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Die Potsdamer Nikolaikirche - hier als Spiegelung in einer Pfütze.

© dpa

Potsdamer Nikolaikirche: Ermittlungen gegen Ex-Geschäftsführer

Selbstanzeige: Der frühere Geschäftsführer der Potsdamer Nikolaigemeinde soll Geld veruntreut haben.

Innenstadt - Der ehemalige ehrenamtliche Geschäftsführer der Potsdamer Nikolaigemeinde, Joachim U., hat sich im Juli dieses Jahres wegen Veruntreuung von Gemeindegeldern selbst angezeigt. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, Oberstaatsanwalt Christoph Lange, bestätigte entsprechende anonyme Informationen, die die PNN erhielten. Lange zufolge führe die Staatsanwaltschaft nun ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue.

Matthias Mieke, Pfarrer an der Nikolaikirche, und Potsdams Superintendent Joachim Zehner erklärten auf PNN-Nachfrage, U. habe ihnen gegenüber im Juli offenbart, Geld aus den Einnahmen der Ticketautomaten für den Aufstieg zur Aussichtsplattform der Nikolaikirche entwendet zu haben. U. habe sich daraufhin selbst angezeigt und alle Ämter – die Geschäftsführung und auch den Vorsitz des Gemeindekirchenrates – niedergelegt. Die Gemeinde habe den kirchlichen Rechnungshof eingeschaltet und dieser habe Mieke zufolge Verstöße gegen das Vier-Augen-Prinzip festgestellt und Hinweise gegeben, wie Kontrolllücken zu schließen seien. „Alle anderen Gelder sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht betroffen“, so Mieke. Superintendent Zehner zufolge stehe die Schadenssumme noch nicht fest. Aus diesem Grund habe U. noch kein Geld an die Gemeinde zurückgezahlt. „Wir warten die Untersuchungen von Rechnungshof und Staatsanwaltschaft ab“, erklärte Zehner, der von einem „sehr, sehr bitteren Fall“ sprach. U. sei „ein hoch verdienstvoller Ehrenamtler“, er habe enorme Verdienste um die Entwicklung der Gemeinde und konkret um die acht Millionen Euro teure Sanierung der Nikolaikirche. Die Aussichtsplattform war 2009 eröffnet worden, um Einnahmen zu erzielen zur Tilgung des Kredites für die 2010 abgeschlossene Sanierung. 2012 hatte U. den PNN erklärt, dass im Vorjahr 11 800 Plattformbesucher den vollen Preis von fünf Euro gezahlt hätten. U. wollte sich aktuell gegenüber den PNN nicht äußern.

Die Gemeinde- und die Potsdamer Kirchenleitung hatten nach eigenen Angaben zwar die Gemeindemitglieder, nicht jedoch die Öffentlichkeit über den Fall informiert. Laut Zehner sollten zunächst die Fakten gesammelt werden, auch bestehe „eine Verantwortung gegenüber denen, die geschädigt haben“. Pfarrer Mieke sagte, U. habe sich von sich aus offenbart, es müsse zwischen der Person und den zwiespältigen Handlungen unterschieden werden. Mieke zitierte frei den Kirchenlehrer Augustinus: „Hasse den Irrtum und liebe den Irrenden.“

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