Jann Jakobs über Leitbild der Stadt Potsdam: „Das Leitbild wird ein Gewicht haben“

Herr Jakobs, warum braucht Potsdam ein Leitbild?

In einer wachsenden Stadt wie Potsdam ist es wichtig, bei der Entwicklung Prioritäten zu setzen, weil wir nicht alles gleichzeitig machen können. Wir wollen wissen, was die Menschen hier wirklich bewegt und daraus Schwerpunkte für die Politik der nächsten Jahre ableiten.

Wie wird denn ein solches Leitbild aussehen?

Vor allem soll es Themen festlegen, die den Potsdamerinnen und Potsdamern wichtig sind. Ein Beispiel: Ich glaube, dass etwa der Verkehr eine große Rolle spielen wird. Wenn die Bürger dann zum Beispiel wollen, dass der Nahverkehr künftig kostenlos sein soll, müssen wir uns damit auseinandersetzen. Wobei es weniger um konkrete Maßnahmen geht als um eine Rangfolge von Themen. In diesen Bereichen wollen wir in den nächsten Jahren auch verstärkt investieren. Welche Maßnahmen dann konkret ergriffen werden, könnte auch Gegenstand einer weiteren Bürgerbeteiligung sein.

Die Stadtverordneten müssen das Leitbild absegnen. Wie wollen Sie erreichen, dass die Bürgervorschläge nicht im Parteienstreit zerpflückt werden?

Natürlich wird jede Partei versuchen, das Ergebnis zu interpretieren, das ist auch legitim. Aber wenn das Verfahren gut läuft und sich viele Potsdamer daran beteiligen, dann wird das ein Gewicht haben, über das sich die Fraktionen im Stadtparlament nicht hinwegsetzen können.

Wie lässt sich denn nachprüfen, dass die Richtlinien auch umgesetzt werden?

Mit dem Leitbild entsteht ein Konzept, das nachhaltig ist, weil es abseits kurzfristiger politischer Stimmungen die Richtlinien der Stadtentwicklung bestimmt und überprüfbar macht. Und am jeweiligen Haushalt können die Bürger immer ablesen, ob das Leitbild auch umgesetzt wird.

Die Fragen stellte Peer Straube

ZUR PERSON: Jann Jakobs, 61, ist seit zwölf Jahren Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam. Zuvor war der Sozialdemokrat fünf Jahre lang Sozialbeigeordneter.