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Festnahme in Sachsen-Anhalt: Räuber aus Potsdam: Ist die Potsdamer Raubserie in Discountern aufgeklärt?

Das Personal in Potsdams Discountern lebte seit März in Angst - wegen einer Raubserie. Das Spezialeinsatzkommando der Brandenburger Polizei stellte nun den mutmaßlichen Räuber aus Potsdam in Sachsen-Anhalt.

Potsdam/Zahna-Elster - Erster Erfolg nach monatelangen Ermittlungen: Nach der Raubserie auf Discounter in Potsdam und im Umland hat die Polizei nun erstmals konkrete Spuren zu einem mutmaßlichen Täter. Ein 28-jähriger Potsdamer sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Brandenburger Polizei hat bereits am Donnerstag in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Zahna-Elster, kurz hinter Brandenburgs südwestlicher Landesgrenze bei Jüterbog (Teltow-Fläming), 60 Autominuten von Potsdam entfernt, den 28-Jährigen festgenommen. Zuvor war der Mann dort über Tage observiert worden. Wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ am Freitag berichtete, fuhren die Beamten in den späten Nachmittagsstunden im Zentrum der 4000-Einwohner-Stadt im Landkreis Wittenberg vor, ausgerüstet mit schusssicheren Westen und automatischen Waffen. Dort spürten sie den 28-Jährigen in der Wohnung seiner Freundin auf, wie Ermittlerkreise den PNN am Freitag bestätigten. 

Tatverdacht für zwei Überfälle in Potsdam

Auf Antrag der  Staatsanwaltschaft Potsdam hatte das Amtsgericht Potsdam dem Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“ zufolge Haftbefehl erlassen. Ein Haftrichter entschied am Freitag, dass der Mann in Untersuchungshaft muss. Am Freitagnachmittag konnten die Pressestelle der zuständigen Polizeidirektion jedoch keine Auskunft über den Fall mehr geben, die Staatsanwaltschaft war nicht mehr erreichbar.

Aus Ermittlerkreisen wurde den PNN jedoch bestätigt, dass der 28-Jährige im dringenden Tatverdacht steht, mindestens zwei schwere räuberische Erpressungen im März und im Juli in Potsdam begangen zu haben. Welche Vorfälle genau gemeint sind, ist noch unklar: Für den 18. März hatte die Polizei beispielsweise einen bewaffneten Raubüberfall auf einen Supermarkt in der Galileisstraße gemeldet. Zwei Monate später hatte die Polizei dabei das Bild einer Überwachungskamera veröffentlicht, die einen Mann zeigt, wie er gegen 19 Uhr das Geschäft betritt und vorgibt, einzukaufen. An der Kasse zückte er eine Waffe und zwang eine Angestellte, Bargeld in seinen Rucksack zu packen. Anschließend flüchtete er.

Polizei prüft Täterschaft für weitere Fälle

Ob der 28-Jährige auch an den anderen Überfälle in Potsdam und im Umland beteiligt war, ist bislang unklar. Die Ermittler haben den Mann zwar im Verdacht. Zunächst wollen sie jedoch alle Überfälle noch einmal prüfen. Die Serie begann am 17. März mit dem Überfall auf ein Wettbüro in der Innenstadt, einen Tag später ereignete sich ein ähnlicher Vorfall in dem besagten Supermarkt in der Galileistraße. Im April war eine Videothek in Babelsberg der Tatort.

Nach einer mehrwöchigen Pause überfielen am 19. Juni zwei Männer einen Pizzalieferdienst in der Brandenburger Vorstadt – bewaffnet mit einem Messer und einem Elektroschocker. Eine gute Woche später kam es zu einem Überfall auf einen Supermarkt Am Stern, wieder mit einer Pistole. Am 4. Juli dann traf es ein Spielcasino im Kirchsteigfeld, am 8. Juli einen weiteren Supermarkt, diesmal in Potsdam-West, und einen Tag später schließlich abermals ein Wettbüro in der Innenstadt. Am Donnerstag vor einer Woche wurde ein Discounter in der Gagarinstraße ausgeraubt, am vergangenen Samstag ein Supermarkt in Michendorfer Ortsteil Langerwisch und erst in dieser Woche, am Mittwochnachmittag, hatte ein Unbekannter eine Nahkauf-Filiale in der Heinrich-Mann-Allee ausgeraubt.

Der Potsdamer ist einschlägig vorbestraft

Der Tatablauf war jeweils ähnlich: Mit vorgehaltener Waffe hatte der Mann, oft kurz vor Ladenschluss, Kassierer in den Geschäften mit vorgehaltener Pistole bedroht. Auch die Täterbeschreibungen der Opfer ähnelten sich teilweise.

Seit Monaten hatte die Kriminalpolizei nach den möglichen Tätern gesucht. Nun kam sie dem 28-Jährigen auf die Spur. Er ist nach PNN-Informationen einschlägig vorbestraft, die Beamten fanden bei ihm ein gestohlenes Motorrad. Informationen über mögliche Komplizen – in einigen der Fälle haben Zeugen auch Fluchthelfer gesehen – wurden zunächst nicht bekannt.

Verkäuferinnen in Potsdam in Angst

Für die Angestellten in Supermärkten – speziell die überfallenen Kassiererinnen – war die Belastung groß. Darauf hatte vor zwei Wochen Nils Busch-Petersen verwiesen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. Er kenne Opfer solcher Fälle, bei denen so ein Ereignis noch sehr lange nachhalle: „Das ist eine schlimme Situation.“

Insofern kam auch das SEK zum Einsatz – weil die Polizei vermuten musste, dass der Mann bewaffnet war: Der Einsatz eines SEK ist bei Gefahr im Verzug nötig und bei besonders schweren Straftaten, hieß es. Das bei dem Einsatz die Einsatzkräfte aus Brandenburg die Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt überschritten, sei rechtlich möglich, hieß es gegenüber den PNN aus dem zuständigen Landesinnenministerium. Ebenso sei der Einsatz angemeldet gewesen, hieß es wiederum aus der Polizei.

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