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Hundekot in Potsdam: Es passiert halt

Von einer Gassibeutel-Pflicht fürs Herrchen hält die Potsdamer Stadtverwaltung nichts

„Shit happens!“, sagt Tom Hanks als „Forrest Gump“ im gleichnamigen Film von 1994 – und joggt weiter. Scheiße passiert. Man tritt rein, wischt es ab, was soll's?

Ganz so unbekümmert stecken es viele Leute jedoch nicht weg, wenn sie mal in einen übel riechenden Hundehaufen getreten sind. Hundekot auf Straßen, Parks und Gehwegen gehören für manche Mitbürger zu den ärgsten Ärgernissen überhaupt – prompt bietet die Politik Abhilfe an. In Berlin prüft die Senatsverwaltung für Umwelt zurzeit, ob das Straßenreinigungsgesetz um die Pflicht zur Mitführung von sogenannten Hundekotbeuteln für Hundehalter erweitert werden kann. Kein Gassigehen ohne Gassibeutel? Könnte das auch eine Lösung für Potsdam sein?

Peter Schultheiß steht einer solchen Idee „wohlwollend gegenüber“. Das Mitglied der Stadtfraktion Potsdamer Demokraten weiß natürlich, dass der Hunde Hinterlassenschaft insbesondere in Berlin ein großes Thema ist: „Ich kenne da Stellen, wo man ständig Slalom laufen muss.“ Aber auch in Brandenburgs Landeshauptstadt bleibe beim Gassigehen so einiges auf der Strecke. „Die Zahl der Hunde steigt und somit auch die Zahl der Häufchen“, meint Schultheiß.

Doch was sagt die Potsdamer Stadtverwaltung? Für sie ist, wie sie auf PNN-Anfrage mitteilt, „die Verpflichtung zur Beseitigung des Hundekots in der Landeshauptstadt Potsdam bereits in der Stadtordnung fixiert“. Deshalb werde eine weitere rechtliche Festsetzung für entbehrlich gehalten. Eine Mitführungspflicht von Hundekotbeuteln stelle „zum jetzigen Zeitpunkt keine geeignete Lösung dar“. Wie der Hundehalter die Exkremente seiner Vierbeiner entfernt, müsse ihm selbst überlassen bleiben. „Im Übrigen sagt das Mitführen eines Hundekotbeutels wenig über die Bereitschaft aus, die Hinterlassenschaften seines Vierbeiners auch tatsächlich zu beseitigen“, schreibt Stadtsprecher Thomas Joerdens.

So richtig ran an die Gassibeutelpflicht will die Stadt auch deshalb nicht, weil „eine kontinuierliche Überwachung sowohl der Beseitigungspflicht als auch der Mitführungspflicht von Hundekotbeuteln durch die Ordnungsbehörden kaum möglich ist in einer flächenmäßig großen Stadt wie Potsdam“. „Flächendeckende Kontrollen“ will auch Schultheiß nicht. Der Stadtverordnete erinnert aber daran, dass das Ordnungsamt durchaus die Aufgabe habe, die Beseitigung von Hundekot durch die Hundehalter zu überwachen. „Bei einem konkreten Anlass“, wenn ein Haufen von Hund und Herrchen zurückgelassen wird, könnten die Ordnungsamtsmitarbeiter tätig werden, findet Schultheiß. Zumindestens könnte sich das ertappte Herrchen dann nicht mehr herausreden, es sei ja keine Hundetoilette in der Nähe gewesen – Stellen also, an denen die Stadt von sich aus Hundekotbeutel bereitstellt. Ohnehin, so Schultheiß, könnten nicht überall dort Hundetoiletten aufgestellt werden, wo Hunde für gewöhnlich ihr Geschäft machen.

Die Berliner Idee, den Hundesteuerertrag für die Bezahlung von Kontrolleuren einzusetzen, zieht nach Ansicht der Stadt Potsdam ebenfalls nicht: Die Hundesteuer fließe in den Gesamthaushalt und sei nicht zweckgebunden. Was also bleibt den Potsdamer Betroffenen und Reingetreten-Seienden? Wohl nur ein Mentalitätswechsel: Shit happens!

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