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Andere Gesundheitsämter wie hier in Berlin nutzen schon seit Monaten das Sormas-System - Potsdam muss nun nachziehen

© dpa

Die Corona-Lage in Potsdam am Montag: Viel Extra-Arbeit im Gesundheitsamt

Das Potsdamer Rathaus hat lange auf eine eigene Software zur Corona-Kontaktverfolgung gesetzt – und muss nun umsteuern und mitten in der Krise ein vom Bund vorgegebenes System nutzen. 

Potsdam - Mitten in der Coronakrise muss sich das Potsdamer Gesundheitsamt bei der Verfolgung von Infektionsketten bei einem wichtigen Software-Tool neu aufstellen. Das hat die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage eingeräumt. Hintergrund ist der Bund-Länder-Beschluss, wonach das sogenannte Sormas-System zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen von Infizierten bis Ende Februar in allen Gesundheitsämtern installiert werden soll. Das Problem: Potsdam hatte bereits im Zuge der Pandemie ein eigenes Software-System zur Dokumentation von Corona-Fällen sowie der Nachverfolgung von Kontaktpersonen entwickelt und damit nach Angaben von Rathaussprecherin Juliane Güldner auch gute Erfahrungen gemacht.

Eigentlich wollte das Rathaus weiter das bisherige System nutzen

Das wollte man auch weiter so tun, wie die Sprecherin deutlich machte. „Die bisherige Planung sah vor, bis zum Ende der zweiten Corona-Welle die bislang eingesetzte interne Entwicklung der Landeshauptstadt Potsdam zu nutzen – um nicht während der Pandemie die Software zu wechseln“, so die Mitteilung. Nun aber werde man der gesetzlichen Pflicht „selbstverständlich nachkommen“. Das bedeute aber auch die „sichere und fehlerfreie“ Überführung von rund 20.000 Datensätzen in das neue System.

Im vergangenen November hatten es Bund und Länder noch bei einer Empfehlung belassen, das am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung entwickelte Sormas-System zu nutzen – damit alle Behörden möglichst mit dem gleichen System arbeiten. In der Folge hatte das Rathaus erklärt, man wolle sich erst nach der Pandemie dort anbinden, weil man eben ein eigenes Programm habe. Das bisher genutzte Potsdamer System hatten das Gesundheitsamt und der städtische IT-Fachbereich bereits seit April 2020 mithilfe einer Grundsoftware des Konzerns Oracle programmiert – um die Krankheitsfälle nicht weiter mit Excel-Tabellen dokumentieren zu müssen. Damals habe das Sormas-System noch nicht alle nötigen Funktionen besessen, hatte Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD) im vergangenen November die angestoßene Programmierung einer eigenen Lösung erklärt.

Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD)
Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD)

© Ottmar Winter

Bereits im November hatte es schon parteiübergreifend Kritik wegen der digitalen Anbindung in Corona-Zeiten gegeben, weil Potsdam als eine von wenigen Kommunen nicht an das Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (Demis) angeschlossen war – was dann allerdings erfolgte. Auch hier hatte das Rathaus in der Folge über sein eigenes System als positives Beispiel für eine einheitliche Dokumentation von Corona-Fällen berichtet – das sei wichtig, um zum Beispiel möglichst rechtssichere Quarantänebescheide auszustellen, hieß es. Mit wie viel zusätzlicher Arbeit, nötiger Weiterbildung und Kosten die Neuaufstellung nun genau verbunden ist, blieb unklar.

Zahl der Neuinfektionen auf ähnlichem Niveau wie vor einer Woche

Derweil ist erstmals seit Tagen die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in Potsdam wieder ganz leicht gestiegen: Von 111,5 auf 112. So meldete die Stadt sechs neue Corona-Infektionen, am vergangenen Montag waren es noch vier. Eine Entwarnung in Bezug auf die hochansteckende Virus-Mutante B117 gab es aus dem Bergmann-Klinikum: In den am vergangenen Donnerstag verschickten Proben aus einem Seniorenwohnheim, einer Kita sowie einer Schule wurde diese Mutation nicht nachgewiesen. Es stünden aber noch Untersuchungsergebnisse aus, hieß es aus dem Klinikum: „Voraussichtlich werden im Laufe der Woche weitere Proben zur Sequenzierung versendet“. Allerdings stieg die Zahl der Patienten auf Intensivstationen von 19 auf 22. Todesfälle wurden am Montag nicht gemeldet.

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46 Prozent der Kita-Kinder in der Notbetreuung

Bemerkenswert ist die Entwicklung in den Kitas, die derzeit nur eine Notbetreuung anbieten, die Eltern aus systemrelevanten Berufen und Alleinerziehende in Anspruch nehmen können. Inzwischen nutzen das allerdings 46 Prozent aller auch sonst anwesenden Kinder, wie das Rathaus mitteilte. Zuletzt hatte das Rathaus sechs Infektionen in Kitas gemeldet, was jeweils für dutzende Kinder und Mitarbeiter eine Quarantäne bedeutete. Nächste Woche sollen die Kitas möglichst wieder in den Regelbetrieb gehen, die Stadt will dafür tausende einfach zu handhabende Corona-Schnelltests sowie Masken für die Erzieher beschaffen.

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