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Landeshauptstadt: Reicher werden durch Begegnung

Pfarrerin i.R. Christa Schröder engagiert sich für afrikanische Menschen / Sie gründete einen Taizé-Chor

Die Kirche in Bornstedt füllt sich langsam mit Besuchern. Sie ist festlich geschmückt, mit duftenden Blumen und leuchtenden Kerzen. Manche Gäste kommen eben mal so vorbei, um ins Gotteshaus einen Blick zu werfen, andere wollen in ihm eine gute Stunde verbringen. Unter ihnen sind mehrere Afrikaner. Die Kirchengemeinde lädt zu einem Nachmittag mit Gesängen aus Taizé ein. In diese klangvollen, relativ einfach gesetzten Lieder kann jeder schnell einstimmen. Dies vernimmt der Ungeübte mit Freude auch an diesem Nachmittag. Unterstützt werden sie von einer Violine, einem Saxophon und einem E-Piano. Jeder der dabei ist, spürt schließlich, welch innerer Friede von diesen Liedern ausgeht.

Christa Schröder, die diese musikalische Stunde leitet, führt behutsam durch das Programm. Sie findet vor allem Unterstützung durch ihren kleinen Chor, der die Taizé-Gesänge aus dem Effeff kennt. Afrikaner und Deutsche kommen an jedem Mittwoch im Asylbewerberheim am Lerchensteig zusammen, um die Lieder zu proben. Rund zehn Sängerinnen und Sänger haben sich bisher gefunden.

Die Pfarrerin, die sich längst im Ruhestand befindet, und vor einigen Jahren aus der Lausitz nach Bornstedt zog, hat ihr Engagement für afrikanische Menschen, die sich in Deutschland für ein bleibendes Asyl bewerben, verstärkt. „Es war einfach notwendig“, sagt sie. Als Afrikaner aus dem Asylbewerberheim in der Michendorfer Straße in Wohnungen in der Bornstedter Kirschallee umzogen, protestierten Anwohner mit einer Unterschriftensammlung vehement dagegen. „Ich konnte nicht tatenlos zusehen. Das haben diese Menschen nicht verdient. Ich habe Bornstedter gefunden, die die Afrikaner herzlich empfingen, die ihnen ohne Vorurteile entgegen gingen“, erzählt Christa Schröder. Sie hatte dann die Idee, einen Chor zu gründen, in dem Afrikaner und Potsdamer gemeinsam singen. Nun üben sie im Heim am Lerchensteig, wo die Asylbewerber hinzogen.

Die Pfarrerin ist, ohne angestellt zu sein, auch in ihrem Ruhestand als Seelsorgerin tätig, denn man kann diese Tätigkeit nicht einfach so ablegen – sie ist eine Berufung. „Ihre“ Afrikaner, die vor allem aus Kamerun kommen, fühlen sich bei Christa Schröder gut aufgehoben. Etwas für ihre Seele tun, heißt auch, ihnen ein Zuhause und Sicherheit zu geben. So begleitet sie sie in Ämter, wo sie leider nicht immer freundlich bedacht werden. „Die Afrikaner können die Bürokratie hier nicht verstehen.“ Auch Arzttermine nimmt sie mit ihnen wahr. Sogar bei einer Geburt war sie auf Wunsch dabei. „Wenn einige Afrikaner ein Bleiberecht erhalten, sich eine Wohnung einrichten, versuche ich, dass ich in Kirchengemeinden und darüber hinaus Spender für Möbel und Wäsche finde. Ich habe Potsdamer kennengelernt, die sehr freigiebig sind. Und die afrikanischen Menschen freuen sich, sind dankbar, wenn sie sich endlich ein neues Zuhause einrichten können.“ Christa Schröder bewundert die Kameruner auch deswegen, weil sie neben der tiefen Frömmigkeit eine große Durchhaltekraft im Erdulden von Schwierigkeiten, mit denen sie sehr zu tun haben, an den Tag legen. „Wichtig ist, dass sie europäische Kultur kennenlernen. So war ich mit einigen beispielsweise in einem Konzert mit dem Weihnachtsoratorium. Das war für sie ein großes Erlebnis.“

Morgen singt der Taizé-Chor wieder in der Bornstedter Kirche, diesmal zur Konfirmation. Er wird verstärkt durch den Bornimer Kirchenchor. „Ich hoffe, dass dieses gemeinsame Singen für alle ein wunderbarer Augenblick wird. Und wenn mancher von uns Deutschen die Scheu ablegt, Afrikanern unverkrampft zu begegnen, dann wird er mit Sicherheit reicher“.

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