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Oliver Günther ist Präsident der Universität Potsdam.

© Sebastian Gabsch PNN

Nach Plattners Absage an Uni Potsdam: Ministerin Schüle straft Präsident Günther ab

Das Verhalten des Uni-Präsidenten sorgt für Verärgerung bei der zuständigen Ministerin Manja Schüle (SPD). Die reagiert mit einem ungewöhnlichen Brief.

Nach der Rücknahme des Kaufangebots für zwei marode Häuser der Universität Potsdam am Campus Griebnitzsee durch die Hasso-Plattner-Stiftung hat sich die zuständige Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) in einem Brief an Uni-Präsident Oliver Günther verärgert über dessen Haltung gezeigt. Günther hatte nach der Absage der Stiftung auf den eigenen Raumbedarf der Universität verwiesen und zugleich Mittel für die Sanierung der Gebäude gefordert. In einem Schreiben an das Finanz- und das Wissenschaftsministerium habe Günther das Angebot der Stiftung als „nicht attraktiv“ beschrieben, kritisiert Schüle.

In einem persönlichen Schreiben, das den PNN vorliegt, wirft die Ministerin Günther vor, Sanierungs- und Raumbedarf für den Campus Griebnitzsee nicht angemeldet zu haben. Für die Haushaltsplanungen 2023 und 2024 könnten solche Wünsche deshalb nicht berücksichtigt werden. Sie sehe dem „noch nicht erfolgten konkreten Antrag“ mit Interesse entgegen, schreibt Schüle. Der Brief ging unter anderem auch an Finanzministerin Katrin Lange (SPD), die Plattner-Stiftung, den Kanzler und den AStA der Uni und kann als unmissverständliche Kritik an Günther gelesen werden.

Die Hasso-Plattner-Stiftung wollte die baufälligen Häuser 2 und 3 am Campus Griebnitzsee kaufen.

© Ottmar Winter/PNN

Die Plattner-Stiftung hatte ihr Kaufangebot zurückgezogen, weil die Verhandlungen zu keiner Einigung geführt hätten, hieß es. Der Uni-Präsident verwies in einer Reaktion auf den eigenen Raumbedarf am Campus mit mehr als 7000 Studierenden. „Unsere Fakultäten platzen aus allen Nähten“, heißt es aus der Universität. Oliver Günther appellierte an das Land, „den dringend erforderlichen Baumaßnahmen in der Haushaltsplanung eine deutlich höhere Priorität einzuräumen als bisher geplant“.

Finanzministerium wollte die Häuser verkaufen

Ministerin Schüle verweist dagegen auf die angespannte Haushaltslage und die bereits berücksichtigten Mittel des Landes für die Uni Potsdam. 40 Prozent der Investitionen für Hochschulen gingen an die größte der sieben staatlichen Hochschulen in Brandenburg (außer der Europa-Universität in Frankfurt/Oder). In Übereinstimmung mit der Prioritätensetzung der Universität investiere das Land für Neubauten und Erweiterungen am Campus Golm und am Neuen Palais insgesamt 115 Millionen Euro.

Angesichts knapper Kassen und der Überlastung im Brandenburgischen Liegenschaftsbetrieb (BLB) hatte das Finanzministerium nach PNN-Informationen bereits den Verkauf der Häuser 2 und 3 in Griebnitzsee an die Plattner-Stiftung erwogen. Ministerin Schüle bestand auf die Einbeziehung der Universität und versuchte, die Beteiligten zusammenzubringen. Offenbar ohne Erfolg.

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) übt ungewöhnlich deutliche Kritik an Uni-Präsident Oliver Günther.

© Ottmar Winter/PNN

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) sprach zwischenzeitlich von einem „vergifteten Geschenk“ der Plattner-Stiftung. Auch war von einem möglichen Ausverkauf und einer Zwei-Klassen-Gesellschaft am Campus die Rede. Dagegen kam das Angebot im Wissenschaftsministerium offenbar gut an. Bisher sei kein Geschenk Plattners „vergiftet“ gewesen, heißt es.

Die Plattner-Stiftung wollte mit dem Kauf und der Sanierung der Häuser 2 und 3 bis 2025 die Eingangssituation zum Campus verbessern und Flächen für die allgemeine Nutzung aller Studierenden schaffen, unter anderem mit Co-Working-Spaces, einem Familienraum und einem Café. Für die heutigen Nutzungen war ein Ersatzbau vorgesehen. Der Universität wären damit keine Flächen verloren gegangen. Die Stiftung sprach von einer „Stärkung des Campus’ für alle“ und einer „Integration aller Studierenden am Campus“

Ministerin Schüle macht Präsident Günther nun unmissverständlich klar, dass mit Landesmitteln vor 2025 nicht zu rechnen sei. „Sollten Sie für die von Ihnen angesprochenen, in meinem Haus noch nicht im Detail bekannten Planungen für den Campus Griebnitzsee andere Finanzquellen aufgetan haben, wäre ich Ihnen für ein kurzes Signal dankbar“, schreibt Schüle.

Die Stiftung macht auf PNN-Anfrage deutlich, dass die Entscheidung endgültig sei. Offenbar sieht man dort keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Oliver Günther. Dieser habe von Beginn an das Plattner-Angebot abgelehnt.

Noch nicht vom Tisch ist das Angebot der Plattner-Stiftung, das Wohnheim des Studentenwerks am Campus Griebnitzsee zu kaufen, zu sanieren und um bis zu 400 Plätze zu erweitern. Die Verhandlungen dazu laufen weiter.

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