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Neue Stadtautobahn?: Generalumbau der Behlertstraße

Der für dieses Jahr vorgesehene Umbau der Behlertstraße kommt nicht zustande – die Stadt treibt aber die Planungen voran

Die Stadtverwaltung plant einen Generalumbau der viel befahrenen Behlertstraße, einer der wichtigsten Potsdamer Verkehrswege. Der bereits für dieses Jahr vorgesehene Baustart ist zwar nicht zu halten, doch die Planungen werden erstmals konkret. Mit dem Großprojekt sollen Anwohner und weitere Anlieger anderer Straßen, die unter dem Verkehr von und zur Nutheschnellstraße leiden, von Lärm und Staub entlastet werden. Aber wo das nötige Geld – es geht um mehrere Millionen Euro – für das Vorhaben herkommen soll, ist noch unklar. Unter anderem müssten Häuser abgerissen werden.

Die prinzipiellen Planungen für den Umbau laufen, wie Stadtsprecher Markus Klier den PNN am Freitag auf Anfrage bestätigte: Derzeit wird im Baudezernat des Beigeordneten Matthias Klipp (Grüne) der Entwurf eines nötigen Bebauungsplans erarbeitet. Dieses Planwerk – das die Stadtverordneten absegnen müssen – legt fest, wie die Straße künftig einmal aussieht. Konkret soll die Behlertstraße, die Haupteinfallsstraße in die nördliche Innenstadt, laut Klier dreispurig ausgebaut werden. Dabei sind zwei Spuren in Richtung Innenstadt und eine Spur stadtauswärts geplant – derzeit müssen Autofahrer dafür durch die Kurfürsten-, die Hans-Thoma- und die östliche Gutenbergstraße steuern. Zugleich soll die Behlertstraße mehr in Richtung des „ComCity“-Geländes verlegt werden. Für die Großkreuzungen der Behlert- mit der Manger- und Kurfürstenstraße sowie der Berliner und Gutenbergstraße sei wegen nötiger Abbiegespuren sogar ein mindestens vierspuriger Ausbau vorgesehen, so Klier. Eine detaillierte Karte mit der genauen Planung des Straßenverlaufs konnte die Stadt aber noch nicht vorlegen.

In den vergangenen Jahren gab es vonseiten der Stadt immer wieder einmal Planspiele für einen Umbau der Behlertstraße. Vor allem die Anwohner in der Hans-Thoma- und Gutenbergstraße hatten sich über Lärm- und Luftverschmutzung beklagt. Noch im November 2011 hatte Klipp im Bauausschuss erklärt, der Baustart könne vielleicht schon 2013 erfolgen, zuvor hatte er den Baubeginn frühestens 2015 in Aussicht gestellt. Vor allem die hohen Kosten sind ein Problem.

Eine weitere Schwierigkeit: Für die neuen Fahrspuren muss Platz her. Klier sagte, dafür seien weitreichende Eingriffe in den Denkmalschutz nötig. So müsse ein Teil der früheren Stallanlage der denkmalgeschützten Kaserne Garde du Corps sowie die ebenfalls geschützte Mauer entlang der Behlertstraße abgerissen werden. Auch drei der ältesten Häuser der Berliner Vorstadt sollen dem Erdboden gleichgemacht werden. Genaue Adressen gab Klier nicht heraus. Keine Veränderungen seien in der Behlertstraße 4, 33 und 45 möglich – in der Nummer 4 sitzt die Wehrdienstberatung der Bundeswehr, die anderen beiden Adressen gehören zu zwei frisch sanierten Geschäftshäusern.

Die Grundstücke, auf denen Häuser abgerissen werden sollen, sind aber noch nicht im Besitz der Stadt Potsdam. Allein für den Erwerb dieser Flächen plane die Stadtverwaltung 2,1 Millionen Euro ein, sagte der Stadtsprecher. Zu den tatsächlichen Gesamtkosten konnte Klier am Freitag keine Angaben machen. Allerdings betonte er, es sei noch nicht erkennbar, wann die nötigen Investitionen für den Umbau im Haushalt verankert werden könnten. Bekanntlich kämpft Potsdam als wachsende Stadt in den kommenden Jahren ohnehin damit, dass die vom Land bereitgestellten Mittel für Investitionen kontinuierlich sinken, zugleich jedoch auch Kitas und Schulen gebaut werden müssen. Wie Klier sagte, könnten auch keine Fördermittel in Anspruch genommen werden.

Das Projekt dient laut der Stadtverwaltung guten Zwecken – weniger Lärm und bessere Luft für Anlieger. Wie Stadtsprecher Klier erklärte, würden nach dem Umbau in der Kurfürsten-, in der Hans- Thoma-Straße und der östlichen Gutenbergstraße viel weniger Autos fahren. Letztere Straße würden am Stärksten entlastet: Dort fahren aktuell rund 20 500 Autos pro Tag in Richtung Nutheschnellstraße. Nach dem Umbau wären es laut den Verkehrsplanern nur noch 9500.

Dagegen würde sich in der Behlertstraße die Zahl der Fahrzeuge pro Tag von jetzt 20 000 auf 34 000 erhöhen, allerdings der Verkehr in der Straße auch besser fließen. Und für die Anwohner im mittleren Bereich der Straße würde – wegen der Umlegung der Fahrbahn mehr nach Osten – ebenfalls mit weniger Verkehrslärm gerechnet, sagte Klier. In den Einmündungen der Behlertstraße bleibe die Lärmbelastung aber weiter hoch, so Klier.

Ebenso rechnen die Planer damit, dass sich die Belastung mit gesundheitsschädlichen Feinstaub und Stickstoffdioxid verringert – derzeit würden in der Behlertstraße noch geltende Grenzwerte überschritten, so die Stadt. Denn trotz des steigenden Fahrzeugaufkommens seien durch den wesentlich breiteren Straßenraum deutlich geringere Schadstoffkonzentrationen zu erwarten, so Klier. Bisher säumen eng an der Fahrbahn stehende Häuser die Straße, schlechte Luft kann kaum abziehen. Klier sagte auch, zugleich sei eine umfangreiche gestalterische Aufwertung der Straße geplant.

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