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In vielen Einrichtungen fällt krankheitsbedingt viel Personal aus.

© dpa / Bernd Weißbrod

Krankheitswelle in Potsdam: Kliniken, Arztpraxen, Schulen stoßen an ihre Grenzen

Die Häufung von Erkältungs- und Grippeerkrankungen führt vielerorts zu Personalausfall. Viele Einrichtungen müssen ihr Angebot einschränken.

Die Krankheitswelle hat Potsdam im Griff. Die Personalausfälle bringen immer mehr Potsdamer Einrichtungen an ihre Grenzen. „In der Oberlinschule sowie der Oberlin Norberthausschule verzeichnen wir derzeit circa 40 Prozent Ausfälle bei den Mitarbeitenden und circa 25 Prozent bei den Schüler:innen“, teilt Oberlin-Sprecherin Manja Johannsen mit. Die Konsequenz: „In der Oberlinschule müssen wir Klassen auflösen und Schüler:innen auf andere Klassen aufteilen beziehungsweise vereinzelt darum bitten, dass Schüler:innen zu Hause bleiben.“ Die Oberlinklinik könne zwar alle Leistungen erbringen, habe aber die Kapazitäten reduziert.

Ausfallquote bis zu 39 Prozent

Auch bei Fröbel - der Träger betreibt in Potsdam rund ein Dutzend Kitas und Horte - liegt die Ausfallquote zwischen sechs und 39 Prozent. Vor einem Jahr und Anfang Dezember 2019, vor der Pandemie, habe dieser Wert etwa sechs Prozent niedriger gelegen, sagte Sprecher Mario Weis. „Einige Einrichtungen müssen wegen der Krankheitswelle aber vorübergehend die Öffnungszeiten verkürzen.“

Auch in der Potsdamer Verwaltung kann es nach Angaben von Stadtsprecherin Juliane Güldner durch den hohen Krankenstand zu Verzögerungen kommen. Gleiches gilt für die Feuerwehr: „Im Einzelfall müssen Besatzungen auf Feuerwehrfahrzeugen reduziert oder können einzelne Rettungswagen nicht besetzt werden.“

9,5
Millionen Deutsche leiden unter einer Atemwegserkrankung

Die Häufung bekommen auch die Ärzte zu spüren. Antje Meinecke, Potsdamer Hausärztin und im Vorstand des Hausärzteverbandes Brandenburg, berichtet vom großen Ansturm in den Potsdamer Praxen: „Momentan gibt es viele Influenza-Fälle, normale virale Atemwegsinfekte und Magen-Darm-Infekte“, sagte sie den PNN. Die Grippewelle beginne mit Anfang Dezember ungewöhnlich früh. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir so früh so viele Grippefälle hatten.“

Laut dem aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgruppe Influenza beim Robert Koch-Institut (RKI) sind momentan 9,5 Millionen Deutsche von einer akuten Atemwegserkrankung betroffen – unabhängig vom Arztbesuch. Das sind 11,4 Prozent der Bevölkerung. Die Rate habe damit das Niveau, das zum Höhepunkt der starken Grippewelle 2017/18 beobachtet wurde, bereits jetzt überschritten.

Ausweichen auf den Hausarzt

Dass – wie anderswo – auch in Potsdam besonders Kinder betroffen sind, zeige sich auch in den Hausarztpraxen, sagt Antje Meinecke: „Weil die Kinderarztpraxen ein solches Riesenaufkommen an kleinen Patienten haben, werden Zehn- bis 14-Jährige beim Hausarzt der Eltern vorgestellt.“ Ein weiteres Problem seien Krankheitsausfälle bei den oft jüngeren Arzthelfer:innen mit Kindern – die Ärzt:innen müssten deren Aufgaben teils übernehmen, „neben der doppelten Belastung“, sagt sie. Trotz des hohen Patientenaufkommens werde behandelt. „Dienst nach Vorschrift können wir nicht machen.“ 

Im kommunalen Bergmann-Klinikum zeigt sich die Krankheitswelle doppelt. Um den „saisonüblich hohen Krankenstand“ beim Personal auszugleichen und keine Station schließen zu müssen, greife das Haus auf Leasingkräfte zurück oder Mitarbeiter wechselten in Stationen, in denen dringender Personal benötigt werde.

Auf Patientenseite bleibt die Auslastung vor allem in der Kinderstation sehr hoch. „Bedingt ist dieser Anstieg vorwiegend durch schwer verlaufende Atemwegs-Erkrankungen bei Kindern, die einer stationären Überwachung, einer Sauerstofftherapie oder gar einer Atmungsunterstützung bedürfen“, teilte Hunsmann mit. Auch weiterhin seien bis zu 80 Prozent der Patient:innen auf der Station wegen einer RSV-Infektion (Respiratory Syncytial Virus) oder Influenza in Behandlung.

Mit einer kurzfristigen Entspannung rechnet man im Bergmann-Klinikum nicht: Die hohe Belastung werde vermutlich bis in den Januar und Februar anhalten.

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