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Landeshauptstadt: „Preußisch Grün“

Prof. Michael Seiler, Gartendirektor der Schlösserstiftung, zum Gartenjahr 2004

Prof. Michael Seiler, Gartendirektor der Schlösserstiftung, zum Gartenjahr 2004 Zum von „Kulturland Brandenburg“ ausgerufenen Themenjahr „Landschaft und Gärten“ wird die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten wichtige Beiträge leisten. Mit „Preußisch Grün“ ist die wichtigste Ausstellung der Stiftung im Jahr 2004 den Gärten gewidmet. Was wird sie den Besuchern bieten? Zum einen im Schloss Glienicke einen Überblick „Vom königlichen Hofgärtner zum Gartendenkmalpfleger“. Darin stellen wir über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten an Gemälden, Dokumenten, Arbeitsgeräten das fachliche Wirken der Gärtner, aber auch ihre gesellschaftlich Stellung dar. Wir können auf die 1996 am selben Ort gezeigte Ausstellung über die preußischen Hofgärtner zurückgreifen, werden sie aber erweitern und durch neue Forschungsergebnisse ergänzen. So enthält der Katalog erstmals Biographien der Hofgärtner, dient Freunden der historischen Gärten also auch als Nachschlagewerk. In einem zweiten Teil, der im dafür hergerichteten Glienicker Marstall gezeigt wird, geht die Ausstellung auf die Wiedergewinnung der Parkbereiche ein, die im DDR-Grenzstreifen lagen. Sie hatten bekanntlich durch das Grenzregime die tiefsten Wunden in ihrer Geschichte erlitten. Ihr Zustand von 1990 wird in Fotos dem Aussehen nach der nun weitgehend abgeschlossenen Restaurierung gegenüber gestellt. Dazu erscheint ein Gartenführer, der diese Arbeiten erstmals in Text und Bild dokumentiert. „Preußisch Grün“ in geschlossenen Räumen – wie werden Sie versuchen, Landschaft und Gärten in die Ausstellung zu holen? Wir nutzen dafür modernste Methoden. Die Besucher können mit Hilfe einer interaktiven Installation virtuelle Gartenspaziergänge unternehmen. Als Beispiel nenne ich das nicht erhaltene „Italienische Kulturstück“, das Lenné nahe den Römischen Bädern angelegt hatte. Hier wurden südländische Kulturpflanzen wie Mais, Wein, Feigen, Melonen und Maulbeerbäume präsentiert. Der realitätsnahe Spaziergang nimmt das von uns geplante Wiedererstehen dieses Kulturstücks voraus. Was die Rekonstruktion der Parkteile im einstigen Grenzgebiet betrifft, bleiben wir nicht im geschlossenen Raum. Wir empfehlen thematische Rundgänge, die man mit Hilfe des gedruckten Gartenführers allein, aber auch mit fachkundiger Begleitung unternehmen kann. An wichtigen Stellen in Babelsberg, im Neuen Garten, auf dem Pfingstberg und in Sacrow werden Istallationen über das Vorher und Nachher informieren. Gewiss wird die Gartendirektion auch zur Schlössernacht etwas Besonderes bieten Wir werden dafür das Thema „Wasser im Park Sanssouci“ auswählen, die Brücken zur Insel im Maschinenteich erneuern, das Dampfmaschinenhaus als Leinwandbild wieder erstehen lassen, die Wasserspiele erklären Doch unsere Parks sind ja nicht Gärten nur für eine Nacht. Deshalb wird es am 6. Juni auch wieder einen Tag des Neuen Gartens, am Tag des Denkmals einen Einblick in die Bewässerungsanlagen und ihre Technik, Vorträge, Führungen, Lesungen und andere Veranstaltungen geben. Welche größeren gartendenkmalpflegerischen Vorhaben stehen 2004 im Programm? Unsere größte Aufgabe ist wie in jedem Jahr, die Parks des Weltkulturerbes zu bewahren und zu pflegen. Dieses stille Wirken der Gärtner, das von der Gehölzpflege bis zu jährlich zwei Bepflanzungen mit Zehntausenden Blumen reicht, wird meist unterschätzt. Es stellt aber die Grundlage dafür dar, dass die Menschen die Gartendenkmale erleben und genießen können. Wir wollen außerdem u.a. mit der Uferbefestigung am Heiligen See beginnen, die Vorfahrten am Schloss Cecilienhof und am Schoss Glienicke neu gestalten und zahlreiche Wege, so zwischen Meierei und Cecilienhof, im Sizilianischen Garten, im Park Babelsberg und im Friedensgarten erneuern. Gibt es ein Vorhaben, das Ihnen besonders am Herzen liegt? In diesem Jahr wird es endlich gelingen, die Ruinenbergäcker wieder zu bestellen. Der Landwirt, der sie bewirtschaftet, will dort Getreide anbauen. Gewinn ist damit nicht zu machen, deshalb sind wir dem Krongut Bornstedt und der Stadt für ihre Förderung dankbar. Mit der Beackerung verschwindet nicht nur ein unansehnlicher Fleck aus der Gartenlandschaft. Vielmehr wird mit der Nachbarschaft von bestelltem Feld und Ruinenbergpark die Maxime Peter Joseph Lennés, Schönes und Nützliches zu verbinden, wieder exemplarisch erlebbar. Für PNN fragte Erhart Hohenstein

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