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Sport: Reif fürs Guinness-Buch

Zusammen sind sie 109 Jahre alt – Rolf Pockrandt und Wolfgang Thurley aus Caputh gehen seit 43 Jahren gemeinsam im Radball auf Torejagd

Kaum zu glauben, aber wahr: Die beiden Herren, die da hellwach auf Rädern durch die Sporthalle in der Caputher Schulstraße wirbeln und dabei kunstvoll versuchen, einen kleinen Ball ins gegnerische Tor zu bugsieren, bringen mittlerweile gemeinsam 109 (!) Lebensjahre aufs Parkett. Rolf Pockrandt – Ende letzten Jahres 55 Jahre jung geworden – und Wolfgang Thurley – noch bis Anfang Februar 54-jährig – vom Caputher SV 1881 sind weit und breit die ältesten aktiven Spieler in einer Oberliga. Das Duo mischt immer noch in der Radball-Oberliga Berlin-Brandenburg mit und liegt nach dem dritten Punktspieltag mit 16 Punkten auf Platz sechs des Zwölferfeldes.

Allerdings waren die beiden Oldies zuletzt auf eigenem Parkett völlig unzufrieden, weil sie in vier Spielen nur drei Punkte gewannen. „Anfängerfehler“ hätten sie ins Hintertreffen gebracht, meint Pockrandt. „Und weil die Mitkonkurrenten im Durchschnitt 25 Jahre jünger sind als wir, können wir das kaum ausgleichen“, ergänzt Thurley. „Radball zu spielen macht uns trotzdem immer noch Spaß.“ Das sei einer der Gründe, warum sie immer noch so aktiv seien. „Außerdem muss doch wenigstens eine Mannschaft die Radsporttradition unseres in diesem Jahr immerhin 125 Jahre alten Vereins im Radball hochhalten“, erklärt Pockrandt. „Es ist niemand da, der sich um Nachwuchs kümmern kann. Wir beide haben Gott sei Dank noch Arbeit. Radballneulinge brauchen viel Training, um erst einmal Sicherheit auf dem Rad zu erreichen.“ Bei ihrem Training helfen Radballer aus Werder oder mal aus Berlin als „Gegner“ aus.

Rolf Pockrandt und Wolfgang Thurley, die während ihrer Spiele auch mal herzerfrischend fluchen, wenn die eine oder andere Aktion nicht klappt, legen nicht viel Wert darauf, ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen. Einen Grund würde es allerdings schon geben: Seit nunmehr 43 Jahren jagen sie auf dem Fahrrad als Team der Stoffkugel nach – sie sind damit die dienstälteste Mannschaft in diesem Sport. Unter den Fittichen von Kurt Uwelius und Pockrandts Vater Kurt erlernten sie 1959 das Abc des Radballsports. „Damals“, erinnert sich Rolf Pockrandt, „zog Jürgen Becker, der damalige Leiter der SG Caputh, zusammen mit Sport- und anderen Lehrern in der Albert-Einstein-Oberschule von Klasse zu Klasse, um Nachwuchs für die Hallenradsportsektion zu werben.“ Sechs Jungs meldeten sich daraufhin für das Radballspiel. Darunter waren auch die damals Neunjährigen Wolfgang und „Rolfi“. „Von den Sechsen sind nur wir beide heute noch aktiv“, erklärte Thurley und ist darauf doch auch ein bisschen stolz.

1962 wurden die beiden als eine Mannschaft erstmals in die Schülerpunktspiele geschickt. Es lief ganz toll, und 1965 qualifizierten sich die Caputher für die Endrunde der DDR-Pionier-Meisterschaft. Als Vizemeister hinter Aktivist Großkoschen und vor Einheit Schwerin – das sind seit jeher Radballhochburgen – kehrten sie überglücklich und doch überrascht von Bad Langensalza an die Havel zurück und fühlten sich wie die Sieger. Drei Jahre später holten sie Bronze bei der Jugend und erkämpften damit einen Platz in der DDR-Juniorenliga. Fortan sicherten sie sich Plätze in den höchsten Spielklassen des DDR-Radballsports und schließlich in der Oberliga Berlin-Brandenburg, in der sie nun immer noch aktiv sind.

Wolfgang Post

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