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Welche Schlösser zu bleiben, steht noch nicht fest. Nicht ausgeschlossen ist eine Schließung von Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci.

© Andreas Klaer/PNN

Stiftung muss Geld sparen: Einige Schlösser sollen dauerhaft schließen

In Potsdam und Berlin werden kleinere Schlösser bald nicht mehr zu besichtigen sein. Der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Betreiber fehlen die Mittel.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) muss aus Sparzwängen einige ihrer Schlösser ab 2024 dauerhaft für den Besucherverkehr schließen. Welche Häuser das sind, werde im Laufe des Jahres geprüft und entschieden, sagte SPSG-Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr auf einer Jahrespressekonferenz am Dienstag im Schloss Charlottenburg. Nicht ausgeschlossen sei, dass davon auch Potsdamer Schlösser betroffen sind. Die Bedeutung des Schlossbetriebs und der dafür notwendige Personalaufwand spielten bei der Entscheidung eine Rolle.

Höhere Bau- und Energiekosten, die Inflation und Tarifsteigerungen für die Beschäftigten hätten zu fünf bis zehn Prozent höheren Kosten geführt. Deshalb müsse in allen Bereichen der Stiftung gespart werden, sagte Vogtherr. Es werde für die SPSG in den kommenden Jahren immer schwieriger, eine ausgeglichene Bilanz vorzuweisen. Immerhin erholten sich nach dem pandemiebedingten Einbruch die Besucherzahlen in den Schlössern und damit auch die Einnahmen.

Wieder mehr Besucher

In Potsdam wurden im vergangenen Jahr 609.007 Gäste gezählt. So wurden 6,7 Millionen Euro Einnahmen aus Eintrittsgeldern erzielt. Im Jahr zuvor waren es nur 199.350 Besucher und 2,9 Millionen Euro Einnahmen. Vor der Pandemie kamen 2019 aber noch knapp eine Million Gäste, die für 10,2 Millionen Euro Einnahmen sorgten.

Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, kündigt die dauerhafte Schließung von Häusern für 2024 aus Sparzwängen an.

© Ottmar Winter/PNN

32 Millionen Euro Investitionen

Trotz der Kostenentwicklung investiere die Stiftung in diesem Jahr 32,2 Millionen Euro in den Erhalt von 21 Objekten und damit so viel wie nie zuvor, sagte Vogtherr. Zu den größten Einzelmaßnahmen zählen die Restaurierung des Orangerieschlosses in Sanssouci, des Schlosses auf der Pfaueninsel, der Schlossterrasse in Charlottenburg, des Ökonomiewegs sowie des Roten und des Weißen Hauses im Neuen Garten. Außerdem entstehen drei neue Besucherzentren: in Charlottenburg, am Schloss Schönhausen sowie an der Historischen Mühle in Sanssouci. Zudem wird das Kunstdepot am Hauptbahnhof derzeit um ein Skulpturendepot ergänzt.

Depot beschädigt

Der Gebäudeschaden am bestehenden Depot, der am 14. März durch einen bei Sturm umgestürzten Baukran entstanden war, könne noch nicht abschließend benannt werden, sagte Vogtherr. Das im darunter liegenden Raum deponierte Glas und Porzellan sei unbeschädigt geblieben. Die Ursache für den Unfall, bei dem keine Personen zu Schaden kamen, werde noch geprüft.

Planungen für Parkeintritt

Für die Einnahmen der Stiftung sei auch die jährliche Millionenzahlung der Stadt Potsdam für die Parkpflege wichtig, so der Generaldirektor. Denn durch Vandalismus und den Klimawandel wachse der Aufwand für den Erhalt der Parks. Zudem hingen 16 Gärtnerstellen an dieser Zahlung. Die SPSG hat ein Eintrittsmodell vorbereitet, das greifen soll, wenn die Stadt ihren Beitrag für die Parkpflege nicht mehr zahlt. Vogtherr sprach von einer „sozial ausgewogenen Preisstruktur“. Geplant ist ein Eintritt von 3, ermäßigt 2 Euro. Jahrestickets sollen für 20 und 12 Euro erhältlich sein. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre bleibt der Eintritt frei. Alle Eingänge sollen offen bleiben. Es werde aber weiter mit der Landeshauptstadt verhandelt, so Vogtherr.

396 Bäume werden gefällt

Der Klimawandel sorge nicht nur für einen erhöhten Pflegeaufwand, sondern werde die Parkanlagen auch nachhaltig verändern. Allein in den Potsdamer Parks müssten 396 alte Bäume wegen Schäden gefällt werden. „Wir werden zunehmend in Gärten spazieren, in denen die großen Bäume selten sind“, sagte Vogtherr. Im Park Sanssouci werden im Mai Führungen zum Thema Klimawandel angeboten. 2024 werde zum Themenjahr „Klimagarten“. Das Thema des Jahres 2023 ist aber die koloniale Geschichte der Stiftungssammlungen. Dazu gibt es vom 4. Juli bis zum 31. Oktober eine Sonderausstellung im Schloss Charlottenburg.

Ungewissheit über Eigentum

Die jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen um Entschädigungsforderungen des Hauses Hohenzollern hätten die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Kolonialzeit nicht befördert, so Vogtherr. Mit der Rücknahme der Berufungsklage durch den Prinzen von Preußen sei nun lediglich für ein Viertel des Sammlungsbestandes die Eigentumsfrage durch ein jetzt rechtskräftiges Urteil geklärt. Für drei Viertel der SPSG-Sammlungen gebe es noch Klärungsbedarf. „Das ist sehr komplex“, sagte der Generaldirektor. Die Juristen hätten bei der Übergabe vieler Bestände vor 100 Jahren offen gelassen, wem diese gehören. Das sorge bei Juristen heute für Freude, sagte Vogtherr.

Vogtherr erwähnte auch den russischen Drohnenangriff auf das Weltkulturerbe in Odessa am Dienstagmorgen. Zum Glück könne das Potsdamer Weltkulturerbe in Potsdam in Friedenszeiten besucht werden. Für Sanssouci und Charlottenburg seien inzwischen Multimediaguides auf Ukrainisch im Angebot. 20.000 ukrainische Gäste seien 2022 gezählt worden.

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