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Bauvorbereitende Arbeiten. Der eigentliche Bau des Autohauses an der Pappelallee Ecke Erich-Mendelsohn-Allee soll im August beginnen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kritik an Autohaus am Welterbe

Schlösserstiftung, Landesdenkmalschutz und Interessenvertretung Bornstedter Feld votieren gegen Verkaufshalle für Automobile am Fuße des Ruinenberges. Doch vergeblich, die Baugenehmigung ist erteilt

Bornstedter Feld - Beeinträchtigung des Welterbes befürchtet: Kurz vor dem Baubeginn für ein Autohaus an der Ecke Pappelallee / Erich-Mendelsohn-Allee regt sich Widerstand gegen das Vorhaben. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) hat sich bei der Stadt Potsdam gegen das Autohaus am Fuße des zum Welterbe gehörenden Ruinenberges ausgesprochen, nach PNN-Informationen ebenso das Landesamt für Denkmalpflege. Die Schlösserstiftung gab eine negative Stellungnahme ab, „weil wir der Meinung sind, dass an dieser Stelle gerade in dieser Höhe ein Baukörper nicht sinnvoll und nicht gut ist“, erklärte der Generaldirektor der Stiftung, Hartmut Dorgerloh den PNN.

Allerdings hat die Potsdamer Bauverwaltung weder die Einsprüche der Oberen Denkmalschutzbehörde noch die der SPSG erhört. „Es gibt eine Baugenehmigung zur Errichtung des Autohauses“, teilte Stadtsprecher Markus Klier auf PNN-Anfrage mit. Mehr noch: Klaus-Peter Krause, Oberbauleiter der Firma Borgers Ost GmbH, die das Autohaus errichten wird, erklärte den PNN: „Baubeginn wird im August sein.“

Vor diesem Hintergrund, betonte der SPSG-Generaldirektor, werde die Stiftung versuchen, noch gewisse Modifikationen zu erreichen. Dorgerloh: „Da ergibt sich vielleicht fünf Minuten vor zwölf noch eine Möglichkeit, die eine oder andere Korrektur anzubringen.“ Die Stiftung dränge darauf, „dass wir möglichst keine Umklammerung der Schloss- und Gartenanlagen bekommen“, sagte Dorgerloh. Das Ziel seien vielmehr sanftere Übergänge zwischen Park und Stadt, also eine geschützte Pufferzone für die Welterbeschlösser und -parks.

Über die Notwendigkeit eines Welterbe-Umgebungsschutzes sind sich Stadt, Land und Stiftung offiziell einig: Anfang 2011 wurde von ihnen die Deklaration über die Pufferzone zur Unesco- Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ unterzeichnet. Fortan sollten Bauprojekte ab einer gewissen Größe und Bedeutung auf ihre Verträglichkeit mit dem Welterbe überprüft werden. Die Probleme liegen jedoch im Detail: Freimütig teilte Stadtsprecher Klier mit, die Pufferzonen-Regelungen sei auf das geplante Autohaus der Marke Hyundai angewendet worden. Konkret bedeutet das mit Kliers Worten: „Die Stellungnahmen der Schlösserstiftung und des Landesamtes liegen vor.“

Warum dies nicht zur Ablehnung des Bauantrages der Firma ASL Auto-Service Lichtblau GmbH Teltow führte – die sich gegenüber den PNN nicht äußerte –, teilte die Stadt der Interessenvertretung der Anwohner des Bornstedter Feldes mit. Diese lehnt das Autohaus ebenfalls ab. Es heißt in dem Brief des Baubeigeordneten Matthias Klipp (Grüne), der den PNN vorliegt, der Bebauungsplan Nr. 40 „Kaserne Kirschallee“ sehe für das fragliche Areal eine Gewerbenutzung vor und habe seit 2006 Rechtskraft. Schon damit seien „langjährige Rechtsansprüche“ des Grundeigentümers begründet. Dieser war bisher der Entwicklungsträger Bornstedter Feld unter dem Dach der Stadtholding Pro Potsdam. Deren Sprecher Sebastian Scholze bestätigt den PNN aber den Verkauf des Areals.

Allerdings zieht sich die Stadt, die das Autohaus-Projekt vom Gestaltungsrat architektonisch aufbessern ließ, nicht allein auf die Zwänge bestehender Baupläne zurück. Klipp stellte in dem Schreiben an die Interessenvertretung klar: „Eine maßgebliche Beeinträchtigung des Welterbes durch die nördlich der Pappelallee vorgesehene Neubebauung ist jedoch nicht zu erwarten.“

Matthias Finken (CDU), gewähltes Mitglied der Interessenvertretung, ist da anderer Ansicht. Er sagte den PNN, das Autohaus passe weder zum Welterbe noch zur Notwendigkeit zur Schaffung eines architektonischen „Einfallstores zum Bornstedter Feld“ noch zu einem in unmittelbarer Nähe geplanten Stadtplatz einschließlich Cafè und Kiosk für das Entwicklungsgebiet. „Dann hat man schräg gegenüber auf der gesamten Breite ein Autohaus“, sagt Finken. Städtebaulich sinnvoll sei das nicht.

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