nach eigenen Angaben auch aus Kassel keine Information zu den Zukunftsaussichten für das Potsdamer Karstadt-Palais mitbringen. Das Haus war 2005 nach jahrelangem Leerstand wiedereröffnet worden.

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