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Sport: Ein Spätstarter für die WM

Motor Babelsbergs Bundesliga-Boxer Emir Ahmatovic ist für Almaty nominiert

Wirklich überrascht war Emir Ahmatovic nicht. „Ich habe es nicht gewusst, aber auf die Nominierung gehofft“, sagt der Schwergewichts-Boxer, der vom Deutschen Boxsportverband jetzt ins Nationalteam für die Weltmeisterschaften der Amateure im Oktober im kasachischen Almaty berufen wurde. „Schließlich habe ich in diesem Jahr schon international gute Leistungen gezeigt.“

Nachdem Ahmatovic im Februar mit Motor Babelsberg Deutscher Vizemeister geworden war, konnte der Sportsoldat aus Wetzlar im März beim 40. Chemiepokal in Halle/Saale seinen ersten internationalen Sieg bejubeln, ehe er im Juni mit Bronze von den Europameisterschaften aus Minsk heimkehrte. „Diese Saison verlief sehr zu meiner Zufriedenheit, auch mit Babelsberg“, erklärt Ahmatovic, der in der vergangenen Bundesliga-Saison sechsmal für Motor ins Seilquadrat kletterte und fünfmal gewann; je einmal davon durch K.o., RSC beziehungsweise Aufgabe seines Gegners. Dass er ausgerechnet seinen letzten Fight daheim gegen Johann Witt vom Nordhäuser SV knapp nach Punkten verlor, „hat mich selbst geärgert“, gibt er zu. Dass Witt am Wochenende in Oldenburg auch Deutscher Meister im Schwergewicht wurde, sieht Ahmatovic entspannt – hatte er selbst doch verletzungsbedingt nicht in den Titelkampf eingreifen können. „Ich habe mir eine Woche vor den Meisterschaften im Training beim Sparring die rechte Hand verletzt – sonst hätte ich Gold gewonnen“, sagt der Faustkämpfer selbstbewusst. „Derzeit mache ich in Wetzlar Lauf- und Krafttraining, soweit es die Hand zulässt. Aber in der nächsten Woche will ich wieder boxspezifisch zu trainieren beginnen.“

Emir Ahmatovic ist national und international gesehen ein Spätstarter. Der gebürtige Bosnier ist seit 2012 deutscher Staatsbürger. „Ich stamme aus Sandzak und bin mit meinen Eltern als Zwölfjähriger nach Deutschland gekommen“, erzählt der jetzt 26-Jährige, der in Wetzlar die Schule besuchte und 2002 bei Rainer Simon zu boxen begann. Der große, kräftige Bursche machte im Ring bald auf sich aufmerksam, konnte als Nicht-Deutscher sein Können zunächst aber nur in der Bundesliga zeigen. 2009/10 gelang ihm dies schon einmal als Halbschwergewichtler für Motor, im vergangenen Herbst kam er als Schwergewichtler von Hertha BSC wieder zu den Babelsbergern. Als Leistungskader trainiert er seit Oktober am Bundesstützpunkt Berlin zweimal täglich bei Bundestrainer Ralf Dickert, Anfang Dezember vergangenen Jahres nahm er erstmals an den Deutschen Meisterschaften teil und gewann Silber.

„Ich habe viel Zeit verloren“, meint Ahmatovic. „Aber noch ist alles drin.“ Selbst Olympia 2016 in Rio de Janeiro könne für ihn noch ein Ziel sein. Jetzt aber will er erst einmal bei den WM in Almaty „Gas geben und alles versuchen“, so der Boxer. „Mein Ziel dort ist eine Medaille. Beim Chemiepokal und bei der EM habe ich wichtige internationale Erfahrungen dafür gesammelt.“ Ob er auch in der am 30. November mit einem Auswärtskampf beim BC Straubing beginnenden neuen Bundesliga-Saison für Motor antreten wird, ist noch offen. „Ich habe mich noch nicht entschieden, denn ich habe mehrere Angebote“, sagt Ahmatovic, während Babelsbergs Trainer und Manager Ralph Mantau erklärt: „Ich hoffe, dass er weiter für uns boxen wird. Wir sind in guten Gesprächen.“ Michael Meyer

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