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Landeshauptstadt: Kein „Land unter“ am Übergang

Zeit der nassen Füße ist für Kleingärtner an Nuthewiesen vorbei

Zeit der nassen Füße ist für Kleingärtner an Nuthewiesen vorbei „Land unter“ war für die Kleingärtner des Vereins „Übergang“ lange Zeit ein fast in jedem Frühjahr wiederkehrender Schreckensruf. Die Lage nahe der Nuthe und ihrer feuchten Wiesen führte dazu, dass viele Parzellen 30 – 40 cm unter Wasser standen. Der Tischler Werner Heidenreich, seit 38 Jahren im Verein, kann sich daran gut erinnern: „Im Herbst haben wir das Mobiliar der Lauben immer auf Steine gestellt, damit das Wasser nicht herankam.“ Dennoch waren die Schäden an den Bauwerken und im Garten selbst, wo Knollen und Zwiebeln im nassen Boden verfaulten, mitunter beträchtlich. Kam der Frost noch einmal zurück, fanden Kleintierhalter ihre Hühner manchmal festgefroren vor. Am höher gelegenen Zugang von der Friedrich-Engels-Straße standen Dutzende Gummistiefel, denn die brauchte man, um trockenen Fußes auf die Parzelle zu kommen. Heute gerät nur noch die als einzige direkt an der Nuthe gelegene Parzelle des Vereinsvorsitzenden Karsten Franzke gelegentlich in Hochwassergefahr. Im Vorjahr hat er einen Damm aus Sandsäcken auftürmen müssen. Im Übrigen hat sich in den 80er Jahren der Bau des Plattenviertels Schlaatz in dieser Hinsicht segensreich ausgewirkt, weil er eine Grundwasserabsenkung bewirkte. Bleibt die Frage, warum in den 30er Jahren ausgerechnet die nassen Wiesen an der Nuthe ausgesucht wurden, um Kleingärten anzulegen. Eine bis zu den Anfängen zurückreichende Chronik, die diese Frage beantworten könnte, besitzt der mit 44 Parzellen relativ kleine Verein nicht. Doch damals besaß ein Kleingarten als grüne Oase für die Bewohner der Arbeiterstadt Babelsberg einen besonders hohen Wert. Außerdem trug er wesentlich zur Bereicherung des Küchenzettels für die oft vielköpfige Familie bei. Zum anderen besitzt der Übergang, benannt nach der über die Friedrich-Engels-Straße führenden Fußgängerbrücke, eine günstige Verkehrslage. Vor dem Vereinstor hielt die Straßenbahn (heute der Bus), und in das Babelsberger Zentrum sind es nur ein paar Schritte. Gegen den Verkehrslärm ist die Sparte gut abgeschirmt. Deshalb fehlt es ihr nicht an Neubewerbern, wenn eins der meist schon im Rentenalter stehenden Mitglieder seinen Kleingarten abgibt. So hat sich auch Karsten Franzke in den 90er Jahren für den „Übergang“ entschieden, nachdem er zunächst am Stadtrand auf Gartensuche gegangen war. Binnen weniger Jahre avancierte der Haustechniker zum Vereinsvorsitzenden. Die Mitglieder waren froh, als er dieses Ehrenamt übernahm, das von der Regelung von Rechtsfragen, so der Erhaltung der Gemeinnützigkeit, bis zu Baufragen eine Menge Arbeit macht. Den Zeitaufwand wollen sich nur noch wenige ans Bein binden, deshalb droht manchem Kleingartenverein heute die Einsetzung eines Verwalters, der bezahlt werden muss. Der neue Vorsitzende hat viel bewirkt: Nachbarschaftstreitigkeiten gibt es kaum und auch keine Probleme mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Gemüse- und Obstanbau. Im Gegenteil, in letzter Zeit mehren sich die Gewächshäuser und Folienzelte, in denen Frühgemüse herangezogen wird. Für ihr Vereinslokal haben die Mitglieder durch Erneuerung der Toilettenanlage auch etwas getan. Die Gaststätte, gepflegt und gemütlich, ist mit ihrer deutschen Küche seit Jahrzehnten ein Anziehungspunkt für die Bewohner der Umgebung, denen die Kleingärtner freundlich ihre Anlage öffnen. Bis 23 Uhr können sie hier essen und ihr Bier trinken.

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