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Gelungene Premiere in Potsdam. Mit einem überzeugenden Auftritt verteidigte Ramona Kühne gegen die Brasilianerin Halanna Dos Santos ihre Titel des WBO-, WBF- und WIBF-Verbandes.

© Manfred Thomas

Sport: Ramona Kühne behält die Gürtel

Frauen-Weltmeisterschaftskampf war Hauptattraktion des Premieren-Spektakels am Luftschiffhafen

Um kurz nach Mitternacht, nach zehn Runden ihres Weltmeisterschaftskampfes, durfte Ramona Kühne nicht nur jubeln, dass ihre drei Championsgürtel in Brandenburg bleiben. Außerdem gab es für die 31 Jahre alte Profiboxerin auch eine Streuselschnecke als verdienten Lohn, nachdem sie in den vergangenen Wochen streng auf ihr Gewicht achten musste. Das ein oder andere Stück Kuchen hätte ihrer Gegnerin Halanna Dos Santos am Samstag vielleicht geholfen, um etwas mehr als 56,5 Kilogramm auf die Waage zu bringen: „Ich hatte zu wenig Gewicht“, beklagte die Brasilianerin nach ihrer deutlichen Niederlage gegen die Brandenburger Boxerin Kühne. Aber um die Titelverteidigerin ernsthaft zu fordern, hätte es mehr gebraucht.

Nach einjähriger Zwangspause wegen einer Knieverletzung zeigte Kühne ein überzeugendes Comeback und bescherte der Potsdamer MBS Arena eine gelungene Premiere einer Profi-Boxweltmeisterschaft. Mit einem überzeugenden Auftritt verteidigte sie ihre Titel des WBO-, WBF- und WIBF-Verbandes, was den 20. Sieg ihrer 21 Profikämpfe bedeutete. Vor rund 3000 Zuschauern beherrschte die Rangsdorferin, die für den Magdeburger SES Boxstall antritt, ihre Herausforderin von der ersten Runde an. Von Beginn an setzte die amtierende Weltmeisterin ihre Strategie konsequent um, Dos Santos nicht die Initiative zu überlassen. Die ersten sechs Schläge gehörten der Brasilianerin, danach trieb Kühne ihre Gegnerin Runde für Runde durch den Ring. Nur selten gelang es der Südamerikanerin, Kühne auf Distanz zu halten. Ihre Knockout-Qualitäten blieb Dos Santos in diesem Gefecht schuldig, vielmehr bewies sie zehn Runden lang Nehmer-Qualitäten: Mehrfach hatte Kühne die Brasilianerin in der Ringecke gestellt und sie mit Schlagkombinationen attackiert. „Ich hätte den Kampf gern vorzeitig beendet“, gestand sie anschließend, „doch war ich im Nachgehen zu stürmisch, um den entscheidenden Schlag anzubringen.“ Und durchaus anerkennend sagte sie über Dos Santos: „Sie war zu faul, um zu fallen.“ Kühnes Leistung nötigte WBF-Vize-Präsidenten Jean-Marcel Nartz Respekt und ein Geständnis zugleich ab: „Ich bin kein ausgesprochener Fan des Frauenboxens, aber Ramona Kühne sorgt dafür, dass ich es zunehmend werde“, so der deutsche „Mister Boxing“.

Äußerst zufrieden äußerte sich SES- Promotor Ulf Steinforth mit der Box-Premiere in der MBS-Arena. „Das war ein wichtiger Tag für den Potsdamer Sport, so kann es weitergehen“, sagte der Promotor. Vor der Hauptattraktion des WM- Gefechts hatte das Publikum sieben Vorkämpfe gesehen, darunter den spannenden Kampf um die WBO-Juniorenweltmeisterschaft im Halbschwergewicht: Dominic Bösel aus dem Magdeburger SES- Boxstall siegte nach zehn packenden Runden eindeutig nach Punkten.

„Ein gutes Event für Potsdam“, so das Urteil von Ralf Mantau, Boxtrainer von Motor Babelsberg. „Hoffentlich gibt es eine Wiederholung, denn das ist auch eine gute Werbeveranstaltung für den Standort.“ Auch wenn einige Kämpfe des Rahmenprogramms seiner Ansicht nach „weit von gutem Boxsport entfernt waren“, habe er „richtig starke“ Fights gesehen. Für die Motor-Boxer wird die MBS- Arena indes wohl keine Wettkampfstätte werden. „Wir sind zwar gefragt worden, aber sie ist für uns einfach zu groß. Da würde keine Atmosphäre aufkommen“.

Die – weiterhin – dreifache Weltmeisterin Kühne indes kann sich vorstellen, erneut in der Arena am Luftschiffhafen in den Ring zu steigen. „Das Publikum war super, ich bin die ganze Woche über in Potsdam herzlich empfangen worden und kann mich nur bedanken, dass ich in einer solch schönen Halle boxen konnte“, sagte sie.

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