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Landeshauptstadt: Politik der kurzen Decke

Nach Landesabsage: Theaterschiff erhält von Stadt 10 000 Euro mehr – zulasten von „I Confidenti“

Kulturpolitische Überraschung an Bord des Theaterschiffes: Nachdem das Landeskulturministerium Potsdams schwimmende Bühne im kommenden Jahr nicht fördern will (PNN berichteten), springt nun die Stadt Potsdam in die Bresche. Die Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) kündigte am Freitag auf einer Pressekonferenz der Theaterschiffleitung überraschend an, die städtische Förderung für die Schiffsbühne um 10  000 Euro auf 105 000 Euro zu erhöhen. Allerdings ist die Decke immer zu kurz, denn Potsdams Kulturverwaltung schichtet lediglich um: Die 10 000 Euro, die das Theaterschiff nun in Reaktion auf die Absage des Landes von der Stadt Potsdam erhalten soll, war eigentlich dem Theaterensemble „I Confidenti“ zugedacht, die nun im kommenden Jahr von der Stadt keine Förderung erhalten wird. „Dass das auch für die nicht befriedigend ist, ist klar“, räumte Magdowski ein: „Wir müssen umwidmen.“

Die Kulturbeigeordnete begründete diesen Schritt mit der laut Jury-Entscheidung von 30 000 auf 40  000 Euro steigenden Förderung des Landeskulturministeriums für „I Confidenti“ im kommenden Jahr: „Wir haben einfach mal geguckt, wer kriegt jetzt mehr vom Land.“ Offen erklärte die Kulturbeigeordnete, dass das Ausscheiden des Landes als Finanzier des Theaterschiffes für die Stadt Potsdam äußerst ungelegen kommt. „Uns als Stadt trifft es hart“, so Magdowski. Der Grund: Das Theaterschiff verlässt Anfang Januar seinen bisherigen Standort an der Alten Fahrt, da der Betrieb des Bühnenschiffs unvereinbar sei mit der künftigen Nutzung des Alte-Fahrt-Ufers als Wohnort. Auch gebe es eine Unvereinbarkeit mit dem im Bau befindlichen Kunstmuseum Barberini. Künftig ankert das Theaterschiff auf einem eigens von der Stadt errichteten neuen Steg am Kulturstandort Schiffbauergasse. Dazu Magdowski: „Es gibt eine Aussage des Oberbürgermeisters, wonach das Theaterschiff am neuen Standort einen ordentlichen Start haben soll.“

Theaterschiff-Vorstand Mathias Iffert und die künstlerische Leiterin Martina König hörten vom 10 000-Euro-Aufschlag durch die Stadt erst von der Beigeordneten, die zur Pressekonferenz des Theaterschiffs erschienen war. Martina König in einer ersten Reaktion: „Ich bekomme ein schlechtes Gewissen den Kollegen gegenüber.“ Noch vor der Bekanntgabe der Extra-Zuwendung der Stadt kritisierten die beiden Theatermacher die Entscheidung der vom Landeskulturministerium berufenen Jury. „Wir fühlen uns nicht gewürdigt, verstanden und gesehen.“ Schon seit 2010 sei das Theaterschiff „kein Commedy- und Partydampfer mehr“, erklärte Iffert. Mittlerweile sei das Schiff „ein freies Theater mit spielfähigem Ensemble“ und werde „bundesweit wahrgenommen“. Am heutigen Samstagabend steht mit „Revanche“ ein Kriminalstück und am Sonntag ein Dieter-Moor-Abend auf dem Programm. Titel: „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht.“ Guido Berg

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