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Teures Pflaster: Die Wohnanlage The Twenty im Potsdamer Ortsteil Golm.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Hohe Nachzahlungen in Potsdamer Studi-Wohnblock: Bis zu 800 Euro sollen für Nebenkosten nachträglich gezahlt werden

Im Wohnkomplex Am Taubenbogen in Golm müssen Mieter bemerkenswert hohe Nachzahlungen für ihre Nebenkosten zahlen.

Muhammad Hadad hält sich, wie bei Studierenden nicht unüblich, wenig in seiner Wohnung in Golm auf. Viel Zeit verbringe er in der Uni oder unterwegs. „Ich war eigentlich fast nur zum Schlafen zu Hause“, sagt er. Umso mehr staunte er Ende vergangenen Jahres über die Rechnung zur Nebenkostennachzahlung: Über 800 Euro sollte er nachträglich entrichten.

Hadad heißt eigentlich anders. Weil er noch Mieter dort ist, möchte er seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. Die Abrechnung der Hausverwaltung liegt den Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) vor.

Hadad wohnt in Golm in der Wohnanlage am Taubenbogen. Der Wohnkomplex, in dem vor allem Studierende und Angehörige der Universität leben, wird von der Firma „Wentzel Dr. Immobilienmanagement“ unter dem Namen „The Twenty“ vermarktet. Die Firma hat ihren Sitz in Hamburg.

Laut dem Abrechnungsschreiben sind die größten Posten der Nebenkostenabrechnung: Wasserkosten (rund 400 Euro), Stromkosten (rund 280) und Gebäudereinigung (etwa 120).

Schlechte Google-Rezensionen

Hadad ist nicht der einzige, der sich über verdächtig hohe Nebenkostenabrechnungen im Taubenbogen wundert. Das zeigt ein Blick in die Google-Rezensionen zu „The Twenty“. „Mein Sohn hat gut ein Jahr ein Apartment bewohnt, davon war er ca. 1/3 der Zeit nicht anwesend“, schreibt eine Userin mit dem Namen Daira Posselt. Trotzdem hätten die Nebenkosten 1000 Euro betragen. Ein anderer User beschwert sich über „massive Nachzahlungen (...), keine Reaktion auf Forderung von Rechnungsnachweisen (stattdessen Mahnungen).“

800
Euro Nebenkosten-Nachzahlung

Beim Mieterverein in Potsdam sind die Beschwerden aus dem Taubenbogen bislang nicht bekannt gewesen. Ungewöhnlich hohe Nebenkostenabrechnungen im Allgemeinen allerdings schon. Holger Catenhusen, Vorsitzender des Mietervereins, empfiehlt in solchen Fällen, einen Wasser- und Abwasserbescheid vom Vermieter einzufordern. Anhand dieses Schreibens lasse sich ablesen, ob die veranschlagten Wasserkosten angewiesen gewesen sind. „Wenn es schnell gehen muss, darf man den auch im Büro der Hausverwaltung einsehen“, sagt er.

Hausverwaltung: Hohe Kosten wegen Inflation

Ein weiterer Kostenpunkt, der bei Nebenkosten ins Gewicht fallen kann: Kosten für Gebäudereinigung. Hier gebe es eine Faustregel, erklärt Catenhusen: „Teilen Sie die Kosten für Gebäudereinigung durch die zwölf Monate und die Quadratmeter-Zahl der Wohnung.“ Das Ergebnis sollte, als Richtwert, um die 30 Cent liegen. In Hadads Abrechnung sind rund 120 Euro für Gebäudereinigung angegeben. Folgt man Catenhusens Rechnung, ergeben sich bei Hadads Zimmergröße von 20 Quadratmeter 50 Cent. „Das ist schon erstaunlich viel“, findet Catenhusen.

Die Nebenkostennachzahlung hänge „von vielen Parametern ab“, teilte ein Sprecher von Wentzel Dr. Immobilienmanagement auf PNN-Anfrage mit. „Insbesondere bei Mietvertragsabschlüssen vor dem Ukrainekrieg ist es durchaus nachvollziehbar, dass die hohe Inflation von uns nicht vorhersehbar war und die Nebenkostenvorauszahlungen aus heutiger Sicht zu niedrig angesetzt wurden“, teilt der Sprecher weiter mit.

Der Grund für hohe Heizkosten in dem Gebäude sei ein privater Wärmeversorger, der einen zu hohen Preis kalkuliere. An diesen sei man aber vertraglich gebunden. Zudem verfüge das Gelände über eine große Grünfläche, das erhöhe „den Betreuungsaufwand“. Um Mieter zu halten, so der Sprecher, wolle man schon aus Eigeninteresse hohe Nebenkosten vermeiden.

Zumindest bei Hadad ist das nicht gelungen: Seinen Mietvertrag für die Wohnung am Taubenbogen hat er unlängst gekündigt. „Ein paar Wochen bin ich noch hier, dann war’s das für mich“, sagt er.

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