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Die Stadtverwaltung Potsdam hat am Donnerstag aus Sicherheitsgründen ihre Server vom Netz genommen.

© picture alliance / Silas Stein/dpa / Silas Stein

Ermittlungen zum Cyberangriff in Potsdam: Bislang keine Hinweise auf Erpressung

Brandenburgs Landeshauptstadt hat ihre Server wegen einer möglichen Hackerattacke vom Netz genommen. Eine Lösegeldforderung liegt laut Polizei nicht vor.

Brandenburgs Landeskriminalamt hat nach Hinweisen auf einen Cyberangriff auf das Potsdamer Rathaus die Ermittlungen aufgenommen. „Ich kann bestätigen, dass es einen Vorfall gegeben hat. Derzeit wird in alle Richtungen ermittelt“, sagte Beate Kardels, Sprecherin des Polizeipräsidiums, am Freitag.

Für einen Erpressungsversuch sehen die Ermittler derzeit laut Kardels keine Hinweise: „Uns liegt kein Schreiben mit Forderungen an die Stadtverwaltung oder etwas ähnliches vor“, so die Sprecherin. Worauf der mutmaßliche Cyberangriff abziele, müsse noch geklärt werden.

Durch das Abschalten der Netzwerkverbindungen könne die Verwaltung keine E-Mails senden oder empfangen, hieß es. Auch sämtliche Verfahrenssoftware könne nur eingeschränkt genutzt werden. Insbesondere Anträge von Personalausweisen und Reisepässen sowie An- und Ummeldungen seien derzeit nicht möglich. Die Telefone im Rathaus seien davon nicht betroffen.

Andere Kommunen, die in der Vergangenheit Opfer von Hackerangriffen geworden sind, waren von Tätern erpresst worden. So die Stadt Bitterfeld in Sachsen-Anhalt: Dort hatten Hacker für die Herausgabe der gekaperten Daten ein Lösegeld von der Stadt gefordert.

Uns liegt kein Schreiben mit Forderungen an die Stadtverwaltung vor.

Beate Kardels, Polizeisprecherin

Wenn die Gefahr besteht, dass ein Hackerangriff vorliegt, müssen Behörden dies innerhalb von 72 Stunden an die Landesdatenschutzbeauftragte melden. „Das ist bisher noch nicht geschehen“, sagte Sprecher Sven Müller am Freitag. Unklar blieb bis zum späten Mittag, was genau in Potsdam vorgefallen ist.

Die Verwaltung der Brandenburger Landeshauptstadt hatte am Donnerstagabend ihre Netzwerkverbindungen aus Sicherheitsgründen komplett abgeschaltet. „Wir haben Hinweise auf eine Cyberattacke und arbeiten eng mit dem Land und Sicherheitsbehörden zusammen“, hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Donnerstagabend gesagt. „Wir haben uns entschieden, aus Sicherheitsgründen unsere Systeme offline zu stellen.“ Wie lange dies nötig ist, war auch am Freitag noch nicht bekannt.

In Brandenburg steigt die Zahl von Hackerangriffen

In Brandenburg beschäftigen sich Datenschutzbehörden zunehmend mit Hackerangriffen, so der Sprecher der Landesdatenschutzbeauftragten. „In der Gesamtschau der Fälle von unbefugtem Datenzugriff im letzten Jahr in Brandenburg entfallen 23 Prozent auf Hackerangriffe und ähnliche Phänomene“, sagte Müller. Bei den anderen Fällen handele es sich beispielsweise um fehlerhaft verschickte Unterlagen. Die 23 Prozent bereiten Sorgen: „Die Relevanz ist sehr hoch, vor allen Dingen, weil die Zahl solcher Fälle steigt“, sagte Sprecher Müller.

Im Potsdamer Rathaus lief die Terminvergabe beim Bürgerservice am Freitag zwar nicht online, im Stadthaus konnten Menschen am Vormittag dennoch Dienste der Stadtverwaltung in Anspruch nehmen.

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