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Links und rechts der Langen Brücke: Frust statt Lust

Jan Brunzlow über einen politisch schleudernden Oberbürgermeister, dessen Stärke die Diplomatie nicht ist

Das Ergebnis ist frustrierend, sagte Jann Jakobs nach seiner mehrminütigen Schimpf-Tirade gegen den Brandenburger Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns gestern vor Journalisten. Frustrierend, weil der gebürtige Ostfriese gestern endgültig alles verloren haben könnte: seinen Kampf um ein attraktives neues Sport- und Freizeitbad am Brauhausberg. Und seinen Rückhalt in den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung. Am Ende des quälenden Prozesses um eine Spaßbadfinanzierung verging Verwaltungschef Jakobs nicht nur der Spaß, sondern auch der Rückhalt in seiner eigenen Fraktion. Nun beweisen die Sozialdemokraten Schulterschluss mit ihrem Frontmann, um ihn nicht zu verlieren und womöglich sein Amt nicht dem ärgsten Konkurrenten Hans-Jürgen Scharfenberg von der Linkspartei überlassen zu müssen. Während nun die Sozialdemokraten mit den Fingern auf Junghanns zeigen, schieben die CDU, Linkspartei und Liberale die politische Verantwortung des Debakels und der im Brauhausberg verbuddelten Millionen Euro zu Jakobs. Zu der Misere beigetragen haben dürfte die zweifelhafte Mehrheitensuche bei der Finanzierung des 36,2-Millionen-Euro-Projektes, die in dieser Woche bekannt wurde. Die Idee, nur die Schlosskoalitionäre von CDU, SPD und Bündnisgrüne einen Dringlichkeitsantrag der Stadtverwaltung vor der offiziellen Einbringung in die Stadtverordnetenversammlung diskutieren zu lassen, spiegelt eine besondere Art der Dreistigkeit wieder. Mit dem Schreiben wollte das Stadtoberhaupt den Stadtwerken – bei denen Jakobs Aufsichtsratsvorsitzender ist – einen Blankoscheck bei der Höhe der Eigenmittel erwirken. Die Frage muss erlaubt sein, ob Jakobs bei so vielen taktischen Fehlern im Umgang mit der sensiblen Materie Spaßbadplanung falsch beraten wurde oder beratungsresistent war. Auch gestern wieder. Jakobs giftete aus der Defensive gegen Junghanns, anstatt die Aufforderung der Ausschreibung als neue Chance zu betrachten, um dadurch ein ebenso attraktives Bad wie den Niemeyer am Brauhausberg verwirklichen zu können.

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