zum Hauptinhalt
Wissenschaftscampus Potsdam Golm

© Andreas Klaer

Rahmenplan Golm 2040 : Kompromiss für die Zukunft des Potsdamer Stadtteils gefunden

Der Wissenschaftsstandort Golm kann wachsen. Die Stadtverordneten machen den Weg frei für den überarbeiteten Rahmenplan 2040. Damit entstehen auch tausende neue Wohnungen.

Nach zahlreichen Workshops mit Bürgerbeteiligung, zwei Beratungsrunden in den Fachausschüssen und vielen Diskussionen in den Ortsbeiräten Golm und Eiche soll der Rahmenplan Golm 2040 zur weiteren Entwicklung des Ortsteils und seines Wissenschaftsstandorts nun auf den Weg gebracht werden.

Der Bauausschuss stimmte dem Plan am Dienstagabend (12. September) ohne Gegenstimmen zu. Möglich wurde das mit einem zwischen Stadtverwaltung und dem Ortsbeirat gefundenen Kompromiss, dem bereits beide Ortsbeiräte zugestimmt hatten.

Die Stadtverwaltung nimmt dafür Abstriche bei der Wohnbebauung in Kauf, die sie bisher abgelehnt hatte. Dazu wird ein etwa 150 Meter breiter Grünstreifen zwischen dem künftigen nördlichen Bebauungsrand und dem Katharinenholz freigehalten. Der Rand aus Wohnhäusern wird abgestuft und verläuft wie eine Treppe abwärts von West nach Ost, erklärte Stadtplanungsamtsleiter Erik Wolfram am Dienstagabend im Bauausschuss. Zudem solle die Bebauung am Siedlungsrand aufgelockert sein.

Die Andere hat weiterhin Bedenken

Vorgesehen sind außerdem fünf bis zu 25 Meter breite Frischluftschneisen, die Luftzufuhr in Ost-West-Richtung ermöglichen sollen und die zum Teil auch Straßenraum einschließen. Daran gab es Kritik von Steffen Pfrogner (Die Andere). Straßen seien als Frischluftzonen ungeeignet und „Augenwischerei“. Seine Fraktion wolle zudem über den geänderten Rahmenplan erneut diskutieren.

Der Antrag, den Plan in einer dritten Runde in den Ausschüssen zu beraten, wurde jedoch abgelehnt. Chancenlos blieb auch die Forderung der Fraktion, die 150-Meter-Grünzone in westlicher Richtung zu verlängern. Damit solle die Bebauung grundsätzlich begrenzt werden, so Pfrogner.

Die Andere enthielt sich bei der Abstimmung über den Rahmenplan und die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans. Mit den Stimmen der anderen Fraktionen gilt der Beschluss des Rahmenplans durch die Stadtverordneten jedoch als sicher.

Es war nicht meine Absicht, Realpolitik zu machen. Ich hab’s aber gemacht.

Fedor Nocke (Die Partei)

Der Rahmenplan sieht die Entwicklung des Golmer Nordens als Wohn- und Wissenschaftsstandort mit bis zu 4500 Arbeitsplätzen und 3500 neuen Einwohnern vor. Durch den vom Ortsbeirat geforderten freien Grünzug zum Wald würden 200 Wohnungen wegfallen, lautete bislang der Einwand der Verwaltung. Ein Ausgleich werde nun teilweise durch Aufstockungen der Gebäude erfolgen, sagte Wolfram.

Die Gebäude würden drei- bis fünfstöckig in die Höhe wachsen, frei stehende Einfamilienhäuser werde es nicht geben. Fedor Nocke (Die Partei) freute sich. Der Vorschlag zur Gebäudeaufstockung stamme von ihm. „Es war nicht meine Absicht, Realpolitik zu machen, ich hab’s aber gemacht“, sagte er.

Ortsbeirat einstimmig für den Rahmenplan

Golms Ortsbeirat hatte sich zuvor einstimmig für die überarbeiteten Pläne ausgesprochen. „Wir haben einen noch besseren Kompromiss gefunden“, sagte Ortsvorsteherin Kathleen Knier (parteilos). Die nochmalige Beratung und die Auseinandersetzung mit dem Ortsbeirat hat auch zur Folge, dass der vorgesehene Schulstandort weiter südlich geplant wird. Damit könnten die Schulneubauten – geplant sind eine Grund- und eine weiterführende Schule – auch bereits früher realisiert werden, sagte Wolfram. Die vorbereitende Planung könne bald beginnen. Notwendig sei eine Änderung des Bebauungsplans.

Bürgerdialog zur Entwicklung der Potsdamer Ortsteile Grube, Eiche und Golm in der Ludwig-Renn-Grundschule am 23. Juni 2023.
Bürgerdialog zur Entwicklung der Potsdamer Ortsteile Grube, Eiche und Golm in der Ludwig-Renn-Grundschule am 23. Juni 2023.

© Klaus D. Grote/PNN

Der künftige Schulstandort mit 25.000 Quadratmetern Fläche war zuerst für Gewerbe vorgesehen. Die Grundstückseigentümer zeigten Verkaufsbereitschaft für die Flächen, so Wolfram. Der Ortsbeirat hatte den vorgezogenen Schulneubau wegen der prekären Schulplatzsituation gefordert. Wichtig seien zudem Erweiterungsflächen für den Schulstandort, sagte Knier.

Der wachsende Ortsteil wird nach dem Vorbild des Schlaatzes auch ein eigenes Bürgerhaus bekommen. Die alte Ortsmitte Golm soll durch neue Funktionen gestärkt werden. Auch das waren Forderungen des Ortsbeirats. Bei der weiteren Planung wird weiterhin der Ortsbeirat Eiche beteiligt. Der Rahmenplan soll alle zwei Jahre geprüft und in Abstimmung mit dem Ortsbeirat fortgeschrieben werden. Ausdrücklich erwähnt wird, dass sozialer Wohnungsbau entsteht. Auch für Beschäftigte, Studierende und Gastwissenschaftler der Universität wird Wohnraum geplant.

Manchmal sei es nötig, „genauer hinzugucken“. Das sei mit diesem Kompromiss gelungen, sagte Saskia Hüneke (Grüne). Um die Weiterentwicklung des Ortsteils und des Wissenschaftsstandortes zu ermöglichen, müssten aber eben auch Flächen beansprucht werden. Die Forderung der Anderen nach mehr Freiraum wies sie damit zurück. Ähnlich sieht es der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos). „Die Aufgabenstellung lautete nicht, macht so breite Grünstreifen wie möglich. Es ging um Entwicklungsmöglichkeiten für Golm.“ Nach anderthalb Jahren Diskussionen, an denen „die Menschen vor Ort“ beteiligt gewesen seien, liege nun ein Kompromiss, ein Gesamtwerk vor. Da solle nicht wegen Teilbereichen weiterdiskutiert werden, so Rubelt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false