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Der Zaun des Anstoßes: Seit einem Jahr ist der Welterbe-Park am Pfingstberg gesperrt. Im Hintergrund: Die Villa Schlieffen.

© A. Klaer

Streit um Pfingstberg-Projekt in Potsdam: Machtkampf vor der Entscheidung

Seit einem Jahr tobt der Pfingstberg-Streit, nun deutet sich eine Lösung an: Die Stadtverwaltung würde das umzäunte Welterbe-Areal selbst sanieren, allerdings ohne Investor Mathias Döpfner. Wie teuer das wird, ist noch unklar.

Nauener Vorstadt - Der Streit um das Pfingstberg-Projekt von Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner steht vor der Entscheidung – der 52–jährige Wahlpotsdamer zieht sich nach PNN-Recherchen womöglich zurück. Dann würde die Stadt die Sanierung des seit einem Jahr gegen die heftige Kritik von Anwohnern umzäunten Welterbeparks an der Großen Weinmeisterstraße in die Hand nehmen und auf Investorensuche für die völlig marode Villa Schlieffen gehen. Döpfner könnte dann den Garten um seine Villa Henckel weit weniger vergrößern als bisher geplant. Doch auch sein ursprünglicher Plan ist noch im Rennen.

Offiziell will sich derzeit keine Seite ausführlich äußern – weder das Rathaus noch Döpfner, auch nicht die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, der das Gelände gehört. Offiziell steht die umstrittene Angelegenheit aber am 14. Oktober im Hauptausschuss der Stadtverordneten auf der Tagesordnung – es geht um die „bebilderte Darstellung der beiden Varianten sowie der Folge- und Investitionskosten“. „Wir hoffen, bis dahin alle offenen Fragen geklärt zu haben“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN auf Nachfrage. Details zu möglichen Kosten für die Stadt nannte er nicht. Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh sagte, bisher habe sich in den laufenden Gesprächen noch keine Seite festgelegt. Er sei aber weiter optimistisch, dass noch eine für alle Seiten sinnvolle Lösung gefunden werden könne – also mit Döpfner: „Die Option aber, dass ganz von vorn eine Lösung gefunden werden muss, wäre die Schlechteste.“

Döpfner würde finanzielles Engagement zurückfahren

Die beiden Varianten – sowohl ohne als auch mit Döpfner – hatte bereits Stadtplanungschef Andreas Goetzmann Anfang September vor Stadtverordneten skizziert. So würde bei dem von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vorgeschlagenen Kompromiss, wonach der Zaun deutlich näher an die Villa heranrückt, Döpfner sein finanzielles Engagement „ganz erheblich zurückfahren.“. Nach PNN-Informationen würde er also weder die Villa Schlieffen zu einem öffentlichen Kunsthaus umbauen, noch den Park denkmalgerecht sanieren. Die finanzielle Lücke würde von der Stadt Potsdam geschlossen, so der Stadtplanungschef damals. Für die Villa hat die Stadt bereits erklärt, gebe es Investoren – allerdings muss das baufällige Haus laut Bebauungsplan für die Öffentlichkeit genutzt werden.

Die zweite Variante sieht laut Götzmann vor, dass Döpfner einen größeren Anteil des bislang öffentlichen Parks der Villa Henckel für die Privatnutzung erhält und im Gegenzug wie geplant auch mehr investiere, auch in die Villa Schlieffen. Doch dafür müsste vermutlich der Bebauungsplan für das Areal, dass als öffentliche Grünfläche gewidmet ist, geändert werden – eine Mehrheit der Stadtverordneten hat dies aber bisher abgelehnt.

Potsdam rechnet mit höheren Kosten

Stiftungssprecher Frank Kallensee betonte auf Anfrage, sämtliche Entscheidungen zum Pfingstberg seien auch abhängig vom Votum des Stiftungsrates, in dem die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund vertreten sind. Der Stiftungsrat müsste also auch zustimmen, ob Potsdam das Areal überhaupt sanieren darf. Wie berichtet hatten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und der inzwischen wegen seiner Hausbau-Affäre suspendierte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) eine Variante ins Spiel gebracht, wonach Potsdam in dem Park für etwa 40 000 Euro nur die Verkehrssicherheit wiederherstellt, damit der laut Döpfner und Stiftung aus Sicherheitsgründen aufgestellte Zaun wieder abgebaut werden kann. Doch diese für den Stadthaushalt günstige Variante ist nicht umsetzbar, wie zuletzt das brandenburgische Kulturministerium auf Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Steeven Bretz klarstellte: Die Landesregierung sehe in dem Vorschlag aus Potsdam „keine Alternative“, weil das Welterbe-Areal eben „zum Zweck der Wiederherstellung der Parkanlagen und Gebäude“ an die Stiftung übertragen wurde.

So rechnet die Stadt, sollte sie die Wiederherstellung übernehmen, mit deutlich höheren Kosten – die sie nach PNN-Informationen zum Teil auch der Stiftung oder Döpfner mit aufbürden möchte. Auch darüber wird noch verhandelt. Wie berichtet hat Döpfner für die Wiederherstellung des verwilderten Parks der Villa Henckel und für die Sanierung der benachbarten Villa Schlieffen mehr als 1,8 Millionen Euro eingeplant – innerhalb von sechs Jahren. Die Zeit sei auch nötig, wie das Ministerium jetzt auch Bretz mitteilte: Aus naturschutzrechtlichen Gründen bedürfe die geplante Vegetation „bestimmter Ruhephasen”, so dass der von Döpfner vorgesehene Sanierungszeitraum für den Park der Villa Henckel als „angemessen und eher als kurz“ zu bezeichnen sei.

Seit einem Jahr Streit um das Pfingstberg-Areal

Seit einem Jahr tobt der Streit, entzündet hatte er sich an dem von Döpfner im Auftrag der Stiftung aufgestellten Zaun um den historischen Park der Villa Henckel. Die Schlösserstiftung hatte ihm per Vertrag das Nießbrauchsrecht für das Gelände zugesprochen – im Gegenzug für die denkmalgerechte Wiederherstellung des verwilderten Parks. Gegen die Einzäunung hatten sich Bürgerinitiativen gegründet – erst zuletzt forderten sie in verschiedenen Mitteilungen den Zaun endlich abzureißen. Auch die Mehrheit der Stadtpolitiker und die Rathausspitze sind ebenfalls gegen den aus ihrer Sicht unabgesprochen aufgestellten Zaun, der ihrer Ansicht nach auch gegen die Bestimmungen des B-Plans verstößt. Döpfner beharrte dagegen zuletzt auf der Umsetzung eines ersten Kompromisses, wonach er – auch wegen Sicherheitsauflagen für ihn als Chef des Springer-Medienkonzerns – etwa 30 Prozent des Parks als abgezäunte zusätzliche Privatfläche um die Villa Henckel erhalten würde. Selbst einen Gang vor das Verwaltungsgericht hatte er erwogen.

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