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Zur Kundgebung vor dem ViP-Betriebshof in der Fritz-Zubeil-Straße kamen rund 100 Menschen. Vorbeifahrende Autos signalisierten teils per Hupe Solidarität.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

ÖPNV-Streik: Keine Trams und kaum Busse in Potsdam

Am Freitag kam der öffentliche Nahverkehr in der Landeshauptstadt wegen eines Warnstreiks von Verdi zum Erliegen. Potsdam zeigte sich gut vorbereitet.

Keine Trams, kaum Busse: Am Freitag steht der öffentliche Nahverkehr in Potsdam wegen eines Warnstreiks nahezu komplett still. Die Gewerkschaft Verdi hatte zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. In Brandenburg wurden den Angaben zufolge 14 Verkehrsunternehmen bestreikt, darunter auch der Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP).

Seit 2.15 Uhr war Steffen Krauß am Tor zum Betriebshofes des Verkehrsbetriebs in der Fritz-Zubeil-Straße, wie er den PNN sagte: Der stellvertretende Vorsitzende des ViP-Betriebsrates ist selbst seit 1993 als Busfahrer unterwegs und war am Freitag örtlicher Streikleiter. Kein Bus habe den Betriebshof verlassen, berichtet er. Nur die Fahrschule. „Wir brauchen ja neue Kollegen!“

Beim Warnstreik geht es zunächst noch nicht um die Löhne, sondern um die Rahmenbedingungen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Zur Kundgebung gegen 10.30 Uhr waren rund 100 Menschen vor Ort. Neben den Fahrern und Fahrerinnen waren auch Klimaaktivisten von Fridays for Future Potsdam erschienen. Sie hatten unter dem Motto „Wir fahren zusammen“ zur Solidarität aufgerufen, reichten vor Ort frisch gebackene Waffeln aus und waren später auch mit einem Infostand am Platz der Einheit aktiv.

Bessere Rahmenbedingungen gefordert

Jens Gröger, der Verhandlungsführer bei Verdi, zeigte sich in seiner Rede kämpferisch. Es gehe beim Warnstreik derzeit noch nicht um die Löhne, sondern um Rahmenbedingungen, betonte er.

Streikende und ihre Unterstützer aus der Klimabewegung wärmten sich vor dem Betriebshof des ViP an einer Feuerschale.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Zu den fünf Forderungen, die Verdi gegenüber dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) durchsetzen will, gehören ein Überstundenzuschlag ab der ersten Überstunde und bezahlte freie Tage am 24. und 31. Dezember. Eine weitere Forderung betrifft die sogenannten „geteilten Dienste“: Wenn Fahrer ihre Arbeitszeit an einem Tag nicht am Stück ableisten, sondern eine halbe Schicht am Morgen und eine zweite am Abend, bekämen sie als Entschädigung heute zwei Euro extra, erklärte Krauß den PNN: „Wir wollen 15 Euro.“

Das bisherige Angebot der Gegenseite vom KAV bezeichnete Verdi-Mann Gröger als „Gruselkatalog“. So wolle der Kommunale Arbeitgeberverband die Bezahlung im Krankheitsfall verschlechtern. „Sie wollen Krankheit bestrafen“, sagte der Verdi-Mann und erhielt Applaus.

Wenn mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen sollen, muss er gut ausgebaut sein und gute Arbeitsbedingungen bieten.

Laines Rumpff, Klimaaktivist von der Initiative „Wir fahren zusammen“

Klimaaktivist Laines Rumpff von der Initiative „Wir fahren zusammen“ machte deutlich, wieso die Klimagruppe mit Verdi kämpft und auch eine gemeinsame Petition auf den Weg gebracht hat. „Wenn mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen sollen, muss er gut ausgebaut sein und gute Arbeitsbedingungen bieten!“

Potsdam zeigte sich auf den Ausstand gut vorbereitet: Am Morgen waren es sowohl am Hauptbahnhof als auch am Bahnhof Charlottenhof ruhig, nur vereinzelt warteten überhaupt Fahrgäste an den Haltestellen.

Touristen zu Fuß mit Koffern und Taschen auf dem Weg in die Innenstadt.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Der Brasilianer Henrique Geig und seine Frau hofften etwa kurz nach 8 Uhr in Potsdam-West auf einen Bus in Richtung Innenstadt. Mit dem Zug waren sie aus Golm angereist, am Vormittag hatten sie einen Termin im Rathaus. Ein Fahrrad besitzen sie nicht. „Der Streik macht unser Leben etwas komplizierter“, sagt der 29-jährige Postdoc den PNN. Kurz vor halb 9 war die Anzeigetafel leer, der Bus 631 kam nicht, die beiden spazieren Richtung Innenstadt. Ähnlich verloren wartete gegen halb 10 eine ältere Dame am Bussteig am Hauptbahnhof. Sie hoffte auf einen Bus zum Luisenplatz: „Ich muss zum Arzt.“ Ein zwischenzeitlich angezeigter Bus sei nie aufgetaucht, die Anzeigentafel war wieder leer.

Für den 14. Februar ist nach Verdi-Angaben die nächste Verhandlungsrunde anberaumt. Jens Gröger machte klar, dass weitere Warnstreiks oder eine Urabstimmung nicht ausgeschlossen sind, sollte sich die Arbeitgeberseite nicht bewegen. (mit kago)

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