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Landeshauptstadt: Kein Ersatz für Eltern

Kinderheim „Am Stern“ feiert heute 20. Geburtstag

Am Stern – Wegen des Trabis gab es nur den sechsten Platz im „Fredersdorfer Bettenrennen“. Zum achten Mal hatte das Kinderheim „Am Stern“ am alljährlichen Spektakel bei Beelitz teilgenommen. Ihr „Bett“ war diesmal ein Nest. Die Kinder spielten normale und verrückte Hühner. „Ist das Huhn nicht fit im Kopf, kommt es in den Suppentopf“ war ihr Motto. Die Jury sollte mit abgepackter Hühnersuppe „bestochen“ werden. Aber der Trabi als fahrbarer Untersatz ließ die Truppe im Stich. Deswegen der sechste Platz. „Wir waren schon mal Dritter“, erzählt Heimleiter Carsten Lehmann. Die Teilnahme am Bettenrennen sei mittlerweile zur Tradition geworden. „Solche Traditionen unterscheiden uns von anderen Einrichtungen in Potsdam“, sagt Lehmann.

20 Jahre gibt es das Kinderheim nun. Anlass für einen Rückblick: Am 3. Januar 1986 eröffnete in der Pietschkerstraße das so genannte „Säuglingsdauerheim“. „Für Kinder bis vier Jahre“, so Lehmann, der das Heim seit 1997 leitet. Heute ist das Heim unter der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes für 38 Kinder und Jugendliche von null bis 18 Jahren da. Sie wohnen nicht nur im „Stammhaus“ am Stern, sondern auch in fünf „Familienwohngruppen“ verteilt übers Stadtgebiet. Dort leben sie in den Familien der Erzieher. Beim Blättern in der handgeschriebenen Chronik ziehen die sozialistischen Jahre vorbei: Samowarabende und Badeausflüge. Eine verblasste Farbfotografie zeigt das Haus zum Zeitpunkt der Eröffnung, damals frei stehend im öden Bauland.

Geändert hat sich seitdem sehr viel, so Lehmann. Nicht zuletzt am Gebäude, das schrittweise umgebaut wurde. Heute wohnen die Kinder in separaten Wohnbereichen, nicht zu zehnt mit einem Schlaf- und einem Beschäftigungsraum wie früher. Wichtiger noch ist für Lehmann die veränderte inhaltliche Ausrichtung der Arbeit. Die Erzieher verstünden sich nicht als „Ersatzeltern“ wie noch zu DDR-Zeiten. „ Kinder bleiben in ihrer Familie verwurzelt, selbst wenn sie nicht in der Familie wohnen“, weiß Lehmann. Deshalb bemühe er sich mit seinem Team, die Eltern ins Boot zu holen, auch wenn das nicht immer leicht ist. Höhepunkt der Elternarbeit sei das jährliche Elternwochenende mit Eltern, Kindern und Erziehern. Der „partnerschaftliche“ Kurs des Kinderheims zeigt Folgen: Die Aufenthaltsdauer der Kinder im Heim gehe zurück, so Lehmann. Fälle, in denen die Jugendlichen im Heim erwachsen würden, seien heute selten. Er sehe die Zukunft des Kinderheims optimistisch.

Heute Nachmittag wird der Geburtstag des Kinderheims gefeiert. Eine Theatergruppe wird dann die neue Bühne im Garten einweihen. JaHa

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