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Landeshauptstadt: Verhängnisvolle frohe Botschaft Die Verbraucherzentrale warnt vor Trickbetrug am Telefon. Ein Potsdamer verlor so beihnahe 400 Euro

Zum Jahresende machen viele Menschen Kassensturz – und müssen feststellen, dass das Geld nicht reicht. Die einen Kaufen sich ein Los der Silversterglücksraketen-Ziehung, für andere scheint leider der Boden bereitet für frohe Botschaften wie jene, die Maik Müller * aus Potsdam ereilte.

Zum Jahresende machen viele Menschen Kassensturz – und müssen feststellen, dass das Geld nicht reicht. Die einen Kaufen sich ein Los der Silversterglücksraketen-Ziehung, für andere scheint leider der Boden bereitet für frohe Botschaften wie jene, die Maik Müller * aus Potsdam ereilte. Wenige Tage vor Weihnachten klingelte das Telefon bei dem 60-Jährigen. Am anderen Ende der Leitung war ein „Notar und Rechtsanwalt“, der freudig erklärte, Maik Müller habe 18 000 Euro gewonnen. „Herzlichen Glückwunsch!“

Maik Müller nimmt an vielen Gewinnspielen teil, er hat den Überblick verloren. Könnte also schon sein, dass er einmal Glück hat, zumal ihm der warme Regen dieses Mal so richtig zupasskäme. Die Schulden könnten bezahlt werden, ein paar Dinge könnten besser geregelt werden, nun, da die Frau schwer krank ist. Von den Rechnungen, die bezahlt, den Wünschen, die endlich einmal erfüllt werden könnten, ganz zu schweigen.

Die Sache aber hat ein Wermutströpfchen. Maik Müller müsse „Gebühren“ zahlen, dann stünde der Geldtransporter mit den 18 000 Euro recht bald vor der Tür, sagte der Herr am Telefon. Der glückliche Gewinner verfügt selbst nur über 200 Euro, borgt sich aber schnell noch weitere 200 Euro von einem Freund und zahlt. Das heißt, er kauft in der Innenstadt sogenannte Paysafe-Checks. Dabei werden reale Geldscheine eines bestimmten Gesamtbetrages gegen eine 16-stellige PIN-Nummer eingetauscht. Einlösen kann das Geld an beliebiger Stelle, wer die PIN-Nummer kennt.

Maik Müller sagt also dem vermeintlichen Übermittler des großen Glücks die PIN durch. Doch was muss er hören? Alles sei schön so, doch nun seien noch weitere 800 Euro „Steuern“ zu bezahlen, dann endlich fahre der Geldtransporter bei Maik Müller vor. Maik Müller wird skeptisch. Was, beginnt er sich zu fragen, wenn die mich nur reinlegen wollen? Langsam dämmert es ihm: Er ist Opfer von Trickbetrügern geworden.

„Keine Vorauskasse zahlen!“, warnt dazu Andreas Baumgart, Jurist der Verbraucherzentrale Potsdam. Wer Gewinne an Bedingungen knüpft, zunächst selbst etwas zu zahlen „handelt gesetzeswidrig und ist ein Gauner“, stellt er klar. Zudem: „Immer muss klar sein, dass niemand etwas zu verschenken hat“, sagt Baumgart: „Woher sollen die Gewinne denn kommen?“ Darum sein Rat: „Unbedingt die Finger davon lassen!“ Oft würden den Opfern neben Geld auch noch persönliche Daten wie Adressen entlockt. Diese Adressen würden dann im zwielichtigen Milieu gehandelt mit dem Ergebnis, dass bald weitere Firmen mit fragwürdigen Angeboten zur Stelle sind. Sich diese Angebote am Telefon auch nur anzuhören, wird dem Verbraucherschützer zufolge immer dazu führen, dass der Betroffene immer häufiger mit Betrugsabsichten angerufen wird. Baumgart zufolge sind die Opfer nicht in jedem Fall arm. Er habe in seiner 22-jährigen Praxis Fälle erlebt, wo wohlhabende Leute angeblich ein Auto gewonnen haben, diese aber mehrere tausend Euro „Überführungsgebühren“ zahlen sollten – und dies auch taten. Der Grund, so Baumgart: „Sie sind selbst so ehrlich, dass sie sich einen derartigen Schwindel einfach nicht vorstellen können.“

Bei den Trickbetrügern handelt es sich laut Polizeihauptkommissar Thorsten Kollenroth von der Potsdamer Polizei nicht nur um Einzeltäter, sondern häufig um „weltweit operierende Banden“. Ihrer habhaft zu werden, sei sehr schwer. Kollenrott: „Wir warnen davor, auf Gewinnspielversprechen hereinzufallen.“ In jedem Fall sei die Polizei zu informieren.

Maik Müller hatte noch Glück im Unglück. Er konnte die Paysafe-PIN-Nummern noch rechtzeitig sperren, er bekommt sein Geld zurück. Eine Lehre war es ihm trotzdem – auch wenn er die 18 000 Euro so gut hätte gebrauchen können.(*Name geändert)

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