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Marmorpalais fast fertig saniert: Die Keimzelle des Neuen Gartens

Noch vor dem ersten Spatenstich für das Marmorpalais und der Gestaltung des Parks pflanzte Friedrich Wilhelm II. am Ufer des Heiligen Sees seine Lieblingsbäume. Nun wurden sie nachgepflanzt.

Von Katharina Wiechers

Als Erstes mussten Robinien in die Erde, sogar eigenhändig soll Friedrich Wilhelm II. sie gepflanzt haben. Der preußische Herrscher wollte, dass diese Symbolbäume der Freimaurer, denen er angehörte, die Keimzelle des Neuen Gartens bildeten, noch bevor die eigentlichen Bauarbeiten am Marmorpalais 1787am Heiligen See begannen. Über 100 Jahre lang blieben sie stehen, wuchsen bis über das Marmorpalais hinaus, prägten sein Bild vom Neuen Garten aus. Am gestrigen Mittwoch wurden sie wieder nachgepflanzt – genau dort, wo Friedrich Wilhelm sie eingesetzt hatte.

Nach welchen Kriterien er damals die Standorte der Bäume wählte, ist nicht bekannt. Klar ist allerdings, dass sie den Bau des Marmorpalais maßgeblich beeinflussten. Denn weil sie nicht gefällt werden sollten, wurde das Schlösschen direkt ans Ufer des Sees gesetzt und ragt sogar in diesen hinein. Und auch der unterirdische Verbindungsgang zur Schlossküche macht wegen einem der Bäume extra einen Knick.

Auch Friedrich Wilhelms Nachfolger trauten sich zunächst nicht an die Bäume heran, obwohl die Robinien und Pappeln im Hof den Blick auf das rot-weiße Schlösschen von der Gartenseite aus bald fast völlig verstellten. Auch die Robinie südlich des Kopfbaus auf dem sogenannten Südparterre wurde nicht angerührt und sogar mit einer Stützkonstruktion versehen, als sie einzustürzen drohte. Erst als die Bäume im Hof völlig morsch waren, wagte man sich 1880 an ihre Fällung, und bei einer Sanierung des Marmorpalais 1930 fiel auch die Robinie im Südparterre – um schon 1931 wieder nachgepflanzt zu werden. Doch 1960 schien das Schicksal der Königslieblinge endgültig besiegelt: Das Marmorpalais wurde zum Armeemuseum, die Bäume wichen Panzern, Kanonen und einem Jagdflugzeug. Das schwere Kriegsgerät ist seit 1989 wieder verschwunden, doch die Bäume wurden nicht wieder nachgepflanzt. Bis gestern.

Zwei Robinien und vier Pappeln im Hof sowie die Robinie auf dem Südparterre stehen seit Mittwoch wieder vor beziehungsweise neben dem Marmorpalais. Ein paar Jahre wird es noch dauern, bis die jetzt etwa sieben Jahre alten Bäumchen wieder so hoch sind wie einst, sagte der Gartenkustos der Schlösserstiftung, Gerd Schurig. Dann soll das Marmorpalais wieder so aussehen wie auf der historischen Fotografie von 1873: halb verdeckt von haushohen Bäumen.

Auch die kargen Schotterflächen nördlich und südlich des Kopfbaus werden wieder nach historischem Vorbild gestaltet, auf dem Südparterre sind die Arbeiten schon fast abgeschlossen: Dort befindet sich jetzt ein Viereck aus saftigem Grün mit einem schlichten Brunnen in der Mitte, an den Rändern sind bereits Beete vorbereitet. Im Frühling sollen dort die ersten Blumen blühen, zudem werden mehrere Kübel mit damals typischen Pflanzen aufgestellt – etwa Süßkartoffeln mit den charakteristischen herzförmigen Blättern.

Bei den Außenanlagen habe man sich am Zustand von 1880 orientiert, erklärte der Fachbereichsleiter Neuer Garten, Sven Kerschek. Der zukünftige Kaiser Wilhelm II. hatte das Marmorpalais damals zu seinem Wohnsitz umbauen lassen und die beiden Außentreppen an den Kopfbau anbringen lassen – die auch den gesamten Außenbereich beeinflussten. Im April oder Mai könnten die Arbeiten beendet sein – je nach Wetter, so Kerschek. Komplett abgeschlossen ist die Wiederherstellung der Außenanlagen dann aber immer noch nicht, und das könnte auch noch einige Zeit dauern. Denn anders als geplant konnten die vier größeren Brunnen rund um das Marmorpalais nicht restauriert beziehungsweise wiederhergestellt werden, denn das hätte den im sogenannten Masterplan vorgesehenen Kostenrahmen von 1,9 Millionen Euro gesprengt.

Hintergrund sind die Arbeiten an der Seeseite des Marmorpalais, die teurer waren als gedacht. Mehrere Jahre wurden das Uferplateau, die Ufermauer und die Treppen, die zum See hinunter führen, restauriert, was sich als sehr aufwendig erwies. Die Unterkonstruktionen waren durch die starke Feuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen und mussten komplett erneuert werden, genauso wie einige Sandsteinblöcke und Baluster im Geländer, erklärte Projektleiterin Jana Giesa. Außerdem wurde das Schilf entlang der Ufermauer entfernt und der Seegrund von alldem befreit, was in den vergangenen Jahrhunderten im Wasser gelandet ist. Und dann kam den Restauratoren noch der Steinbeißer in die Quere. Der kleine Fisch hatte sich im Uferbereich unterhalb des Marmorpalais angesiedelt und musste während der Baumaßnahmen aufwendig umgesetzt werden. Damit er sich nach seiner Rückkehr wieder wohlfühlt, musste ein Sand bestimmter Körnung und Zusammensetzung aufgeschüttet werden. Offenbar war die Mischung richtig: Einige Exemplare sollen schon gesichtet worden sein.

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