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Eiscafé in Babelsberg: Empfehlung bis nach Hongkong

Andrea Lisboa ist "Die Eisfrau" aus Babelsberg. Ab 11 Uhr kommen die ersten Gäste zu ihr, mittags hungrige Bauarbeiter, abends ganze Familien. Das Café ist zum Treffpunkt im Kiez geworden.

Potsdam - Das Geschäft ist noch nicht offiziell geöffnet, gerade erst hat Pedro Lisboa die Bänke vors Haus gestellt, die markante rot-weiße Streifenmarkise herausgefahren. Und, schwupps, steht der erste Kunde im Laden. Natürlich bekommt der Junge sein Eis. „Kinder lesen doch keine Öffnungszeiten“, sagt Andrea Lisboa. Sie ist die „Eisfrau“ von Babelsberg. Und führt seit Juli 2015 gemeinsam mit ihrem Mann das gleichnamige Eiscafé. Die zweite Saison läuft in diesen sonnigen Tagen hervorragend.

An einem guten Tag werden 1000 Kugeln verkauft

Eis essen geht ohnehin immer. Mehr als 1000 Kugeln verkaufen sie an einem guten Tag. Das ist richtig Arbeit. „In der Anfangszeit hatten wir Muskelkater“, sagt Pedro Lisboa. Vielleicht auch, weil seine Frau und er davor im Verlagswesen arbeiteten. Und nach Jahren in der Branche etwas ganz Neues machen wollten, Flieger und Schreibtisch gegen Eismaschine und Tresen austauschten. „Wir essen beide sehr gern Eis. Und dachten uns dann, das können wir besser machen als viele“, sagt Andrea Lisboa. Der Traum der eigenen Eismanufaktur – denn schließlich wird das Eis hier nicht nur verkauft, sondern auch hergestellt – sollte in der Nähe von Berlin umgesetzt werden. Die beiden Kölner fanden schließlich den Laden in der Babelsberger Rudolf-Breitscheid-Straße. Gern wären sie auch in Potsdams Innenstadt gezogen. „Aber in der barocken Pracht war es schwer, passende Geschäftsräume zu finden“, sagt Pedro Lisboa. Jetzt sind sie froh, im Kiez direkt am S-Bahnhof gelandet zu sein.

Mit so vielen Kindern aus der Nachbarschaft hatten sie nicht gerechnet. Dazu kommen Passanten, Angestellte in der Mittagspause, Arbeiter von der Baustelle gleich gegenüber, ihre derzeit besten Kunden, die nehmen immer gleich vier Kugeln auf einmal, sagt Lisboa und lacht. Und dann natürlich Touristen, neulich sogar eine Gruppe aus Hongkong, die die Eisfrau im Internetportal Tripadvisor gefunden hatte. Das hat sie sehr erstaunt.

50 Rezepte in petto, täglich 16 Sorten im Angebot

Samstag ist ab elf Uhr geöffnet, schnell bildet sich eine Schlange. Während Andrea Lisboa in der gläsernen Manufaktur neues Vanilleeis ansetzt, ist ihr Mann am Kugeln schöpfen. Hetzen lässt er sich nicht. „Ich habe Zeit“, sagt er, als eine Frau Entscheidungsschwierigkeiten hat.

Entscheiden fällt tatsächlich schwer, 16 Sorten sind täglich im Angebot, etwa 50 Rezepte hat die Eisfrau in petto. Sehen kann man das Eis jedoch nicht. Es ruht, gut verdeckelt, in silberblitzenden Thermophoren. „Sogenannte Pozzettis, die ursprüngliche Form aus Italien“, sagt Andrea Lisboa. Darin wird das Eis gut gekühlt, geschützt vor warmer Luft oder gar Schmutz und Keimen. So bleibt es in Form, behält Geschmack und Qualität. Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, bekommen die Sorten vorgelesen. Und dürfen auch kosten, dafür gibt es extra kleine Mini-Waffeln, auf die ein Löffel voll zum Naschen kommt. Etwa vom Milchreis-Eis, einer Sorte, die Andrea Lisboa in Paris entdeckt hat. Und das mit seiner cremig-körnigen Struktur und der Zimtnote tatsächlich nach dem Lieblingsessen aus Kinderzeiten schmeckt.

Das Handwerk an der Eisfachschule gelernt

Spezialität der Eisfrau sind Sorbets. Voller Frucht und genauso cremig wie Milcheis. Leider gebe es immer noch Großeltern, die ihren Enkeln das angeblich wässrige Sorbet gern ausreden würden. Dann kommt die Kostewaffel zum Einsatz. „Wir sind sozusagen zur Sorbetisierung Babelsbergs angetreten“, sagt Andrea Lisboa.

Bevor sie Eis herstellen durfte, hat sie eine Ausbildung an einer Eisfachschule absolviert. Die Eismaschine, eine halbe Tonne schwer, steht hinter einer Glaswand, man kann bei der Herstellung zuschauen. Und dabei einen Kaffee aus der Siebträgermaschine oder eine Limo trinken.

Viele Zutaten kommen aus der Region

Möglichst ursprünglich sollen die Zutaten sein, die hier in die Maschine kommen. Milch und Joghurt aus der Schorfheide zum Beispiel. Frische Erdbeeren aus Werder darf Andrea Lisboa leider noch nicht verarbeiten – dafür bräuchte sie eine extra Genehmigung vom Gesundheitsamt. Das findet sie schade – gerade auf das frische Obst aus dem traditionellen Obstanbaugebiet hatte sie sich gefreut. Auf Zusatzstoffe, Aromen, Konservierungsmittel und Stabilisatoren verzichtet die Eisfrau komplett.

Bis zum Winter wollen sie jetzt durcharbeiten. Sie suchen derzeit Hilfskräfte, gern auch für ein längerfristiges Arbeitsverhältnis. Und was machen Eisfrau und Eismann von Januar bis März? „Erledigen, was das ganze Jahr über liegen bleibt“, sagt sie, vielleicht auch mal Urlaub. Und dabei neue Eissorten entdecken. Die derzeitigen Lieblingssorten der Babelsberger sind die Klassiker: Mango und Erdbeere, Pistazie, Schokolade.

Derzeit werden Hilfskräfte gesucht

Für Kinder gibt es ein besonderes Angebot: Wer kleiner ist als 1,20 Meter, bekommt die Kugel plus Streusel für einen Euro. Pedro Lisboa muss dabei nicht nachmessen. „Ich hab das im Blick. Wer noch nicht über den Tresen schauen kann, bekommt die Juniortüte.“

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