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Landeshauptstadt: Creme für Deichschützer

Meldungen vom Hochwasser ließen den Potsdamer Harald Rettich nicht kalt. Spontan brachte er Hilfe

Die Havel fließt zwar recht friedlich in ihrem Bett. Das heißt aber nicht, dass die Potsdamer vom Hochwasser völlig unbeeinflusst sind. Im Gegenteil: Der Potsdamer Harald Rettich verfolgt mit größter Spannung auf Facebook die Meldungen von den Helfern in den Hochwassergebieten. Da gibt es Deichschützer, die direkt von der Elbe schreiben, dass sie mit hundert Leuten dastehen und durchhalten, aber dringend Trinkwasser oder Sandsäcke brauchen. „Es ist ergreifend, das zu lesen“, sagt der 44-Jährige, da könne er nicht einfach nichts tun. Donnerstagmittag bestieg der selbstständige Persönlichkeitsberater seinen VW Touran, vollbeladen mit Sonnencreme, 100 Litern Getränken, aber auch Kaffee, Kleidung, Babysachen und Spielsachen, um sie zu den Fluthelfern und -betroffenen zu bringen. „Man muss einfach helfen, wenn man die Möglichkeit dazu hat“, sagt er.

In Breitenhagen in Sachsen-Anhalt wird Rettich bereits erwartet. „Die wissen schon, dass ich unterwegs bin“, erklärt der Potsdamer am frühen Nachmittag – der spontane Informationsaustausch der spontanen Helfer erfolgt über soziale Online-Netzwerke. Und die Hilfe ist zielgerichtet: Am Morgen wollte Rettich zunächst nach Aken bei Dessau fahren, doch die Lage in Breitenhagen sei schlimmer, hieß es dann und Rettich reagierte.

Die Hilfsgüter in Rettichs Mini-Van haben Potsdamer Bürger zusammengetragen, die im Geschäftsnetzwerk Potsdam aktiv sind – „eine kleine feine Einheit“, wie Rettich sagt. Mittwochabend machte er seinen Spendenaufruf online, die Reaktion war so zahlreich, dass der gebürtige Oberbayer bereits am nächsten Tag mit den Sachen auf Hilfstour gehen konnte.

Am Abend überrascht Rettich mit der Nachricht, er befinde sich in Calbe. In Breitenhagen seien seine Hilfsgüter sehr willkommen gewesen, wenn auch nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Eine Fluthelferin von der Sandabfüllstelle habe dringend nach Hause gemusst und Rettich fuhr sie nach Calbe. Aber auch dort werden Helfer dringend gebraucht. In dem Moment, als Rettich der Anruf aus Potsdam erreicht, steht der Helfer aus Brandenburgs Hauptstadt gerade mit 150 Mann an einer Sandabfüllstelle. Rettich erklärt, er wolle noch bis 20 Uhr mit anpacken und dann nach Hause fahren. Sein dringender Appell: Jeder kann helfen, „notwendig wäre es“.Guido Berg

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