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Potsdam: Unruhige Zeiten für „Stadtruhe“

Noch 2013 beginnen erste Bauarbeiten an der Alten Brauerei. Es entstehen 50 Wohnungen. Doch 24 Bands verlieren ihre Probenräume, denn der Umzug in feuchte Keller wäre wohl eine zu teure Alternative

Teltower Vorstadt - Gute Nachrichten für Wohnungssuchende, schlechte womöglich für die Potsdamer Musikszene: Noch in diesem Jahr sollen die ersten Bauarbeiten an der Alten Brauerei an der Albert-Einstein-Straße am Fuße des Brauhausberges beginnen. Bis zum Frühjahr 2015 wird der Gebäudekomplex in einen Wohnstandort mit 50 Wohnungen ausgebaut. Dies erklärten Eric Roßnagel, Geschäftsführer der Nürnberger Firma Terraplan, und der projektausführende Potsdamer Architekt Eric van Geisten gegenüber den PNN. Mit der Baugenehmigung werde in Kürze gerechnet. Etwa 14 Millionen Euro sollen in das Projekt investiert werden, so Roßnagel.

Für 24 Bands, die die leerstehenden Gebäude als Probenort nutzen – darunter die namhafte Band „Hasenscheiße“ – , gibt es entgegen ersten Ankündigungen wohl kaum realistische Chancen, künftig die riesigen unterirdischen Gewölbe als Probenraum nutzen zu können. Laut van Geisten existieren zwei 40 Meter lange und fünf Meter hohe Tonnengewölbe, jedoch „lohnt sich die Investition in die Erde nicht“, so der Architekt am Rande einer Führung durch die Alte Brauerei. Ein Ausbau wäre sehr teuer, da die meterdicken Gemäuer sehr feucht seien. „Aus diesem Grund bleiben die Keller im Wesentlichen unberührt“, sagte van Geisten. Der Investor sei „nicht bereit, sechsstellige Summen in die Keller zu stecken.“ Auf die Frage, ob die Bands noch eine Zukunft in der Brauerei haben werden, sagte van Geisten: „Ich denke nicht.“

Derart ultimativ will sich Terraplan-Chef Roßnagel gegenüber den PNN nicht äußern. Die Lage sei noch nicht zu Ende analysiert. Für den kommenden Monat habe er sich mit dem Gründer der Band-Gemeinschaft „Band-Breite“ und Mitglied der Band „Stadtruhe“, Vico Grottschreiber, zum Gespräch verabredet. Dieser bestätigte dies. Gleichwohl glaubt der Musiker selbst nicht an eine Zukunft für die Bands in der Alten Brauerei. Die Kellergewölbe seien „feucht wie Hund“, so Grottschreiber, „man müsste Millionen investieren, damit die Musiker in den Kellern nicht krank werden oder „die Instrumente wegschimmeln“. Zudem müsste ein separater Eingang gebaut werden, um die künftigen Bewohner nicht zu stören, auch eine Belüftungsanlage, sanitäre Anlagen, eine komplett neue Stromanlage sowie Brandschutzanlagen. Grottschreiber: „Wir sehen das nicht als realistisch an.“

Wie es weitergehe, sei unklar. „Im Augenblick haben wir den perfekten Luxus“, bekennt der 26-Jährige. Ihr Probenraum sei „wie ein zweites Wohnzimmer“. Bislang hätten die Bands einen ungekündigten Mietvertrag. Wenn sie ihre Probenräume verlieren, wäre es ein herber Verlust, auch für Grottschreibers Band: „Wir sind gerade am Durchstarten.“ Im Jugendprojekt Freiland sieht er keine Alternative: „Wir proben hier, um dort aufzutreten.“

Derzeit sind die Musiker der Alten Brauerei dabei, eine Internetseite aufzubauen, um den Kulturstandort zu präsentieren: www.kulturbrauereipotsdam.de. Eine geringe Hoffnung setzt Grottschreiber auf die Politik: „Zumindest ein gewisses politisches Interesse an unserer Situation wäre schön.“ Die Stadt Potsdam hat aber bereits abgewunken. „Wir haben einfach keine Räume“, erklärte Stadtsprecher Jan Brunzlow.

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