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Die Zentral-Apotheke an der Straße Am Kanal ist geschlossen.

© PNN / Ottmar Winter / PNN / Ottmar Winter

Mietvertrag gekündigt: Apotheke im Potsdamer Staudenhof gibt auf

Die Einrichtung ist dauerhaft geschlossen – auch andere Standorte haben aufgegeben. Der Apothekerverband mahnt bessere Rahmenbedingungen an.

Die Zentral-Apotheke an der Straße Am Kanal dürfte einer der bekanntesten Apotheken-Standorte der Stadt sein: Seit dem 1. Februar ist das Geschäft mit dem markanten Wandgemälde aus der DDR-Zeit Geschichte. Grund für die Schließung ist der geplante Abriss des Staudenhof-Komplexes, zu dem der Apotheken-Standort zählt, sagte Inhaberin Constanze-Maria Priebe den PNN.

Inhaberin verabschiedet sich aus der Branche

Ihr Mietvertrag sei zum 31. Januar ausgelaufen, spätestens Mitte des Jahres soll nach bisherigen Planungen mit dem Rückbau des Wohn- und Geschäftshauses begonnen werden. Die angespannte Situation im Gesundheitswesen oder die momentanen Schwierigkeiten bei der Belieferung mit Medikamenten seien nicht ursächlich für die Schließung, versicherte Priebe. Sie werde sich aus der Branche verabschieden, sagte sie den PNN. Ihre sieben Mitarbeiter habe sie in anderen Apotheken und Arbeitsstätten unterbringen können.

DDR-Kunst: Die Pro Potsdam will die Wandgemälde aus der Zentral-Apotheke sichern.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Die Zentral-Apotheke ist nicht die einzige in Potsdam, die dauerhaft geschlossen hat. Auch die Apotheke im Stern-Center, wo es bereits im vergangenen September zu einer einmonatigen Schließung kam, ist nun seit mehreren Wochen zu. Bereits 2021 hat zudem die Apotheke am Stern in der Newtonstraße geschlossen.

Auch wenn der Landesapothekerverband zu den Gründen für einzelne Schließungen nichts sagen kann, verzeichnet er landesweit ein Rückgang bei den Apothekenstandorten, sagte Verbandssprecher Mathias Braband-Trabandt den PNN auf Anfrage. Besonders 2022 sei der Rückgang deutlich gewesen: Braband-Trabandt geht von bis zu zwölf Schließungen landesweit aus. Sorgen machen ihm dabei aber vor allem die ländlichen Regionen, weil Kund:innen oft deutlich weitere Wege zu anderen Standorten in Kauf nehmen müssen. „In städtischen Regionen ist die Versorgungslage eher besser.“

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Apotheken in Potsdam sind aktuell auf Personalsuche.

Es gebe mehrere grundsätzliche Probleme, erklärt er: Die Apotheken litten einerseits unter großem Personalmangel. Über das Jobportal des Verbandes sind derzeit brandenburgweit 200 Stellen ausgeschrieben, davon 70 für Apotheker:innen und 71 für Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) – fast alle Stellen sind ab sofort zu besetzen und unbefristet. Allein in Potsdam sind derzeit zwölf Apotheken auf Personalsuche. „Die Apothekerinnen und Apotheker finden zum Teil keine Nachfolger, gerade in berlinfernen Regionen ist das ein großes Problem“, sagt der Verbandssprecher.

Arzneimittelvergütung wurde trotz Protesten verschlechtert

Auch die Wirtschaftlichkeit werde zunehmend zur Herausforderung für Apotheker:innen, erklärt Braband-Trabandt: Die Vergütung ist weitgehend gesetzlich reguliert. Während der Kostendruck steige, unter anderem auch durch Lohnerhöhungen, seien die Arzneimittelpreise seit zehn Jahren nicht angepasst worden.

Mit der am 1. Februar – trotz der Proteste seitens der Apotheker:innen – in Kraft getretenen neuen gesetzlichen Regelung, die den Krankenkassen für vorerst zwei Jahre einen zusätzlichen höheren Rabatt einräume, sei das Honorar für Apotheken sogar verkürzt worden, kritisiert er: „Das verschlechtert die Situation von Apothekern und Apothekerinnen weiter.“

DDR-Wandkunst aus der Zentral-Apotheke wird gesichert

Zur Bekämpfung des Fachkräfteproblems dränge der Apothekerverband seit Jahren darauf, dass die Landesregierung ein Pharmaziestudium in Brandenburg zulässt – bislang ohne Erfolg, erinnerte Braband-Trabandt. Brandenburg sei das einzige Flächenland ohne eigene Apotheker-Ausbildung. Außerdem müssten wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie die Vergütung über die Arzneimittelpreisverordnung so festgelegt werden, „dass junge Leute motiviert werden, das Risiko der Selbstständigkeit einzugehen“, fordert er.

Von der Zentral-Apotheke soll immerhin das Wandgemälde erhalten bleiben. Es werde zunächst vom Vermieter Pro Potsdam gesichert, sagte Pro-Potsdam-Sprecherin Anna Winkler den PNN. Die Kunst sei ausschließlich auf Holzpaletten aufgetragen, die sich unproblematisch abhängen ließen. Die Gemälde würden zunächst eingelagert „Wir werden prüfen, ob wir diese beim Wohnungsneubau wieder verwenden können“, sicherte sie zu.

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