zum Hauptinhalt
Lothar Wieler ist seit April Sprecher des neuen Digital Health Clusters am Hasso-Plattner-Institut.

© obs/Kay Herschelmann

Prävention durch Digitalisierung: Was Lothar Wieler am HPI in Potsdam erreichen will

In einem Podcast-Interview spricht der ehemalige Chef des Robert Koch-Instituts über seinen neuen Posten – und die Gründe für seinen Wechsel an das Hasso-Plattner-Institut.

Durch den Einsatz digitaler Lösungen und Prävention die Verbreitung chronischer Krankheiten zu reduzieren: Das ist eines der Ziele, das sich Lothar Wieler für seine Arbeit am Hasso-Plattner-Institut (HPI) gesetzt hat. Seit April leitet Wieler - prominentes Gesicht des Robert Koch-Instituts während der Corona-Pandemie - in Potsdam das Fachgebiets Digital Global Public Health und ist Sprecher des neuen Digital Health Clusters. In seinem ersten langen Interview seit Amtsantritt hat sich Wieler im Wissenspodcast „Neuland“ des HPI über seine Projekte und das Umfeld an seinem neuen Arbeitsplatz geäußert.

Prävention ist einer der sinnvollsten Ansätze, die wir in der Medizin haben.

Lothar Wieler, Sprecher des Digital Health Clusters am HPI.

Seine Antrittsvorlesung in Potsdam hält Wieler zum Thema „There is Glory in Prevention“ (In der Prävention liegt Ruhm). „Prävention ist langweilig, für viele Menschen anstrengend und es ist keine Sprunginnovation, die von einem Tag auf den anderen wirkt“, sagt der Forscher. „Aber es ist einer der sinnvollsten Ansätze, die wir in der Medizin haben.“ So könnten sogenannte Wearables wie Uhren, die Daten wie Herzfrequenz und Blutdruck erfassen, dabei helfen, dass Menschen gesünder leben. „Etwa 80 bis 90 Prozent der Diabetes-Fälle könnte präventiv verhindert werden, wenn die Menschen gesünder essen, sich mehr bewegen, weniger rauchen“, erläutert Wieler im Podcast.

Nicht nur Kommerz

Das Problem sieht Wieler, der zunächst an der Freien Universität Berlin als Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre tätig war, bevor er 2015 RKI-Präsident wurde, in der Kommerzialisierung von Technologien, die Daten und Künstliche Intelligenz nutzen. „Wir können die Veränderung nicht aufhalten, aber wir können versuchen, sie in richtige Bahnen zu lenken“, so Wieler. Das sei einer der wesentlichen Gründe, warum er am HPI sei: „Hier geht es nicht nur um Kommerz, sondern es geht darum, dass Technologien auch ethisch betrachtet werden. Das ist ein spannender Prozess.“

Als weiteren Grund für seinen Wechsel vom RKI nach Potsdam nennt er die Möglichkeit, hier fundiert die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu erforschen. Er lobt die „vielen hellen Köpfe“ und „herausragenden Studenten“, am Institut. Zugleich kritisiert er, das Gesundheitssystem in Deutschland sei „in einem sehr schwachen Maße digitalisiert“ - obwohl das die medizinische Versorgung deutlich verbessern könnte.

Am HPI will Wieler nicht nur bundesweit, sondern auch international arbeiten. „Ich werde stärker mit der WHO zusammenarbeiten“, kündigte er an. Als Beispiel nennt er den möglichen Aufbau eines Systems zur Erfassung von antibiotikaresistenten Krankheitserregern nach Regionen und Ländern der Welt, um diese besser bekämpfen zu können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false