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Lieber Distanz zu Schülern halten?

© dpa

Sollen Politiker kurz vor der Wahl in Schulen auftreten ?: Contra

Politik muss man nicht an der Schule und nicht von Politikern lernen. Für Letztere sind Kinder vor allem ein gutes Fotomotiv. Für die Kinder gilt der Lehrsatz: Parteien sind nicht alles, sagt Peter Tiede.

Man mag darüber streiten können, ob Brandenburgs Bildungsministerium zu streng ist, wenn es um die oben beschriebenen Podiumsdiskussionen geht, die die Schüler selbst wollten. Die Diskussionsrunden können aber auch außerhalb stattfinden – so viel Kreativität darf sein. Die Aula ist kein Muss. Politiker haben ihr Parlament, die offene Bühne ist ihnen volksgegeben. Wer Politiker – und besonders Parteien – nicht konsequent fernhält, wird sie nicht los. Kinder und Schulen sind ein zu gutes Fotomotiv. Zu besichtigen alljährlich beim Verteilen der Verkehrswachtsmützen oder Bio-Brotboxen an Erstklässler. Kinder und Tiere – das geht auch in der Politik immer. Daher: Konsequenz! Politiker haben an Schulen nichts zu suchen. Was auch?

Und um etwas über Politik zu lernen, bedarf es auch keiner Politiker – jedenfalls nicht an Schulen. Für die Grundlagen sind an den Bildungseinrichtungen ausgebildete Fachkräfte vorhanden: Lehrer. Für den Praxisteil können und sollen diese mit ihren Schülern zur Politik gehen. Schüler sollen sich vor Ort ein Bild davon machen können, wie (und ob) das, was theoretisch gelehrt wurde, praktisch funktioniert. Schulen sind Bildungs-, keine Politikeinrichtung, schon gar keine Werbeflächen für Parteien und deren Jugendgruppen. Auch das kann man lehren. Schule ist aber der richtige Ort, um Kindern beizubringen, was das Grundgesetz klar regelt: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ Sie sind nur ein Teil davon. Wer also Kinder in die Lage versetzen will, mündige Bürger werden zu können, die Politik zu durchschauen, der bringt ihnen bei, dass Parteien nicht alles sind, der erzieht zur freien Rede, lässt frei denken, lehrt Widerstand und Gegenrede und Eigensinn, der interessiert für das Gemeinwesen, lässt an der Schule Mitbestimmung üben – erklärt aber auch, dass Politiker nicht ansteckend sind und Politik keine Krankheit ist. Dann können Kinder der Politik dort wissend begegnen, wo sie hingehört: außerhalb der Schule.

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