zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: Gepöbelt, gespuckt, geflunkert? Zweiter Prozesstag nötig wegen fehlender Zeugen

Aus dem GERICHTSSAAL Ronny R.* (34) hatte gestern die Ehre, sich als erster Angeklagter 2005 vor dem Amtsgericht präsentieren zu dürfen.

Aus dem GERICHTSSAAL Ronny R.* (34) hatte gestern die Ehre, sich als erster Angeklagter 2005 vor dem Amtsgericht präsentieren zu dürfen. Natürlich völlig zu Unrecht, so der Gebäudereiniger. Der Staatsanwalt warf ihm vor, am 1. September 2004 – kurz nach Mitternacht – einen Mann vor einem Imbiss in der Karl-Liebknecht-Straße angespuckt, zudem dessen Handy, das er an einer Kette um den Hals trug, abgerissen und auf der Straße zerschmettert zu haben. „Ich will versuchen, meine Unschuld zu beweisen“, betonte der wegen Beleidigung und Sachbeschädigung Angeklagte zu Prozessbeginn. Richter Francois Eckart konterte: „Wir müssen Ihnen Ihre Schuld beweisen.“ Doch damit klappte es am gestrigen Verhandlungstag leider nicht. Das vermeintliche Opfer blieb dem Prozess unentschuldigt fern. Auch sein Kumpel, der die Auseinandersetzung aus nächster Nähe beobachtet haben soll, glänzte durch Abwesenheit. Der türkische Imbissbetreiber, vor dessen Lokalität die Situation eskalierte, fehlte ebenfalls. „Er hat Angst“, erklärte der Verteidiger von Ronny R. Dummerweise wurde vergessen, den einzigen Unbeteiligten – einen Polizisten, der zufällig vor Ort war – als Zeugen zu laden. Eigentlich sei er das Opfer, behauptete Ronny R. Mit über zwei Promille nicht mehr ganz standfest, habe er aus Versehen den Imbisstisch angerempelt. Dabei sei das Bier eines Gastes umgefallen. Er habe sich erboten, für Ersatz zu sorgen, sei von dem Mann allerdings beschimpft und geschubst worden. „Auf einmal lag ich am Boden. Er trat dann auf mich ein und soll auch versucht haben, mir einen Barhocker über den Kopf zu ziehen.“ Er habe den verhinderten Biertrinker weder angespuckt noch mutwillig dessen Handy ins Jenseits befördert, beteuert der Angeklagte. „Kann sein, dass die Halskette bei dem Gerangel zerrissen ist und das Telefon auf die Straße fiel. Absichtlich habe ich es jedenfalls nicht zerstört.“ „Wir waren in der Gegend, weil dort Wahlplakate entfernt wurden“, erinnerte sich Bernadette H. (26 im Zeugenstand). Die Polizeibeamtin und ihr Kollege fanden den Angeklagten am Boden vor. Sein Kontrahent habe u. a. zu Protokoll gegeben, von Ronny R. angepöbelt und bespuckt worden zu sein. „Am 11. Januar gibt es einen Fortsetzungstermin“, beschloss der Vorsitzende. Dann sollen all jene Zeugen gehört werden, die sich bislang vor ihrer Aussage drückten. Und dann wird auch ein Urteil gesprochen. (*Name geändert.) Hoga

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false