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In Potsdams Kitas ist die Personallage angespannt.

© Andreas Klaer

Angespannte Personallage in Potsdams Kitas: 131 Erzieherinnen-Stellen nicht besetzt

Die Arbeitsagentur erwartet in Zukunft einen hohen Bedarf an Führungskräften. Was die Versorgung mit Kitaplätzen angeht, steht die Stadt in diesem Jahr aber recht gut da.

Die Personallücke an Potsdams Kitas ist größer geworden: Stand Juni waren 131 offene sozialversicherungspflichtige Stellen in Potsdam bei der Arbeitsagentur gemeldet, wie die Behörde auf PNN-Anfrage mitteilte. Demgegenüber stehen 93 arbeitslose Bewerberinnen und Bewerber. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es zum selben Zeitpunkt nur 35 offene Stellen. Die Arbeitsagentur geht davon aus, dass durch den Zuzug in die Stadt auch mittelfristig weiter mit einem steigenden Bedarf an pädagogischem Fachpersonal zu rechnen ist.

Die angespannte Personallage hat spürbare Auswirkungen in den Einrichtungen, weiß man bei der Arbeitsagentur aus den Gesprächen mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitgebern. Dabei werde die Personalplanung als besondere Herausforderung genannt. Das vorhandene Personal mit den Öffnungszeiten und einer optimalen Betreuung der Kinder in Einklang zu bringen, führe „zu einer zunehmenden Belastung“, so die Agentur: „Mitunter entscheiden sich Fachkräfte aus dem Erzieherbereich deshalb für Wechsel in andere Branchen.“ Einrichtungen wiederum reagierten mit verkürzten Betreuungszeiten oder Schließtagen.

Die Arbeitsagentur geht davon aus, dass es in Zukunft wegen der Altersstruktur in der Branche insbesondere einen hohen Bedarf an Führungskräften geben wird. Schon jetzt seien solche Stellen schwer zu besetzen: „Diese scheinen für die Bewerber/-innen wenig attraktiv.“ Im Frühjahr hatten Kitaträger, Erzieherinnen und Eltern beim landesweiten Aktionstag unter dem Motto „Kita-Kollaps“ auf die schwierige Lage aufmerksam gemacht und Verbesserungen gefordert.

Potsdams erste kommunale Kita seit Jahrzehnten startet

Immerhin: Was die Versorgung mit Kitaplätzen - abgesehen von den Personalproblemen - angeht, steht Potsdam in diesem Jahr recht vernünftig da. Wie die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mitteilte, sind beim Betreuungsplatzservice Kita-Tipp derzeit 15 Kinder mit Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz registriert - nur unwesentlich mehr als im vergangenen Jahr. Den betroffenen Familien rät die Stadt, bei der Suche über das wohnortnahe Umfeld hinauszublicken. „Auch die Betreuung in der Kindertagespflege kann durchaus geeignet sein und wird empfohlen.“ Anträge auf Verdienstausfall wegen eines fehlenden Kitaplatzes gebe es derzeit keine.

In Potsdam werden nach Stadtangaben momentan insgesamt 21.402 Plätze in Krippen, Kindertagesstätten und Horten vorgehalten. Außerdem gibt es 265 Betreuungsplätze bei 59 Kindertagespflegepersonen.

 21.402
Plätze in Krippen, Kindertagesstätten und Horten werden in Potsdam vorgehalten

Im Herbst kommen neue Plätze unter anderem in der Integrations-Kita „Bullerbü“ im Bornstedter Feld in der Georg-Hermann-Allee 141 hinzu - die erste kommunale Kita seit Jahrzehnten. Dort sollen nach der Eröffnung voraussichtlich im letzten Quartal dieses Jahres 151 Plätze, darunter 51 für Kinder im Krippenalter und jeweils zehn Integrationsplätze für Krippen- und Kitakinder entstehen.

Die Integrations-Kita „Bullerbü“ in der Georg-Hermann-Allee soll im letzten Quartal 2023 eröffnen.
Die Integrations-Kita „Bullerbü“ in der Georg-Hermann-Allee soll im letzten Quartal 2023 eröffnen.

© Andreas Klaer

Der kommunale Hort „Lummerland“ startet zunächst am Interimsstandort am Humboldtring mit 46 Plätzen für Erstklässler. Perspektivisch soll der Hort an der neu entstehenden Grundschule am Filmpark einmal 350 Plätze umfassen.

Die Kita „Sausewind“ im Zentrum-Ost soll nach der abgeschlossenen Sanierung ab September 2023 Platz für 100 Krippen- und 140 Kitakinder haben - insgesamt 98 Plätze mehr als vor der Sanierung. Ebenfalls voraussichtlich im September eröffnet auch die neue Kita „miniMeter“ in Golm, In der Feldmark 14. Der freie Träger „Die Kinderwelt“ will dort 129 Plätze anbieten.

Kita-Navigator soll im Sommer 2024 starten

Der sogenannte Kita-Navigator, der die Suche nach einem Kitaplatz erleichtern soll und seit Jahren immer wieder verschoben wird, soll im Sommer 2024 starten, erklärte die Stadt auf PNN-Anfrage. Das Vergabeverfahren ende im September 2023. Danach soll der Betrieb vorbereitet werden. „Es wird davon ausgegangen, dass der Zeitplan zu halten ist.“

Finanziell werden die Eltern von Kita- und Schulkindern teils deutlich entlastet: Landesweit ist seit August neben dem letzten auch das vorletzte Kitajahr vor der Einschulung für die Eltern beitragsfrei. Die Kitaträger erhalten vom Land einen finanziellen Ausgleich in Form einer Pauschale von 125 Euro pro Kind und Monat. Ab August 2024 werden dann alle drei Kita-Jahre beitragsfrei.

In Potsdam gilt ab September zudem ein Preisdeckel für Mittagessen an kommunalen Schulen: Das darf dann wie berichtet dann nur noch maximal 3,90 Euro kosten. Die Stadtverordneten hatten einen solchen Preisdeckel beschlossen, nachdem Sozialträger aus dem Plattenbausstadtteil Schlaatz im Frühjahr mit einem Brandbrief vor der wachsenden Zahl an Kindern gewarnt hatten, die wegen zu hoher Preise nicht an der Schulspeisung teilnehmen. Die Differenz zum tatsächlichen Essenspreis übernimmt die Stadt: Im Haushalt sind dafür für dieses Jahr 850.000 Euro, für das kommende Jahr 1,7 Millionen Euro eingestellt. (mit sca/dpa)

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