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Isic Mujesira und ihre Kinder wurden von Annalena Baerbock und Awo-Vorstandschefin Angela Schweers beschenkt.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

Sorgen vor dem Fest: Wie geht es bedürftigen Familien in Potsdam?

Bei der „Von Herzen“-Tour der Arbeiterwohlfahrt gab es am Mittwoch für Familien am Schlaatz eine Bescherung. Die steigenden Preise belasten viele.

Zwischen den Plattenbauten schallt Weihnachtsmusik, es duftet nach Gebäck und Bratwurst und vor einem großen, roten Bus tanzen geschminkte Menschen in Rentierkostümen. Am Mittwochnachmittag machte die „Von Herzen Tour“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo) auf dem Marktplatz im Schlaatz Station. Dutzende Familien und vor allem viele Kinder drängten sich um den Bus. Die Klinikclowns brachten die Kinder zum Lachen.

Für die Helfer der Awo war es der Abschluss einer zweiwöchigen Tour. 736 Kilometer habe der rote Bus zurückgelegt, hieß es. 50 Haltepunkte in Potsdam und den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Oberhavel und dem Havelland wurden angesteuert. „2350 Schokoladennikoläuse wurden verteilt und 300 Weihnachtsengel“, berichtete Awo-Chefin Angela Schweers. 1500 Geschenke wurden verteilt. Mit 500 davon wurden sogar individuelle Wünsche erfüllt. Kinder aus den Awo-Einrichtungen hatten nämlich Wunschzettel gebastelt, die ab November zum Beispiel im Thalia-Kino an Wunschbäumen hingen und von Gästen erfüllt wurden. Finanziert wurde alles aus Spenden.

Weihnachten ist für viele die Zeit, sich und anderen etwas zu gönnen. Doch angesichts steigender Lebenshaltungskosten fällt das immer mehr Menschen schwer. Das ist die Beobachtung von Franziska Löffler, die bei der Awo das Büro Kinderarmut leitet. Das ganze Jahr über organisiert es Beratung und materielle Unterstützung für bedürftige Familien: Schulmaterialien, Laptops für den Distanzunterricht oder Schwimmkurse zum Beispiel. „Es kommen mehr Menschen und es kommen inzwischen auch andere. Leute, die bisher noch nie um Hilfe bitten mussten“, sagt sie. „Wir haben Doppelverdiener mit zwei Kindern. Auf dem Papier verdienen die nicht schlecht, aber sie haben keine Reserven.“ Wenn dann die Nachzahlungsforderung für die Heizkosten komme, werde es problematisch.

Franziska Löffler vom Büro Kinderarmut der Awo im Einsatz als Weihnachtselfe.
Franziska Löffler vom Büro Kinderarmut der Awo im Einsatz als Weihnachtselfe.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

Zum Abschluss der diesjährigen Tour kamen auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Beide Politikerinnen wohnen in Potsdam und unterstützen den Awo Bezirksverband bereits seit vielen Jahren. „Sonst sind wir Arbeitskolleginnen, heute aber Hilfselfen“, stellte sich Geywitz den Kindern vor.  „Kein Kind sollte Weihnachten ohne Geschenk sein.“ Folglich war es ihre Hauptaufgabe, an zwei Ständen die Geschenke zu verteilen, die sich die Kinder ausgesucht hatten.

„Für viele Familien sind die gestiegenen Preise eine große Herausforderung“, sagte Baerbock. Geschenke, ein festliches Essen, Besuch bei Verwandten - all das könne Sorgen bereiten, die auch die Jüngsten spüren. „Ich möchte, dass die Vorfreude auf Weihnachten bleibt und wir am heutigen Tag einen kleinen Beitrag dazu leisten.“

Eine der Besucherinnen war Isic Mujesira, die den Wagen mit ihren zwei- und dreijährigen Kindern zu Baerbocks Stand manövrierte. „Ich wohne hier um die Ecke.“ Sie freue sich sehr, dass die Awo die Aktion wieder veranstalte. Das sei eine große Hilfe. Für die zweijährige Dzemil gab es einen kleinen Gummiball und einen Schokoladenweihnachtsmann. Der dreijährige Merim ließ sich ebenfalls Schokolade und einen Plüsch-Oktopus in seine Papiertüte packen.

Die diesjährige Tour war das zweite „Weihnachten zum Mitnehmen“ in dieser Form. In den Jahren vor der Corona-Pandemie hatte die Awo zu mobilen Weihnachtsmärkten in Potsdam, Potsdam-Mittelmark und im Havelland eingeladen. Weihnachtsmarkt und „Weihnachten zum Mitnehmen“ richten sich insbesondere an Familien mit Kindern, die sich einen Weihnachtsmarktbesuch oder auch Geschenke kaum oder gar nicht leisten können. In früheren Jahren hatte die Awo von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen zur Weihnachtsfeier in ein Potsdamer Sterne-Hotel eingeladen. Unter den knapp 1000 Gästen waren auch damals schon über 350 Kinder.

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