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Bild des Anstoßes. „Helge Schneider als Hitler“ mit Betrachter.

© Andreas Klaer

Ausstellung im Potsdamer Landtag: Hitler als „Katzeklo“-Autor

Im Januar sorgte sein Bild von Adolf Hitler für Schlagzeilen. Die Aufregung darum hält der Künstler Lutz Friedel für lächerlich.

Natürlich will ein Künstler nicht, dass seine Kunst mit einem müden Nicken abgetan wird. Kunst soll provozieren! Im Theater: Vorhang runter, alles gut? – Das kann es doch nicht sein und wenn der Skandal nicht von alleine kommt, dann wird er inszeniert! Doch war es so bei Lutz Friedel? Hatte es der Mann, der Maler und Bildhauer aus dem Brandenburgischen, der im Januar für Schlagzeilen sorgte, auf Provokation angelegt? „Lächerlich“, so seine Antwort am Mittwochabend bei der Eröffnung der Ausstellung seiner „Vorbilder, Nachbilder, Gegenbilder“ im neuen Landtag. Da sei „eine Sau durchs Dorf gejagt worden“, es sei „nicht ums Künstlerische, sondern ums Politische“ gegangen.

Weil eines seiner „Selbstporträts“ von Personen aus der Geschichte „zwischen 1635 und 2003“ Adolf Hitler zeigt, hatte die Ausstellung Gegenwind. „Abhängen!“, forderte die CDU-Landtagsfraktion und Lutz Friedel erklärte den etwa 50 Gästen des Abends, dass es auch beinahe so gekommen wäre: „Es stand auf der Kippe!“ und dann „hätte mir niemand auf die Schulter geklopft“. Explizit dankte der Künstler dem Landtags-Architekten Peter Kulka für dessen vehemente Fürsprache. Das Baby sei „mit Schmerzen geboren worden“, resümierte denn auch Landtagsvizepräsidentin Gerrit Große (Linke) die Kämpfe um Friedels Kunst in den vergangenen Wochen. „Wir trauen den Brandenburgern zu, mit dieser Kunst umzugehen“, erklärte sie und fand einen versöhnlichen Dreh, mit den interfraktionellen Friktionen um Friedel umzugehen: „Viele Besucher kommen nur wegen der Ausstellung in den Landtag – was will man mehr?“

Die, die sich da mit ihrer Empörung nach Ansicht mancher lächerlich machten, hätten gewarnt sein können. Friedel hat sein Hitlerbild gleich mit zwei Freiheitsgraden abgesichert. Zunächst ist Kunst frei. Das bekräftigte Heinrich Liman, in dessen Potsdamer Museum „fluxus+“ Friedels Selbstbildnisse zwei Jahre lang hingen, ohne jemanden zu stören: „Die künstlerische Freiheit muss weit gehen.“ Dass da das Abhängen der Bilder gefordert wurde, „geht nicht“, findet Liman: „Das ist Zensur.“ Doch über die künstlerische Freiheit hinaus darf Friedel auch die Freiheit der Ironie beanspruchen, schließlich malte er nicht nur ein Selbstporträt als Hitler, sondern ein Selbstporträt „Helge Schneider als Hitler“. Musikkenner erinnern sich an „Katzeklo“.

Aber auch für alle, die es politisch-historisch korrekt mögen, hat Lutz Friedel etwas dabei: Das Porträt eines unscheinbar wirkenden Mannes, Georg Elser, der beinahe, mit etwas mehr Glück, den bösen Lauf der Geschichte und somit auch das Hitlerbild-Skandälchen verhindert hätte. Seine Bombe verfehlte Hilter 1939 nur knapp. Wohl auch, weil ihm, und nicht Hitler, mehr öffentliche Aufmerksamkeit gebührt, bewunderte Ausstellungskuratorin Brigitte Rieger-Jähner Georg Elser explizit: „Ein Einziger traute sich das ohne Hinterland!“

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