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Duell zweier Torschützinnen. Potsdams Pauline Bremer (rechts) versucht hier, den Ball vor Wolfsburgs Martina Müller zu behaupten. Am Ende gab es keinen Sieger.

© Jan Kuppert

Sport: Tor mit rechts und etwas Glück

Im Bundesliga-Spitzenspiel der Frauen trennten sich Turbine Potsdam und der VfL Wolfsburg 1:1

Am Mittelkreis, wo zuvor 90 Minuten lang jeder Grashalm des Babelsberger Karl- Liebknecht-Stadions niedergetreten und mit hohem Einsatz um das runde Leder gekämpft worden war, standen am Samstagmittag kurz nach dem Schlusspfiff zwei Männer in bemerkenswerter Eintracht beisammen und unterwarfen das zuvor Gesehene einer ersten Analyse. „Wir haben da beide festgestellt, dass das heute Werbung für den Frauenfußball war“, erklärte Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder nach dem 1:1 (1:0) im Spitzenspiel der Frauenfußball-Bundesliga, in dem Pauline Bremer in der 38. Spielminute hüben sowie Martina Müller zwanzig Minuten später drüben trafen. „Wir haben uns kurz über das Spiel ausgetauscht und waren uns einig, dass eine solche Partie den Frauenfußball voranbringen kann“, sagte Ralf Kellermann, der Coach des VfL Wolfsburg, der durch das Unentschieden beim Spitzenreiter den Zwei-Punkte-Rückstand nicht wettmachen konnte und nun Vierter ist. Turbine dagegen bleibt Spitzenreiter.

3060 Zuschauer sahen in der Tat ein packendes Spiel mit viel Tempo und rassigen Zweikämpfen. Sahen eine bemerkenswerte Vorstellung der beiden deutschen Champions-League-Teilnehmer, die drei Tage nach dem Einzug ins Achtelfinale der europäischen Königsklasse in Babelsberg die hohen Erwartungen an sie erfüllten. Gastgeber Turbine dominierte in Halbzeit eins, stellte den Deutschen Meister, Pokalsieger und Champions-League- Gewinner dieses Jahres immer wieder vor Probleme. Da Wolfsburg erst spät störte, erspielte sich der Gastgeber Chance um Chance vor allem durch Genoveva Anonma und Ada Hegerberg, die aber zahlreiche gute Gelegenheiten nicht nutzen konnten. Potsdams Führung fiel daher durch einen Standard – und auf spektakuläre Weise. Tabea Kemme jagte einen Freistoß von halblinks aus 35 Metern flach in Wolfsburgs Strafraum, wo Pauline Bremer den Ball mit rechts zu ihrem vierten Saisontreffer in die linke Torecke weiterleitete. „Ich habe nicht lange nachgedacht, sondern nur den Ball kommen sehen und den Fuß hingehalten“, schilderte die mit 17 Jahren jüngste Turbine-Kickerin auf dem Platz diese Situation. „Ein bisschen Glück war natürlich dabei, aber in so einem Spitzenspiel zu treffen ist besonders schön.“ Glück hatten Bremer & Co. allerdings auch, als ein Freistoß Lena Goeßlings kurz vorm Pausenpfiff nur an die Lattenoberkante statt ins Tor flog.

Nach dem Seitenwechsel stellte Kellermann seine Mannschaft taktisch etwas um, kam mit Zsanett Jakabfi eine schnelle Ungarin für die Offensive des VfL, der fortan stärker nach vorn agierte. Die Potsdamerinnen konnten ihr Spiel nicht mehr so wirkungsvoll aufziehen, hatten zwar weiterhin Chancen, mussten aber den Ausgleich durch Stürmerin Martina Müller hinnehmen, die nach einem Zuspiel der Schweizerin Noelle Maritz von rechts zu ihrem siebten Saisontor zur Stelle war. Danach war Wolfsburg sogar dem Sieg nah, doch Schlussfrau Ann-Katrin Berger rettete mit einer Glanztat gegen Jakabfi Turbine den Punkt (65.). „Unsere Torhüterin hat heute sehr gut gehalten“, befand später auch Schröder.

„Im Endeffekt war das 1:1 verdient. Ein bisschen ärgere ich mich aber trotzdem, dass wir unsere letzten Chancen nicht nutzten“, erklärte die Ex-Potsdamerin Viola Odebrecht, die den VfL am Samstag als Kapitänin aufs Feld geführt und mit einem Foul an Hegerberg den Freistoß verursacht hatte, der zur Potsdamer Führung führte. „Das war heute ein Spiel auf Augenhöhe, in dem man Wolfsburgs Qualität merkte“, sagte Turbines Spielführerin Stefanie Draws. Und Tabea Kemme meinte: „Das war ein sehr laufintensives Spiel, und am Ende war die Luft raus. Aber mit dem einen Punkt heute können wir besser leben als Wolfsburg.“

Beide Trainer sprachen am Ende von einer gerechten Punkteteilung. Beeindruckt zeigte sich auch Manager Siegfried Dietrich vom neuen Tabellenzweiten FFC Frankfurt, der gemeinsam mit seinem Coach Collin Bell im Stadion zuschaute und anschließend Schröder mit den Worten gratulierte: „Wir freuen uns auf den Dezember.“ Am 8. 12. kommt Frankfurt nach Potsdam. Im nächsten Heimspiel empfängt Turbine aber erst einmal am 9. oder 10. November den zweifachen Champions-League-Sieger Olympique Lyon zum Achtelfinal-Hinspiel. „Dafür“, so Schröder, „sind wir nach dem heutigen Spitzenspiel gut aufgestellt.“

Turbine Potsdam: Berger; Mjelde, Draws, Kemme; Bremer, Simic (63. Wells), Elsig, Wälti; Evans (83. Nagasaki), Hegerberg (72. Andonova), Anonma.

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