zum Hauptinhalt

Sport: Nur schwer berechenbar

Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel ist nicht nur stark, sondern auch taktisch variabel – das will er jetzt bei den EM in Portugal nutzen

Im bisherigen Saisonverlauf hat Sebastian Brendel mit seiner Konkurrenz gespielt – nun wird es ernst: Bei den Europameisterschaften der Rennkanuten im portugiesischen Montemor-o-Velho kniet der Olympiasieger des KC Potsdam im OSC ab Freitag im Einercanadier, um über 1000 Meter nach 2011 und 2012 seinen dritten EM-Titel auf dieser Strecke zu gewinnen. Außerdem startet der 25-Jährige über die 5000 Meter. „Ich darf auch diese lange Strecke paddeln, auf der ich 2011 gleich bei meinem ersten Start Europameister wurde. Wenn es jetzt gut klappt, will ich die 5000 Meter auch bei den Weltmeisterschaften in Duisburg in Angriff nehmen“, sagt der Bundespolizist, der am gestrigen Mittwoch mit der deutschen Nationalflotte in die Nähe der portugiesischen Westküste reiste.

Brendels Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf den olympischen 1000 Metern, auf denen er jetzt als klarer Favorit gilt. Nicht nur wegen seines überzeugenden Olympiasieges im vergangenen Jahr in London, sondern auch wegen seines souveränen Auftritts bei den drei Weltcups in dieser Saison. In Szeged ließ er dem starken Ungarn Attila Vajda keine Chance, in Racice musste der Tscheche Martin Fuksa seine Überlegenheit akzeptieren und zum Abschluss in Posen hatte auch der Pole Marcin Grzybowski das Nachsehen. Zu übermächtig scheint Sebastian Brendel in dieser nacholympischen Saison auf dem Kilometer zu sein.

„Natürlich waren diese drei Weltcup- Siege gut für mein Selbstvertrauen“, erklärt der 1,92 Meter große Modell-Athlet. „Ich habe ordentlich trainiert, fühle mich gut in Form und gehe auch zuversichtlich in die EM-Rennen. Aber es gibt schon genügend starke Gegner, sodass mir auch in Portugal nichts geschenkt werden wird. Und die Zeit bis zu den WM ist noch lang.“

Neben seiner Bärenstarke hat Sebastian Brendel mittlerweile einen weiteren Vorteil auf seiner Seite: Er kann taktisch so vielseitig fahren, dass sich die Konkurrenz nur schwer auf ihn einstellen kann. Bei den ersten beiden Weltcups beispielsweise „bin ich offensiv von vorn gefahren und hatte damit Erfolg“, erzählt der gebürtige Schwedter. „In Posen bin ich dann eine defensivere Taktik gefahren. Ich habe langsam begonnen, war zwischenzeitlich sogar Letzter und habe erst am Ende richtig Gas gegeben. Es ist nicht schlecht, so variabel zu sein, weil ich so für die Konkurrenz schwerer ausrechenbar bin. Einige hatten bei den Weltcups schon versucht, sich an mir zu orientieren. Genutzt hat es ihnen nichts.“

Nun will der Familienvater auch bei den EM den Gegnern das Heck seines schmalen Bootes zeigen. Möglichst über beide Strecken, denn auf dem langen Kanten rechnet sich Sebastian Brendel ebenfalls einiges aus. „Die 5000 Meter liegen mir ganz gut“, erklärt er. „Ich mache viel für meine Ausdauer und fahre viele Trainingskilometer – das kommt mir natürlich für die lange Strecke entgegen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false