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Hau drauf. Ramona Kühne wollte den Knockout gegen Doris Köhler erzwingen, verlor dabei aber die Lockerheit in ihren Aktionen und damit auch die Präzision bei den Schlägen.

© Manfred Thomas

Ramona Kühne gegen Doris Köhler in Potsdam: Die Nuss-Knackerin

Box-Weltmeisterin Ramona Kühne setzt sich in der Metropolis-Halle gegen die zähe Doris Köhler durch, die mit dem Champion und zwei Handicaps zu kämpfen hatte

Potsdam - Der intensive Kampf in der Babelsberger Metropolis-Halle hinterließ Spuren bei Ramona Kühne. Nicht etwa – wie man es beim Boxen erwarten dürfte – im Gesicht, sondern an ihrer rechten Schlaghand. Geschwollen und leicht blau angelaufen waren die Knöchel der Brandenburgerin am Samstagabend nach ihrem Punktsieg gegen Doris Köhler aus Österreich. „Ich weiß gar nicht genau, wie das passiert ist. Wahrscheinlich habe ich meine Gegnerin irgendwie ungünstig erwischt“, erzählte die Weltmeisterin im Superfedergewicht, während sie ihre Faust in eine kleine Plastikschüssel voller Eiswürfel steckte. Kühne musste kühlen.

Die Bezeichnung als „harte Nuss“ hatte sich Doris Köhler damit redlich verdient. Um diese zu knacken, musste Ramona Kühne bei ihrem Comeback nach Kreuzbandriss über die vollen acht Runden gehen und in diesen 16 nicht hochklassigen, aber temporeichen Kampfminuten viel investieren. „Doris war zäh und nicht so einfach runter zu kriegen“, sagte sie voller Anerkennung über die Wienerin mit dem großen Kämpferherz.

Ausschlaggebend für den verdienten Erfolg war letztlich die deutlich bessere Qualität im technischen Bereich des 35 Jahre alten Champions aus Rangsdorf. Ramona Kühne, die ihren 23. Sieg im 24. Profikampf einfuhr, boxte variabler und zielstrebiger in ihren Aktionen, landete weitaus mehr Treffer. Der alles entscheidende, Knockout bringende Schlag war allerdings nicht dabei. „Ein- oder zweimal habe ich voll getroffen, sodass Doris etwas wackelte“, analysierte die Titelträgerin der Verbände WBO, WIBF und WBF, die dann jedoch zu ungestüm agierte. „Ich wollte sie unbedingt umhauen, habe mich aber zu sehr darauf versteift.“ Die Lockerheit ging verloren und mit ihr die Präzision bei den kraftvollen Schlägen. Trainer und Ehemann Stephan Kühne erklärte: „Ramona wollte es mit Gewalt erzwingen, was jedoch nicht funktioniert.“

Aber auch ohne den krönenden K.o. waren sowohl der Coach als auch die Kämpferin mit dem Auftritt nach knapp 16-monatiger Wettkampfpause sehr zufrieden. Schließlich sei die Kontrahentin aus der Alpen-Republik eine große Herausforderung gewesen. Womöglich hätte die 39-Jährige sogar noch viel unangenehmer als ohnehin schon sein können, wenn sie nicht im doppelten Sinne gehandicapt gewesen wäre.

Eine Beeinträchtigung zog sich Doris Köhler Mitte der dritten Runde zu, als sie und Ramona Kühne unabsichtlich mit den Köpfen zusammenstießen. Die Haut an ihrer rechten Augenbraue platzte umgehend auf, Blut rann aus der Wunde über ihr Gesicht und ins Auge, wodurch die Sicht eingeschränkt war. Bis zum Ende des Fights konnte die Blutung nicht dauerhaft gestoppt werden, sodass sich einige Strähnen von Köhlers wasserstoffblondem Haar zusehends rot färbten.

Den zweiten Nachteil trug sie von Beginn an bei sich. Nämlich an den Füßen. Die bereits mit Tapeband geflickten schwarzen Boxschuhe der früheren Europameisterin waren in einem fürchterlichen Zustand. Dass in diesen alten Tretern schon viel zu viele Ringmeter absolviert wurden, war für alle rund 1000 Zuschauer offenkundig. Auf den abgenutzten Sohlen fand Doris Köhler keinen festen Stand. „Ich habe das natürlich auch mitbekommen, bin in den Momenten aber nicht voll nachgegangen“, gestand Ramona Kühne Rücksicht, wenn ihre Gegnerin unkontrolliert über den blauen Untergrund schlidderte, als wäre dieser eine Eisfläche. Für die Siegerin wurde es indes nach dem Kampf eisig. Beim Kühlen der lädierten rechten Hand. T. Gutsche

T. Gutsche

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