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Gewichtig: Annalena Baerbock und der Bohrkopf für die Geothermieanlage.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Geothermie in Potsdam: Heiße Ware aus der Tiefe

Bei Potsdams erster Geothermiebohrung in der Teltower Vorstadt ist die EWP optimistisch. Das interessierte auch die grüne Außenministerin Annalena Baerbock.

New York, Neu-Delhi,  Qadiya im Norden des Irak - als Außenministerin kommt die Potsdamerin Annalena Baerbock (Grüne) herum. Am Montag war der Weg dann etwas kürzer: Sie besuchte in der Teltower Vorstadt die Baustelle für eine Geothermieanlage. Sie sei ja nicht nur Ministerin, sondern auch Bundestagsabgeordnete, erklärte sie. „Fragen der Energieversorgung sind auch außenpolitisch relevant, wie wir auch durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sehen.“

Tatsächlich hat die Suche von Potsdams Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) nach der Wärme aus der Tiefe eine neue Dringlichkeit bekommen durch die zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Gaspreise. 60 Prozent der Potsdamer Haushalte werden schließlich über das Fernwärmenetz der EWP versorgt. Bisher kommt die Wärme überwiegend aus dem Heizkraftwerk Süd, das mit Erdgas arbeitet. 

Geothermie hingegen nutzt die Wärme der Erdkruste. Ab 400 Metern Tiefe wird von Tiefengeothermie gesprochen. Dazu werden zwei Löcher gebohrt. Durch eines wird heißes Thermalwasser aus der Tiefe gepumpt, das seine Energie über einen Wärmetauscher abgibt. Das abgekühlte Wasser wird durch die zweite Bohrung wieder eingespeist.

Unabhängig von Wind und Sonnenschein

Bei dem Unternehmen ist man optimistisch. Potsdams Wärmeversorgung könnte zu einem beträchtlichen Teil aus Geothermie gedeckt werden - jedenfalls, wenn nicht nur die erste Geothermieanlage Erfolg hat, sondern auch noch sieben weitere über das Stadtgebiet verteilt. Die Geothermie habe den Vorteil, dass sie unabhängig von Wind und Sonnenschein konstant Wärme liefern kann.

Annalena Baerbock (Grüne, M.) zusammen mit Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD, l.) und EWP-Chef Eckard Veil.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Ob es klappt, weiß man aber noch nicht. „Es ist ein Risiko“, sagt Geschäftsführer Eckehard Veil. Zwar ist der Untergrund vorab in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Geoforschungszentrum seismisch untersucht worden, wie es in der Tiefe aber genau aussieht, muss sich erst noch herausstellen. Es kommt nicht nur auf die Temperatur an, sondern auch darauf, wie die Gesteinsporen untereinander verbunden sind. Derzeit frisst sich der Bohrer vier bis acht Meter pro Stunde in die Tiefe. Es ginge auch schneller, aber das Bohrloch muss auch mit Stahl und Beton ausgekleidet werden.

Projekt zeige beispielhaft, wie die Energiewende gelingen könne

Baerbock lässt sich am Mittag alles bei einem Rundgang erklären und klettert mit Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) auf den 33 Meter hohen Bohrturm. Nebenan sind die benutzten Bohrköpfe aufgebaut. Je tiefer es geht, umso kleiner werden sie. Baerbock hebt einen der kleineren hoch. „Zu schwer für den Schreibtisch“, sagt sie und stellt ihn wieder ab. Das Projekt sei beispielhaft dafür wie die Energiewende gelingen könne, sagt sie nachher. In Ostdeutschland gebe es viele Fernwärmenetze, die an solche Anlagen angeschlossen werden könnten.

Oberbürgermeister Mike Schubert, Annalena Baerbock und Jörn-Michael Westphal von der Pro Potsdam ließen sich die Bohranlage erklären.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Mitte Dezember hatte die Bohrung für Potsdams erste Tiefengeothermieanlage begonnen. Anfang Februar ist das erste Bohrloch in mehr als 2100 Metern Tiefer fertiggestellt worden. Derzeit wird am zweiten Bohrloch gearbeitet.  Gebohrt wird dabei nicht senkrecht nach unten, sodass die Enden der beiden Bohrlöcher später mehr als 500 Meter auseinander liegen werden.

Mit der Energie aus der Tiefe soll künftig das Neubaugebiet auf dem Areal des früheren Tramdepots und der früheren Tennisplätze hinter der Sporthalle an der Heinrich-Mann-Allee beheizt werden. Das kommt in einem Niedertemperaturnetz mit 58 Grad warmem Wasser aus. Wenn die Energie dort im Sommer nicht vollständig verbraucht wird, fließt der Rest in das stadtweite Fernwärmenetz.

Pro Potsdam baut 314 Wohnungen in 13 Gebäuden

In dem Areal errichtet die Pro Potsdam in einem ersten Bauabschnitt wie berichtet 341 Wohnungen in 13 Gebäuden. Dank Landesfördermitteln werden 257 der Wohnungen für Potsdamer:innen mit geringem und mittlerem Einkommen zur Verfügung stehen. Man müsse soziale und ökologische Ziele zusammenbringen, so Schubert.

Zuvor hatte sich Baerbock in Babelsberg Potsdam erstes Balkonkraftwerk angeschaut - also Solarpanele, die an einer Balkonbrüstung angebracht sind. „Wir werden die Nutzung von Balkonkraftwerken vereinfachen und die Bürokratie entschlacken“, kündigte die Grünen-Politikerin an. Es sollen unter anderem die Vorschriften zur Genehmigung deutlich vereinfacht werden.

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