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Ulrike Häfner.

© SPD Potsdam

Potsdams SPD-Chefin im Interview: „Ich strebe immer das Ideal an“

Potsdams neue SPD-Chefin Ulrike Häfner über ihre ersten 100 Tage im Amt – und ihre wichtigste Aufgabe.

Frau Häfner, Sie sind inzwischen mehr als 100 Tage im Amt – aber öffentlich nimmt man die neue Potsdamer SPD-Vorsitzende kaum wahr. Woran liegt das?

Das ist eine Frage der Perspektive. Ich bin vor allem in der SPD präsent und kümmere mich um die innerparteiliche Kommunikation und auch neue Mitwirkungsmöglichkeiten, für langjährige Mitglieder und unsere vielen neuen. Ich bin zu allererst für das Parteileben zuständig und dafür, eine politisch kreative und wertschätzende Arbeitsatmosphäre zu sichern. Das läuft gerade richtig rund.

Was läuft denn besser? Dem früheren Vorsitzenden Schubert, der viele Jahre Fraktionschef war und jetzt Sozialdezernent geworden ist, wurde ja nachgesagt, dass er möglichst viel allein machen wollte.

Ich hatte es leicht, an die gute Arbeit meines Vorgängers anzuknüpfen. Wie angekündigt habe ich mir zuerst Zeit mit den Arbeitsgemeinschaften und Ortsvereinen der Potsdamer SPD genommen. Ich habe mir ihre Themen und Gedanken angehört. Mir geht es darum, den kulturellen Wandel zu mehr Mitbestimmung, den wir in der Gesellschaft spüren, in der Partei beispielgebend zu leben. Die Offenheit nach innen und ein geschlossenes Auftreten nach außen liegen mir dabei am Herzen.

Gleichwohl ist das noch defensive öffentliche Auftreten spürbar. Ein Beispiel: Die Debatte um eine bessere Personalausstattung der Potsdamer Kitas, in der die SPD-Fraktion zunächst eine zögerliche Haltung einnahm. Warum haben Sie das nicht öffentlich hinterfragt?

Meine Aufgabe ist zunächst die Programmatik. Ich achte auf das Grundsätzliche und strebe immer das Ideal an. Die Fraktion ist für die Pragmatik zuständig. Meine öffentliche Einmischung hätte das Ganze eher gefährdet als beflügelt. Fraktionschef Heuer hat es aber auf den Punkt gebracht – die insgesamt zwei Millionen Euro für die Kitas seien ein großer Schritt für den Haushalt, aber nur ein kleiner Schritt für die Kinder. Das heißt, für die Kleinsten müssen wir mit großen Schritten vorangehen. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die noch fehlenden 2,5 Millionen Euro aufgebracht werden, damit die Betreuungslücke wirklich geschlossen werden kann. Einen solchen Beschluss kann ich mir für den nächsten Parteitag der Potsdamer Sozialdemokraten gut vorstellen.

Aber das öffentliche Hinterfragen der Position der Fraktion sehen Sie zunächst nicht als Ihre Aufgabe?

Das Hinterfragen der Positionen der Fraktion ist durchaus eine meiner Aufgaben. Ich halte es aber nicht für einen Nachteil, dass ich mich mit Pete Heuer so unkompliziert verständigen kann, wir einen guten Draht haben. Unsere unterschiedlichen Perspektiven und Rollen ergänzen sich dabei ganz wunderbar. Bis zum September ist meine wichtigste Aufgabe, einen erfolgreichen Wahlkampf für unsere Potsdamer Bundestagskandidatin Manja Schüle zu organisieren. Wir wollen das Direktmandat zur SPD zurückholen. Die bisherige Resonanz auf der Straße und auch die Umfragen stimmen froh.

Sie waren bis vor wenigen Monaten auch Sprecherin des Frauenpolitischen Rates in Brandenburg. Wie sehen Sie dessen umstrittene Forderung, ein Herren-Pissoir in Mundform – mit knallroten Lippen als Beckenrand – im neuen Potsdamer Klub „Pirschheide“ abzuhängen?

An einem öffentlichen Ort einen Gebrauchsgegenstand gutzuheißen, der einer sexistischen Symbolik entspricht und zu Handlungen auffordert, die faktisch in einer entwürdigenden Geste münden, widerstrebt mir zutiefst. Die unwidersprochene Duldung kommt einem Gutheißen und damit einer Legitimation gleich. Frauenfeindlichkeit wird banalisiert. Würde es sich um Kunst handeln, fände die dazugehörige Performance in ganz anderer Öffentlichkeit statt.

Die Fragen stellte Henri Kramer.

Ulrike Häfner (49) ist seit Ende vergangenen September Potsdams SPD-Kreischefin. Sie arbeit im Bildungsministerium des Landes im Referat für Hilfen zur Erziehung und Kinderschutz.

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