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Potsdam, 21.11.2023 / Lokales / Staudenhof, Wohnblock, DDR-Plattenbau, Aussenansicht, Foto: Ottmar Winter PNN ACHTUNG: Foto ist ausschließlich für redaktionelle Berichterstattung der PNN und des TGSP! Eine kommerzielle Nutzung, z.B. Werbung, ist ausgeschlossen. Die Weitergabe an nicht autorisierte Dritte, insbesondere eine weitergehende Vermarktung über Bilddatenbanken, ist unzulässig.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Potsdamer Staudenhof wird endgültig abgerissen : Letzter Mieter in der Nacht ausgezogen

Das Verfahren gegen die Räumungsklage lief noch. Doch der letzte Mieter des Staudenhofs ist überraschend ausgezogen. Pro Potsdam will den Abriss umgehend umsetzen.

Der letzte im Staudenhof verbliebene Mieter ist in der Nacht zu Dienstag (5. Dezember) überraschend aus seiner Einraumwohnung ausgezogen. Das meldet die kommunale Pro Potsdam, zu der die Gewoba als Vermieter gehört. Der Mann hatte gegen eine Räumungsklage Widerspruch eingelegt, scheiterte damit allerdings vor dem Amtsgericht Potsdam. Das Gericht hatte im August entschieden, dass die Räumungslage rechtens sei und dem Mieter eine dreimonatige Frist zum Auszug bis Ende November gewährt. Das Landgericht Potsdam ließ jedoch eine Berufung zu. Am 2. Februar 2024 sollte dazu mündlich verhandelt werden.

Mit dem Auszug stehe der weiteren Umsetzungen des von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen und am 27. November 2023 nochmals bestätigten Rückbaus nichts mehr im Wege, teilte die Pro Potsdam mit. Geschäftsführer Bert Nicke erklärte: „Wir sind erleichtert, dass der letzte Bewohner des Hauses nun ausgezogen ist und wir nicht gezwungen waren, eine Zwangsräumung durchzuführen.“ Jetzt könnten die Beschlüsse der Stadtverordneten zum Sanierungsgebiet Potsdamer Mitte umgesetzt werden: der Abriss sowie die Realisierung des Leitbautenkonzeptes zu Block V „Neuer Staudenhof“. Zuvor soll das freie Baufeld als Logistikfläche während der Bauarbeiten am Nachbarblock dienen.

Abriss dauert bis 2025

Der Rückbau habe im Innern des Staudenhofs an der Straße Am Kanal begonnen, sagte Pro-Potsdam-Sprecherin Anna Winkler. So würden Leitungen abgeklemmt und Schadstoffe ausgebaut. Diese Arbeiten würden jetzt auch in dem Block Richtung Alter Markt erfolgen. Erst danach reißen Bagger den Hochbau ab. Der Rückbau solle zum Ende des ersten Quartals 2025 abgeschlossen sein.

Gegen den von den Stadtverordneten wiederholt bestätigten Abrissbeschluss gab es bis zuletzt Widerstand, auch weil der Staudenhof den Kritikern zufolge weiter als Unterkunft für Geflüchtete hätte genutzt werden sollen. Die Stadt und die Pro Potsdam sprechen sich dagegen aus. Der Staudenhof müsse mit hohem Aufwand bewohnbar gemacht werden. Laut eines Gutachtens würden die Mindestmaßnahmen zur Weitervermietung aller Wohnungen in einfachem Standard 5,9 Millionen Euro kosten. Die Abrisskosten werden mit mindestens 2,6 Millionen Euro beziffert.

Wurde der Mieter schikaniert?

Um den Staudenhof soll es auch am Mittwoch (6. Dezember) im Stadtparlament gehen. Dort hat die Fraktion Die Andere den nun ausgezogenen Mieter thematisiert – und die schon begonnenen Abrissvorbereitungen. Die Fraktion will vom Oberbürgermeister wissen: „Wie stellen Sie sicher, dass Stadt und Pro Potsdam nicht den Anschein erwecken, mit strafbaren Entmietungsmethoden und schikanösem Verhalten einen Auszug des verbliebenen Mieters vor dem Februar zu erzwingen?“

Die Pro-Potsdam-Sprecherin wies den Vorwurf der Schikane zurück. „Wir schikanieren niemanden“, so Anna Winkler. Solche Methode gehörten nicht zur DNA des kommunalen Unternehmens. Einzelne Eingänge seien aus Sicherheitsgründen geschlossen und deshalb auch der Briefkasten des Mieters verlegt worden. Dieser sei aber informiert worden. Im Haus habe es zuvor mehrere Brände und Vandalismus gegeben.

Die Wohnung des letzten Mieters habe stets Strom und Wasser, zuletzt aber keine Heizung mehr gehabt, so Winkler. Der Staudenhof sei von der Fernwärme abgekoppelt worden. Mit Beginn der Heizperiode zum 1. Oktober seien dem Mieter deshalb schriftlich und im persönlichen Gespräch Elektroradiatoren angeboten worden. Er habe sich auf das Angebot aber nicht eingelassen.

Die Pro Potsdam habe sich „mit extrem viel Mühe“ um die Staudenhof-Mieter gekümmert. So sei bis Anfang des Jahres eine Mieterberatung vor Ort gewesen. Alle Mieter hätten Alternativangebote erhalten. Betagte Mieter seien per Taxi zu Wohnungsbesichtigungen gefahren worden oder seien in die nahe Burgstraße umgezogen, sagt Winkler. Dem nun ausgezogenen Mieter, der seit 2015 im Staudenhof und seit dem Spätsommer ganz allein im Gebäude lebte, seien acht Wohnungen angeboten worden, die er aber nicht besichtigt habe. Eine vergleichbare Einraumwohnung in der Nähe stehe weiterhin zur Verfügung.

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