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Bei der Freiwilligen Feuerwehr Uetz-Paaren ist der Unterstand viel zu niedrig für das Einsatzfahrzeug.

© Foto: Ottmar Winter

Investitionsstau bei Potsdams Brandbekämpfern: 74 Millionen Euro für Feuerwehren benötigt

Die Gerätehäuser sind zu klein für die Löschfahrzeuge, Ehrenamtliche müssen in schlecht ausgestatteten Räumen Dienst tun.

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Die Anforderungen an die Freiwilligen Feuerwehren in Potsdam sind hoch. Sie garantieren, dass im Ernstfall schnell Rettungskräfte an allen Orten der Stadt sein können, und auch bei großen Lagen wie den Waldbränden im zurückliegenden Sommer müssen sie in den Einsatz. Doch die Bedingungen, unter denen die ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden ihren Dienst tun, sind schlecht.

Besonders unzureichend ist die Lage für die Freiwilligen Wehren in Eiche, Golm, Sacrow, Drewitz und Uetz-Paaren. Das geht aus dem Gefahrenabwehrbedarfsplan hervor, den die Stadtverwaltung zusammen mit der zertifizierten Firma Forplan GmbH in umfassender Arbeit erstellt hat. Darin steht für diese Feuerwachen, es seien „Mängel im Unfallschutz erkannt, die eine mittelfristige Aufrechterhaltung der Standorte im jetzigen Zustand nicht zulassen“. Im Klartext: Wenn nichts getan wird, müssten die Wachen schließen.

Gefahrenabwehrbedarfsplan: Altes Feuerwehrhaus in Sacrow „ist nicht arbeitsfähig“

Schon jetzt passen Fahrzeuge zum Beispiel nicht oder kaum in die Feuerwehrhäuser, Sanitär- und Umkleidebereiche seien nicht zweckdienlich zu nutzen. Für Sacrow beschied der Gefahrenabwehrbedarfsplan unmissverständlich: Das alte Feuerwehrhaus „entspricht nicht den gängigen Vorschriften und ist nicht arbeitsfähig“. Hier wurde die Konsequenz schon gezogen: Am Mittwoch wurde Richtfest gefeiert für ein neues Feuerwehrhaus.

Doch der Investitionsbedarf in Räume und Ausstattung für die freiwilligen Brandbekämpfer bleibt riesig. Der Anfang Oktober von den Stadtverordneten beschlossene Gefahrenabwehrbedarfsplan weist einen Investitionsstau von nahezu 74 Millionen Euro aus, die für neue Wachen und ausreichend Personal benötigt werden.

16,7 Millionen Euro investiert die Stadt bis 2027 in die Feuerwehrinfrastruktur

Reicht das Geld? Kämmerer Burkhard Exner (SPD) war am Mittwoch in Sacrow vor Ort. Er sagte: „Feuerwachen und Feuerwehrhäuser müssen Einsätze in allen Ortsteilen gut abdecken können. Zudem sollen sie, so wie es hier in Sacrow ab Mai 2023 der Fall sein wird, so modern wie möglich ausgestattet sein.“ Dafür habe die Landeshauptstadt über den Kommunalen Immobilien Service (KIS) von 2019 bis 2027 Investitionen von über 16,7 Millionen Euro in die Feuerwehrinfrastruktur eingeplant. Das ist allerdings nur ein Bruchteil des im Plan festgestellten tatsächlichen Bedarfs. Doch bei der Feuerwehr ist man darüber schon glücklich. Der Gefahrenabwehrbedarfsplan sei ein ersehnter Erfolg, sagt Rainer Schulz, stellvertretender Fachbereichsleiter Feuerwehr. Mehr als drei Jahre habe die Feuerwehr für Verbesserungen bei den Freiwilligen Wehren gekämpft. Jedoch steht auch der Bedarfsplan unter Haushaltsvorbehalt – das Geld muss erst eingestellt werden, und das bis zum Jahr 2031.

In Sacrow werden 1,9 Millionen für den Neubau investiert, darin sind Fördergelder des Bundes sowie 470.000 Euro des Landes Brandenburg enthalten. Dafür wird ein Sozialgebäude in Massivbauweise mit Wärmedämmverbundsystem errichte. Die Wärmeversorgung für Heizung und Trinkwasser wird durch eine Erdwärmepumpe sichergestellt. Für diesen Neubau galt zudem die besondere Herausforderung des Standorts inmitten eines Unesco-Welterbebereichs.

 „Die größte Herausforderung wird die Grundstücksfindung.“

Dennis Kroop, Wehrführer von Uetz-Paaren

Die Finanzen sind nicht die einzigen Fallstricke für die Modernisierung der Freiwilligen Wehren in der Stadt. Schon für den Neubau des Feuerwehrhauses im Ortsteil Uetz-Paaren, der im Anschluss an das Sacrower Gerätehaus gestartet werden soll, fehlt ein geeignetes städtisches Grundstück. Der Wehrführer der Uetz-Paarener Kameraden, Dennis Kroop, gibt offen zu: „Die größte Herausforderung wird die Grundstücksfindung.“

Dass aber ein Neubau vonnöten ist, zeigen nicht nur Umfragewerte unter den freiwilligen Kameraden. Neben Golm und Sacrow kommt die meiste Kritik an mangelhaften Gerätehäusern aus Uetz-Paaren. Ganz sichtbar zeigt sich das Defizit, da das Feuerwehrauto nur im Schritttempo aus dem Haus fahren kann, weil der Unterstand zu niedrig für das Einsatzfahrzeug ist. Und für die Ehrenamtler gibt es nur einen sporadisch eingerichteten Aufenthaltsraum – die andere Seite der Fahrzeuggarage, mit Heizlüfter.

Nach dem Neubau des Feuerwehrhauses in Uetz-Paaren sollen in einem Abstand von jeweils zwei Jahren die Gerätehäuser für Eiche/Golm sowie Drewitz folgen. Während für den gemeinsamen Feuerwehrstandort Eiche/Golm ein Standort am Kuhforter Damm geeinigt scheint, ist das Grundstücksproblem auch im Stadtteil Drewitz akut. Dort könnten die freiwilligen Kameraden sogar vor das Stadtgebiet ausgelagert werden, auch wenn das weitere Wege bedeuten würde.

In Potsdam existieren insgesamt 15 Freiwillige Feuerwehren. Neben den Mängeln bei Unterbringung und Ausstattung kämpfen einige der freiwilligen Wehren mit Nachwuchssorgen – auch wenn der Gefahrenabwehrbedarfsplan noch ein gutes Bild zeichnet: Die Feuerwehreinheiten wiesen eine ausgeglichene und gesunde Altersstruktur auf. Doch bei den Bornimer Kameraden hieß erst zum 125-jährigen Jubiläum im Juli: „Es klafft eine große Lücke.“ Das sagte Jugendwart Bernd Glass: „Es kommt nichts nach, obwohl Bornim so stark wächst. Wir suchen händeringend.“

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